Kapitel 102

165 13 5
                                    

Thalon schlief die erste Nacht gut durch. Allerdings wachte er schon früh auf, das konnte Ciel durch das Babyphone hören. Sein Tag begann also schon um sechs Uhr. Während Sebastian noch schlief, ging der Junge in das Zimmer nebenan und sah nach dem Kleinen. Er wechselte die Windel und zog ihm etwas Frisches an. Mit einem Tuch reinigte er das Gesicht und die Hände. Thalon beobachtete Ciel mit seinen Augen und schien recht interessiert. Er nuckelte an seinem Schnuller und ließ sich umhertragen. Ciel ging mit ihm ins Bad und machte sich selbst fertig. Mit seinem Sohn ging er die Treppe hinunter in das Wohnzimmer. Dort breitete er eine Decke am Boden aus und legte ein paar Kissen dazu. Mit ein paar Kuscheltieren legte er Thalon in diese Kuschelecke.

Da die Mutter jetzt wach war, entschied er sich den Laufstall, welchen er bestellt hatte, aufzubauen. Eigentlich wollte er, dass dies Sebastian erledigte, da die Schmerzen noch immer nicht verschwunden waren, doch nun war er wach und wollte sich beschäftigen. Langsam schob er den Tisch auf die Seite und setzte sich auf den Boden. Mit einer Schere öffnete er den Karton und holte die Einzelteile hervor. Zu seinem Glück war die beiliegende Anleitung auch auf seiner Sprache verfasst worden, weshalb er sich beim Aufbau leichter tat. Mit dem verfügbaren Werkzeug baute er Stück für Stück den tiefschwarzen Laufstall auf. Er war aus stabilem Metall, welches mit einem angenehmen Stoff überzogen wurde. An den längeren Seiten war ein Netz, durch das Thalon hindurchsehen konnte. Als der Laufstall fertig aufgebaut war, setzte sich Ciel für einen Moment hin. Er hatte eindeutig seine Schmerzen unterschätzt und fühlte diese durch sein Becken ziehen. Erst nach einigen Minuten erhob er sich wieder und stellte das Mobiliar in die dafür vorgesehene Ecke. Den Laufstall schmückte er mit Decken und Kissen aus.

Zufrieden damit fütterte Ciel seinen Sohn und legte ihn dann in diesen hinein. Müde gähnte der Kleine und schloss seine Augen. In dem Moment, als Thalon einschlief, klingelte es an der Tür, weshalb Ciel an diese ging. Er konnte bereits anhand des Glases erkennen, wer vor dieser wartete. Es war Manakim mit einer Tüte in der Hand. „Hallo Mama, wie war die erste Nacht?" Ciel schmunzelte. „Gut, aber er war heute schon früh wach." Sie gingen in das Wohnzimmer. Sofort lief Manakim auf den Laufstall zu und sah in diesen hinein. „Hallo Thalon." Er streichelte seine Wange und ließ ihn dann von ihm ab. „Ich lass ihn schlafen." Ciel setzte sich auf die Couch und blickte lächelnd zu dem Dämon. „Wo ist denn der Chef?" Der Junge verdrehte die Augen. „Der Lustmolch schläft noch. Er kann dort ruhig noch eine Weile bleiben." Manakim schmunzelte. „Wieso denn Lustmolch?" Ciel drehte sich zu dem Mann. „Kannst du dir vorstellen, dass er gestern Abend gejammert hat, dass er jetzt keinen Sex haben kann? Ich habe gerade einen Dämon aus mir rausgepresst und er sagt sowas." Manakim lachte. „Das ist typisch für ihn." „Ich dachte wirklich ich höre nicht richtig."

Der Dämon schmunzelte. „Ich habe hier im Übrigen etwas für dich." Er reichte ihm die Papiertüte. Ciel nahm das Geschenk aus dieser und betrachtete es. Es war ein Strampelanzug in schwarz jedoch mit einem Teddybärenfell. „Ich habe es heute im Schaufenster gesehen, als ich in der Stadt war und musste dir einfach mitbringen." Ciel lächelte breit. „Es ist wundervoll, vielen Dank." Sie umarmten sich kurz. „Warum bist du eigentlich schon hier?" Manakim lehnte sich zurück. „Asmodeus hat heute um zwölf an geordert, dass sich das Volk in der Stadt versammelt, da er etwas zu verkünden hätte. Was das wohl sein wird?" Ciel sah den Dämon erstaunt an. „Heute? Davon hat er mir noch gar nichts erzählt... Dieser Kerl." Manakim schmunzelte erneut. „Ich habe das Gefühl, dass du gar nicht weißt, wie Asmodeus wirklich ist." „Und ich habe das Gefühl, dass ich es gerade erfahre." Beide lachten leicht. „Reg dich nicht auf Ciel. Er ist der Herrscher und hat selbst einige Bedingungen zu erfüllen. Bis zwölf hast du noch genügend Zeit."

Ciel nickte seufzend. „Da du ja jetzt da bist, werde ich mich hier und jetzt noch etwas schlafen legen." Der Dämon stimmte dem zu und beobachte den Jungen wie er sich langsam und vorsichtig auf die Seite legte und sich dabei zudeckte. „Wie geht es den Schmerzen?" Ciel reichte ihm die Fernbedienung, die vor ihm lag. „Etwas besser als gestern, aber immer noch unangenehm und stechend." Manakim nahm diese während des Gesprächs an sich. „Soll ich dir eine Wärmflasche machen?" Der Junge schmunzelte. „Nein. Pass bitte einfach auf Thalon auf. Mehr verlange ich gar nicht. Ich weiß nicht, wann der Herr da oben mal aufsteht." Der Dämon lächelte. „Ruh dich aus. Ich wecke dich, wenn etwas ist."

Beruhigt schloss Ciel seine Augen. Aufgrund der Erschöpfung noch vom Vortag schlief er recht schnell ein. Manakim sah etwas fern und hatte Thalon im Auge. Nach einer Stunde kam Sebastian verschlafen ins Wohnzimmer. „Was machst du denn schon hier?" Der Dämon hob eine Braue und sah den Herrscher an. „Die eigentliche Frage ist, warum du erst jetzt kommst. Ist dir noch gar nicht bewusst, dass du einen Sohn hast." Empört sah er seine n Freund an. „Natürlich habe ich das, ich habe so tief geschlafen, dass ich es gar nicht wahrgenommen habe, dass Ciel aufgestanden ist. Manakim schaltete den Fernseher aus. „Nach vier Stunden? Du hast ihm auch gar nicht erzählt was du vorhast?" Sebastian küsste Ciels Schläfe. „Es ist gestern viel passiert, wann hätte ich es ihm denn sagen sollen?" „Vielleicht in dem Moment, als du wegen dem fehlenden Sex gejammert hast?" Überrascht weitete er die Augen, als er diesen Vorwurf hörte. „Es war ein Scherz, ich wollte die Stimmung auflockern."

Manakim lachte leicht. „Damit hast du ins Schwarze getroffen. Also wirklich. Seit heute Morgen um sechs ist er wach. Er hat das Laufgitter aufgebaut und sich um Thalon gekümmert, obwohl er noch immer Schmerzen hat, und dann willst du heute vor dem Volk sprechen?" „Was mischt du dich denn jetzt damit so ein? Ich weiß, was ich tue. Ich bin der Herrscher." „Das sagt gar nichts aus. Denk nach Asmodeus. Du bist jetzt Vater." Beide Dämonen fangen an sich gegenseitig anzuknurren, bis Ciel sie unterbrach. „Wenn ihr beiden jetzt nicht sofort aufhört euch zu streiten." Genervt verschränkte Sebastian seine Arme. „Ich sollte jetzt wohl gehen." Sebastian äußerte sich zu dieser aussage nicht. „Du bleibst hier, Manakim und du Sebastian setzt dich jetzt endlich hin, ich kann es nicht ausstehen, wenn du einfach so dastehst. Es gibt mir das Gefühl, als würdest du auf einen Befehl von mir warten." Der Dämon seufzte und setzte sich neben seinen Freund. „Jetzt diskutiert euch aus. Normal, wie Männer und nicht wie in einem Kindergarten." Ciel gab auf weiter zu schlafen und stand auf. Langsam, aber stetig. Sebastian erkannte nun, was Manakim gemeint hatte. „Hier." Ciel reichte ihm die Papiertüte. „Das hat uns Manakim geschenkt."

Sebastian blickte in diese und betrachtete den Strampelanzug. „Wow... er ist süß. Danke..." Manakim blickte den Dämon neben sich nicht an. „Ich habe es für Thalon gekauft, nicht für dich." Sebastian verdrehte die Augen genervt, doch erkannte den lodernden Blick seines Geliebten. Er seufzte. „Du hast Recht, Manakim. Tut mir leid." Manakim schwieg. Er blieb bei seiner Meinung und war noch immer genervt, dass Sebastian den Ernst der Lage nicht erkannte. „Ich werde die Zusammenkunft vertragen... und auf Ciel achten. Ich habe an meine Verpflichtungen gedacht und das alles nicht richtig wahrgenommen. Du hattest auch Recht, dass ich jetzt Vater bin und mich auf Thalon konzentrieren sollte." Manakims Blick schweifte zu Sebastians. „Dann halte dich daran auch. Versetz dich in seine Lage. Ich habe das Gefühl, dass ich mehr davon verstehe als du, obwohl ich nicht der Vater bin." Sebastian weitete die Augen, als er das hörte. Hatte Manakim tatsächlich diesen Eindruck von ihm? Er kümmerte sich doch um seinen Sohn, oder etwa nicht?

Der Herrscher dachte darüber nach und senkte seinen Kopf. Manakim sprach tatsächlich die Wahrheit. Natürlich war Thalon erst seit einem Tag auf der Welt, doch seitdem kümmerte sich Ciel um ihn, auch wenn dieser Schmerzen verspürte. Wenn sein Sohn schrie oder Geräusche machte, lief der Junge immer zu ihm und versorgte ihn. Egal ob dies das Wechseln der Windeln beinhaltete oder ihn zu füttern. „Liebster, geh nach oben und leg dich etwas hin." Manakim sah auf. „Bist du dir sicher?", fragte Ciel. „Natürlich. Du bist schließlich noch immer erschöpft. Ich mache dir gleich eine Wärmflasche." „Bekommst du das auch wirklich alles hin?" Sebastian küsste den Jungen kurz auf die Lippen. „Selbstverständlich. Er ist schließlich auch mein Sohn." Ciel lächelte und nickte. „In Ordnung." Er ging die Treppen nach oben und legte sich in das weiche Bett. Sebastian sah nach Thalons Wohlergehen. Als er erkannte, dass dieser schlief ging er in die Küche und erwärmte etwas Wasser. Manakim lächelte nun wieder. //Ich war schon etwas hart zu ihm, doch er ist mal wieder in die alte Masche gefallen... was hätte ich denn sonst tun sollen?// Der Herrscher brachte Ciel die Wärmflasche und küsste seine Stirn. Dann nahm er wieder Platz auf dem Sofa ein und blickte von dort aus lächelnd zu seinem Sohn.

„Danke, Manakim. Ich habe es selbst erst jetzt bemerkt." Manakim nickte. „Deshalb bin ich da. Nicht wahr, Papa?" Sebastian lachte. „Ja, Onkelchen." 

Sebastian x CielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt