Kapitel 145

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Doch schon nach dem Duschen stellte sich heraus, dass Ciel es doch nicht einfach so wegstecken konnte, was passiert war. Sebastian hatte sich kaum unter Kontrolle und ließ seinen ganzen Frust an seinen Geliebten aus, auch als dieser das Safeword sagte, hatte er nicht abgebrochen, obwohl es dies nach Aussprache des Wortes erforderte. Nach dem sich der junge Dämon für die Nacht gekleidet hatte ging er dem Herrscher aus dem Weg. Er bemerkte, dass er Zeit für sich benötigte, um wieder Klarheit zufassen, ohne einen Streit zu verursachen. Allerdings gefiel das Sebastian überhaupt nicht. Egal wohin Ciel ging, so folgte der Teufel ihm.

Der junge Dämon hatte wirklich starke Nerven, doch jetzt wurden sie dadurch ziemlich strapaziert. Als Ciel in die Küche ging, um in den Garten zu gehen, drehte er sich schlagartig um und sah den Herrscher mit leuchteten Augen an.

"Láttu mik í fríð!"

Sofort hielt Sebastian inne, als er das hörte. Ciel hatte in der letzten Zeit die Sprache der Dämonen gelernt, ohne es seinem Mann zu sagen. Er wollte sie erlernen, um mehr Wissen erlangen zu können, doch er hatte nie geglaubt sie als erstes so nutzen zu müssen. Seine Worte waren: Lass mich in Ruhe! Er hatte im Gefühl, wenn er es in der englischen Sprache sagen würde, dass es nichts bringen würde. Sebastian hingegen hatte keine Ahnung und dass sah man ihm auch an. Perplex wollte er sich nochmals vergewissern sich nicht überhört zu haben. „Hví?" Er wollte ganz klar wissen warum. Ciel hatte den Herrscher unlängst durchschaut. Er wusste, dass Sebastian ihn testen wollte, doch er sollte wissen, dass er genervt von ihm war.

„Þú gengr á taugar mínar. Þat var rétt of mikið. Þú heyrðir ekki þegar ég sagði orðið. Láttu mik."

(du gehst mir auf die Nerven. Das war gerade zu viel. Du hast nicht mal gehört, als ich das Wort gesagt habe. Lass mich.)

Dies sagte er mit leuchtenden Augen und zeigte zur Verdeutlichung seine Reißzähne. Ciel ließ den Dämon nicht zu Wort kommen und ging nach draußen. Sebastian seufzte. Einerseits war er überrascht und begeistert, dass Ciel seine Sprache nun beherrschte und ihn verstand, doch andererseits war er bedrückt darüber, dass er wieder zu weit gegangen war und das über Ciel nicht einfach so hinweg ging. Standen sie wieder am Anfang? Der Herrscher entschied sich seinem Geliebten den nötigen Abstand zu geben, welcher dieser einforderte. Trotzdem blickte er immer wieder nach draußen, um zu sehen, was dieser tat.

Ciel hatte sich auf einen der Liegen gelegt und in den dunklen Himmel gesehen. So wollte er sicher nicht mit Sebastian darüber sprechen, schon gar nicht auf der Sprache der Dämonen, doch er brauchte Abstand. Es war so viel auf einmal. Eine Reizüberflutung während man schwanger war, kann ziemlich weh tun, so war es auch jetzt der Fall. Man balancierte auf einen dünnen Draht zwischen Lust und Schmerz. Ciel hatte das Safeword nicht ohne Grund gesagt, doch so langsam hatte er das Empfinden, dass Sebastian gar nicht weiß wie sehr so etwas schmerzen kann.

Für den Moment genoss er einfach die Stille und streichelte seinen Bauch. Die Schmerzen wurden schon besser und die Ruhe tat gerade sehr gut. Noch immer konnte er es nicht fassen, dass er bald Zwillinge bekommen würde. Die erste Geburt hatte es schon in sich, weshalb Ciel sehr viel Respekt vor der nächsten hatte, denn allzu lange würde das nicht mehr dauern in wenigen Tagen würde er wohl bald den dritten Monat erreichen. Darauf freute er sich jedoch, denn dann würde man die Geschlechter bestimmen können.

Als es ihm einigermaßen besser ging und seine Laune sich besänftigt hatte, kam Sebastian zu ihm mit einer Tasse Tee. Ciel sah auf und nahm die Tasse entgegen. „Mér þykir það leitt." Mit diesen Worten entschuldigte sich der Herrscher und setzte sich auf den Boden, neben seinem Mann. „Ek vissa ekki, at þú mundir mál mitt tala." (Ich wusste nicht, dass du meine Sprache sprechen würdest.)

Ciel nippte an der Tasse und schloss etwas seine Augen. „Ich habe meinen Nutzen davon und wenn du nicht auf das englische hörst, muss ich zu anderen Mitteln greifen." Sebastian streichelte etwas Ciels Bein. „Es ist schön... warum gast du nichts gesagt?" „Warum sollte ich? Ich bin erst seit kurzer Zeit der Sprache her und du seit deinem ganzen Leben." „Du wirst immer mehr Dämon als ich gedacht habe... habe ich dich verletzt?" Nun streichelte der Herrscher den Bauch des jungen Dämons. „Já, hefir þú." (Ja, hast du.), antwortete Ciel trocken. Sebastian sollte wissen, was er getan hatte, auch wenn er ihm innerlich bereits verziehen, hatte. Wie sollte es anders sein? Er hatte einfach Zeit gebraucht, um das zu verdauen. „Tut mir leid, dass wollte ich nicht. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle." „Das passiert dir ziemlich oft, hab ich Recht?" Ciel erhob sich und sah zu dem Herrscher hinab. „Wenn ich nicht schwanger wäre, dann hätte ich vermutlich anders reagiert, doch so etwas kann weh tun Sebastian. Überleg das nächste Mal. Sprich mit mir, wenn du so eine innerliche Wut oder Erregung hast. Du wirst erneut Vater, vergiss das nicht und jetzt komm. Ich will ins Bett, ich bin müde."

Sebastian hatte nun begriffen, warum Ciel sich so verhalten hatte. Er war sich sicher, dass Ciel dies anders lösen wollte, doch er der Grund war, warum der Abend so gelaufen war. Nun werden wieder anstrengendere Tage kommen, dass wusste er. In bestimmten Wochenabschnitten begannen die Dämonenbabys zu wachsen. Das schlug Ciel nicht nur auf den Magen, sondern auch auf den ganzen Körper. Er war müde und konnte sich kaum bewegen. Meist lag er Tage lang regungslos auf dem Sofa und setzte sich nur auf, um gegen die Übelkeit anzukämpfen. Thalon versuchte in dieser Zeit besonders für seine Mutter dazu sein. Er deckte ihn zu oder las ihm etwas vor, soweit es ihm möglich war. Das was er aber am liebsten tat, war mit Ciel zu kuscheln. Oft krabbelte er unter die Decke und kuschelte sich an die Seite oder die Brust und schlief mit auf dem Sofa. Er wollte in dieser Zeit auch nicht mehr in sein Zimmer gehen. Alles, was er wollte, war bei seiner Mutter zu sein. Das freute Ciel sehr und das sagte er seinem Sohn auch, welchen er über alles liebte.

Hin und wieder bekam Ciel von Thalon einen Kuss auf die Backe oder Stirn und wurde durch das Haar gestreichelt. Diese Nähe genoss Ciel sehr. Jetzt lagen sie zu zweit auf der Couch und hörten etwas Musik. In der Zeit hatte Sebastian Manakim gebeten vorbeizukommen, da er auf ein wichtiges Meeting des Rates musste. „Hallo ihr zwei.", begrüßte Manakim die Beiden auf dem Sofa. „Wie geht es dir, Ciel?" „Mhh... könnte besser sein." Der Herrscher kam gerade die Treppen nach unten. Er hatte eine enge schwarze Jeans an und ein enges Oberteil. Über seinen Schultern hing sein Umhang. Das Gewand des Herrschers. Sanft küsste er die Stirn seines Geliebten. „Ich bin bald wieder zurück. Falls etwas ist, sprich mit Manakim. Wenn es schlimmer wird, dann zögere nicht und ruf mich an." Thalon wuschelte er durch das Haar. „Bis bald, großer. Pass aug alle auf."

Manakim lächelte und winkte leicht. Weitete dann seine Augen, als Ciel Sebastian verabschiedete.

„Vertu blessaður."

„Huh?... Seit wann...kannst du...?"

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Die Sprache die ich hier verwende ist altnordisch, so wie es die Wikinger taten. Das liegt daran, dass es keine konkrete Dämonensprache gibt. Aber ich find Altnordisch passend und liebe die Mythologie dahinter. :) Bald wissen wir was sie werden!

Sebastian x CielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt