Kapitel 126

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Ciel hatte gut geschlafen, fühlte sich am Morgen jedoch unverändert. Irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl. Warum war eigentlich alles so friedlich in der Hölle? Natürlich sollte er sich wohl daran gewöhnt haben, wie es jetzt war, doch es fehlte ihm etwas. Früher hatte er den Tag über gearbeitet und Aufträge erfüllt. Nun saß er jeden Tag herum und vergnügte sich mit Freunden. Irgendwie hatte das nicht so seine Richtigkeit. Natürlich würde er nicht wieder zurückwollen, denn er hatte nun eine wundervolle Familie, doch manchmal da würde er gern wieder arbeiten. Sebastian hatte einige Aufgaben, doch dabei konnte Ciel ihm nicht helfen.

Es ging ihm auch nicht nur um das Arbeiten. Er hatte das Gefühl, dass er kein richtiger Dämon war. Er wurde nicht als Teufel geboren und hatte schon im Menschendarsein mit dämonischen Kräften zu tun. Er wurde mit einem Dämon schwanger. Natürlich wurde er dann zu einem Teufel durch Sebastians Hilfe, doch selbst Thalon war mehr Dämon als er selbst. Sein Sohn hatte mehr Anzeichen eines Dämons. Es war zwar schön, doch er hatte irgendetwas seltsames im Gefühl.

Ciel ging die Treppe nach unten. Sebastian schlief noch im Bett und auch Thalon war noch nicht wach. Er schaltete das Licht in der Küche ein und holte sich ein Glas mit einem guten Rotwein. Eigentlich trank er nie wirklich Alkohol, nur wenn er mit Bard zusammen war, doch heute fühlte er sich danach. Er sah durch die Theke und erblickte Manakim, der auf der Couch noch schlief. Mit dem Glas in der Hand ging er wieder nach oben. Er nahm Platz an seinem Schreibtisch und nahm ein Buch hervor. Wenn er die Zeit fand, durchblätterte er dieses, um die dämonische Sprache besser verstehen zu können. Ciel trank von dem Wein und seufzte. Er war heute so lustlos, es sollte wohl etwas passieren, damit wieder etwas Spannung herrschen würde.

In genau diesem Moment spürte etwas Kaltes und Scharfes an seiner Kehle. Er versuchte zu erkennen, was es war, doch im selben Moment wurde er an seinen Haaren nach hinten gezogen. Er blickte in gelbliche Augen und erstarrte an dem blutbedeckten Gesicht. „Owytial-" Ihm stockte der Atem. „Du bist also der Geliebte des Herrschers?", lachte er. „Was-... warum lebst du noch?", fragte Ciel schockiert. „Sagen wir so, ich habe nur knapp meine Seele entweichen lassen." „Was willst du von mir?" „Ich werde Asmodeus etwas wegnehmen, was er liebt. So wie er es bei mir getan hat." Der Dämon packte Ciel am Arm und zog ihn mit sich. Er versuchte sich zu wehren, doch das dämonische Metall lag zu dicht an seiner Kehle. Er dachte an so viel. Thalon, Sebastian, Manakim. Doch er hatte keine Wahl. Er konnte sich nicht widersetzten. Er wusste nicht wie.

Owytial nahm Ciel mit sich und zerrte ihn in sein Dorf. Wohl eher, was davon übrig war. Alles war in Schutt und Asche. Gelegentlich brannten noch einige Trümmer vor sich hin. Es sah grauenvoll aus. Der Dämon legte Ciel, an seinem Hals und seinen Händen, Ketten aus dämonischem Stahl an, was ihn daran hinderte Kräfte einsetzten zu können, wenn er welche besäße. Auf einem schwarzen, kaputten Thron setzte sich Owytial hin und blickte auf Ciel nieder, der vor ihm kniete. „Warum bin ich hier?" Der Dämon grinste. „Du wirst von nun an bei mir bleiben. Ich will, dass Asmodeus leidet. Nicht nur er, auch du. Zur Strafe, weil du dich auf ihn eingelassen hast." „Ich weiß nicht, was Sebastian dir angetan hat." „Sebastian? Ach so nennst du ihn also?" Ciel sah zu Boden. „Selbst wenn du es nicht weißt. Er hat mir alles genommen." Ciel wusste nicht, was er tun sollte. Er wollte zu Sebastian und Thalon. Wie sollte er je wieder aus dieser Situation kommen? Ihm sind die Hände gebunden, doch ist das die einzige Chance, um sie so in Sicherheit zu wissen?

„Sprich von dir. Du bist kein richtiger Dämon, nicht wahr? Was hat er nur an dir gefunden?" Der Junge schwieg und sah nur finster drein. Egal was er sagen würden, es würde seine jetzige Situation nicht verbessern. Es ist besser, wenn Owytial nicht mehr weiß. Die Strafe für sein Schweigen, spürte er durch einen plötzlichen Peitschenhieb, des Dämons vor ihm. Seine Kleidung riss auf. Das Metall schnitt sich durch das Fleisch und hinterließ Striemen. Es schmerzte, doch Ciel biss die Zähne zusammen. „Du bist zäh, doch nicht mehr lange. Er wird dich hier nicht finden." Ciel strich über den Ehering an seinem Finger und sah in den roten Himmel.

„Du machst mir keine Angst, Dämon. Ich habe so vieles erlebt, da ist dein erbärmliches Leben nichts dagegen." Ciel wusste, dass er Owytial damit provoziert hatte, denn er nächste Hieb wartete nicht lange auf ihn. Er biss sich für einen Moment die Zähne zusammen. Auch wenn er jetzt stark war, so hoffte er innerlich, dass Sebastian bald bemerken würde, dass er fehlte und sich auf die Suche machte. Selbst wenn dem nicht so war, so konnte er ihn wenigstens so aus der Ferne beschützen. Wenn es einen Moment der Schwäche geben würde, so würde er diesen nutzen und Owytial endgültig beseitigen. Er musst es tun. Für sich selbst und für seine Familie. Für Manakim und Thalon.

Für Sebastian. 

Sebastian x CielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt