Kapitel 123

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Ciel konnte kaum schlafen. Immer wieder plagten ihn Alpträume. Er erinnerte sich an den Anblick, den er gesehen hatte, als Sebastian gegen den Fluch gekämpft hatte. Die vielen Pfeile in seinem Rücken, die Klinge durch das Bein und der heftige Blitz, der dem ein Ende setzte. Als Sebastian auf die Knie fiel und dabei war sein Leben zu verlieren, war schrecklich mit anzusehen.

Alles, was danach geschah konnte er nicht sehen, denn die Dämonen hatten ihn gefunden und zurückgebracht. Als Manakim die Pfeile und das Schwert entfernte und das Blut nur so lief, konnte Ciel einfach nicht wegsehen. Er hatte gedacht, dass der Herrscher es nicht schaffen würde. Zu dem malte er sich immer wieder aus, wie angespannt Sebastian doch gewesen wäre, wenn er ihm erzählt hätte, dass er ein Kind in sich spürte. Wäre er dann tatsächlich gestorben, weil er zu viele Gedanken daran verschwendet hätte, oder hätte er nicht einmal daran gedacht? Doch er war froh, dass er es ihm nicht gesagt hatte. Eine solche Enttäuschung wollte er ihm nicht antun.

Als er nun endlich seine Augen aufmachte, erkannte er, dass Sebastian und Manakim noch schliefen. Sebastian lag gekrümmt und schwitzend auf dem Bauch und war alles andere als entspannt. Es schien ihm alles zu schmerzen. Manakim lag ihm gegenüber auf der Seite schlafend, um nicht seine Schulter zu belasten.

Ciel erkannte, dass sich die Verbände von Sebastian mit Blut vollgesaugt hatten, und entschied sich so gleich neue zu besorgen. Jetzt war er derjenige, der in der Lage war zu helfen. Zuerst nahm er eine Schüssel und füllte sie mit warmem Wasser und legte einige Tücher dazu. Neue Verbände hatte er ebenfalls parat gestellt. Vorsichtig weckte er Sebastian auf. „Hey... versuch dich etwas aufzusetzen." Sebastians Augen leuchteten auf und die Zähne blitzten hervor. Angestrengt setzte er sich auf und fauchte vom Schmerz auf. Ciel ignorierte dies gekonnt und entfernte vorsichtig den Verband an dem Oberkörper. Behutsam wusch er das Blut von der Haut und sah sich die Wunde an. Man konnte deutlich die vielen Löcher sehen, die die Pfeile hinterließen hatten. Mit einem neuen Verband und Kompressen verband er den Rücken über der Brust und sah nicht von seiner Tätigkeit auf. Er konnte in diesem Moment nicht mit dem Herrscher sprechen. Zu viel brodelte in ihm, was ihn nur noch mehr aufwühlen würde. Sebastian erkannte, dass etwas nicht stimmte und beobachtete die Hände seines Geliebten, als dieser sich dem Verband am Bein näherte. Sie zitterten leicht, als sie ihn abnahmen und die Wunde wuschen.

„Ciel... was ist mir dir?", durchbrach er die Stille. Der Junge schüttelte mit dem Kopf und legte auch die letzten Verbände an. „Möchtest du nicht darüber sprechen?" Erneut schüttelte er den Kopf. „Wirst du es mir bald sagen, was dich belastet?" Ciel hielt für einen Moment inne, nickte aber dann. Er deutete auf Manakim und nahm dann die Waschschüssel, um neues Wasser zu holen. Sebastian verstand, was dieser meinte, und weckte den Dämonen neben sich. „Manakim, wach auf. Du bist als nächstes dran." „Hmm... was?" „Setz dich auf." Langsam und murrend gehorchte er und sah zu seinem besten Freund. „Du wurdest schon neu eingebunden?" „Ja, und du bist als nächstes dran." Manakim nickte und erkannte, dass Sebastian auf seine Hände sah. „Was ist los, Asmodeus?" „Ist mit Ciel gestern etwas passiert, wovon ich nichts weiß?" Manakim schwieg. „Das werte ich als ein ja." „Er bat mich dir davon nichts zu erzählen." Sebastian blickte zu seinem Freund hinüber. „Was ist es? Ich will es wissen."

Ciel betrat das Zimmer mit frischem Wasser. „Ciel. Was ist gestern passiert?" Der Junge schwieg und widmete sich Manakims Verband, doch Sebastian packte ihm am Oberarm. „Was ist es?" fragte er verschärft nach. Ciel riss sich los. „Warum willst du es wissen? In deinem jetzigen Zustand ist das nichts für deine Ohren.", antwortete er ernst. „In meinem jetzigen Zustand? Was redest du da. Es geht hier um dich, egal wie es um mich steht." Erneut versuchte er nach den Jungen zu greifen, doch dieser kratzte ihn mit leuchtenden Augen über die Hand, als er diese wegschlagen wollte. „C... ciel..." Sebastian erkannte nun, dass es für ihn wirklich etwas schlimmes sein musste, wenn er jetzt mit dämonischer Absicht ihn gekratzt hatte.

Ciel drehte seinen Kopf weg und widmete sich wieder Manakims Verletzung. Er hielt für einen Moment inne. Wenn er es jetzt nicht sagen würde, wüsste er nicht, wann er wieder die Gelegenheit dazu hätte. „Sebastian... ich..." er seufzte. „Vor wenigen Tagen als die Heat war, konnte ich mich dieser kaum annehmen. Zu viele Gedanken belasteten mich. So schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder gegangen." Sebastian weitete seine Augen, doch Ciel fuhr weiter in ernster Stimmlage fort. „Der Grenze Stress hatte schon nach zwei Tagen zu folge, dass ich das Ei abstieß und... ich gestern während eures Kampfes eine Fehlgeburt hatte." Der Junge wusch nun die Schulter des Dämons und sah nicht zu Sebastian. Er konnte es nicht. „Es ging alles so schnell. Alles, was ich wollte, war dich in diesem Moment zu sehen, weshalb ich zum Kampffeld gelaufen bin, wenige Sekunden, als es passiert war. Ich habe dich gesehen, wie du gekämpft hattest. Ich dachte du stirbst... ich dachte es war nun alles vorbei... als ich dann gesehen habe, dass du noch lebst, doch solch erhebliche Wunden davongetragen hast, konnte ich es dir einfach nicht erzählen. Um ehrlich zu sein, wollte ich es eigentlich vor dir verheimlichen, doch Manakim hatte es gestern zufällig erfahren."

Sebastian fasste sich an die Stirn und versuchte das Gehörte erstmal zu verarbeiten. Ciel legte den Verband an Manakims Schulter und blickte dann zu Sebastian. „Es..." Bevor der Junge zu Wort kommen konnte, zog der Herrscher ihn an sich ran. „Es tut mir so leid, Ciel." Die Umarmung war eng. „Es muss schlimm gewesen sein, all das durchlebt zu haben." Ciel merkte, dass Sebastian schwankte, schließlich hatte dieser nicht wieder all seine Kraft zurückerlangt. Langsam drückte er den Dämon zurück und legte sich dazu. „Ruh dich aus, Sebastian." Manakim deckte die Beiden zu. „Das solltest du auch tun, Ciel." 

Sebastian x CielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt