Kapitel 115

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Während Sebastian mit seinem Sohn Thalon die Wege zwischen den Felden durchritt, folgte Ciel zusammen mit Manakim nur wenige Meter hinter ihnen. Es war angenehm die Landschaft in der Hölle zu beobachten und die letzten furchtlosen Stunden zu genießen. Manakim nutzte diese Chance den Jungen ein paar Fragen zu stellen, die ihm unter den Nägeln brannten. Fragen, die er nicht vor Asmodeus stellen konnte. „Ciel, kann ich dich was fragen?" „Hm? Natürlich." Manakim sah in die Ferne. „Wenn das alles vorbei ist... und alles gut verläuft, naja würdest du ein zweites Kind wollen?" Ciel überraschte die Frage, weshalb er einen Moment schwieg. Er dachte nach. „Nun... vielleicht. Thalon ist ein großartiges Kind. Ich bin mir sicher, dass er sich einen Bruder oder eine Schwester wünschen wurde, aber... es bringt mich etwas zum Grübeln." „Warum?" Der Junge blickte nach vorn.

„Als ich das erste Mal schwanger war... oh man ich möchte mich gar nicht daran erinnern. Ich habe mich wie ein kleines Kind aufgeführt. Alles war zu viel für mich, ständig war ich am Weinen und zog Sebastian in Dinge hinein, die ich nicht wollte. „Ich habe Alkohol getrunken und Zigaretten geraucht, ständig war ich weg... ich will gar nicht wissen, was Sebastian in diesen Momenten von mir dachte. Hinzukommt, dass ich eigentlich das Kind noch gar nicht wollte. Als ich es... verlor verkroch ich mich und gab mir selbst die Schuld, schließlich hatte ich getrunken und geraucht..."

Manakim schmunzelte leicht. „Denkst du nicht, dass du einfach überfordert warst? Schließlich war das alles neu für dich, du warst jung und unerfahren. Mit Asmodeus dann als erstes stelle ich mir anstrengend vor." Ciel sah leicht fragend nach hinten. „Wie meinst du das?" „Asmodeus hatte sich schon immer vor etwas gedrückt. Nie wollte er einen festen Partner oder hatte an Familie gedacht. Das Problem war, dass das oft von ihm erwartet wurde, schließlich ist er der Herrscher, stattdessen verkroch er sich in Aufträgen, um nicht weiter davon belästigt zu werden. Sein Vater, Nirraven, ist völlig fertig gewesen, weil er sich so aufgeführt hatte. Schlussendlich hat er dich gefunden, doch mit solchen Dingen umzugehen war wahrscheinlich nicht seine Stärke, vor allem als du das erste Mal... es verloren hattest. Damit muss man aber rechnen, bei vielen unserer Art hat es erst nach Jahren geklappt. Es war ein Wunder, dass es bei euch schon beim zweiten Mal funktioniert hat."

Ciel nickte, so war das also. „Sebastian, hatte mir gesagt, dass eine Fehlgeburt nicht auszuschließen sei, doch nicht, dass es so enden könnte. Er hatte sich so sehr gefreut, dass ich mir einfach die Schuld geben musste. Als ich mit Thalon schwanger war, hatte sich Sebastian verändert. Fast so, als wäre er „erwachsener geworden"." Manakim brummte fragend. „Wie meinst du das?" „Das erste Mal hatten wir unentwegt Sex, ohne darüber nachzudenken. Er wollte jede Minute und ich konnte nicht nein sagen. Er sagte, dass dies gegen die Schmerzen helfen würde." Der Dämon lachte leicht. „Nun, damit hatte er nicht unrecht, doch das hört sich original nach Asmodeus an. Was denkst du? Wie würde Asmodeus reagieren, wenn du wieder schwanger werden würdest?"

Der Junge blickte zu Sebastian, welcher wenige Meter vor ihnen war. „Das weiß ich nicht. Kommt darauf, wie und wann sich die nächste Heat bemerkbar macht und ob wir überhaupt Zeit dafür finden. Die andere Frage ist natürlich... ob es klappt." Manakim legte eine Hand auf Ciels Schulter. „Und wenn wir das Ausblenden und es doch irgendwann funktionieren würde?" Ciel lächelte. „Dann würde sich Sebastian sicherlich freuen. Als er wusste, dass ich das zweite Mal schwanger war... diese leuchtenden Augen... wie gern würde ich diesen Anblick erneut zu Gesicht bekommen... ich habe so viele Fehler in der Vergangenheit gemacht... so ein kindisches Verhalten... ich habe mit jemand anderen geschlafen, weil ich nicht mehr her meiner Sinne war, ständig habe ich alles geheim gehalten und mit niemanden reden wollen... ich will gar nicht wissen wie das von außen aussah. Wie ein unreifes Kind. Seit ich hier bin, habe ich das Gefühl eine neue Chance, ein neues Leben bekommen zu haben. Das möchte ich nutzen und eines führen, von dem ich nie zu träumen gewagt hatte." Ciel trieb augenblicklich Parzival schneller an, um mit Sebastian mithalten zu können. „Ich möchte all das hinter mir lassen und nach vorne schauen. An der Seite des Herrschers stehen und mit ihm kämpfen."

Sebastian, welches von dem Gespräch nichts mitbekommen hatte, blickte nun zu Ciel und Manakim hinunter mit einem Lächeln. Thalon winkte zu ihnen und lachte, weil ihm der Ritt sichtlich gefiel. Als Sebastian sein Tier anhielt, tat es ihm Ciel gleich. Mit einem Schwung zog der Herrscher seinen Geliebten zu sich, um dann Thalon in Manakims Hände zu geben. „Onkel Manakim reitet mit dir weiter, Papa reitet jetzt weiter mit Mama." Thalon hatte nichts dagegen, denn er mochte Manakim sehr. „Musst du mich immer Mama nennen?" Sebastian setzte den Jungen vor sich in den großen Sattel, legte seine Arme um ihn, um vor ihm die Zügel zu nehmen. „ja, muss ich. Ich liebe es, dass du Mama bist." Mit kräftigem Druck mit seinen Oberschenkeln trieb er sein Ross an und ritt mit Ciel die Wege weiter. „Woah... es ist so riesig." Sebastian schmunzelte. „Gefällt es dir?" Ciel nickte aufgeregt. „Hat es einen Namen?" Der Herrscher hauchte einen Kuss auf den Biss seines Geliebten. Das tat er oft, um den Jungen zu sagen, dass er ihn liebte. „Ja, hat er. Das ist Razor." Ciel ist noch immer überwältigt von diesem Wesen. „Er wirkt so unglaublich stark."

Während Sebastian das Tier ritt, beobachtete Ciel dessen Handlungen. Der Herrscher ritt das Ross ganz anders. Es schien es eher zu lenken und gab ihm immer mehr Zügel, als er es kannte. Auch erkannte er immer wieder, dass Sebastian das Tier mit einer Hand ritt, während seine andere Hand auf seinen Oberschenkel ruhte. Manchmal ließ er die Zügel los und Razor lief entspannt in eine Richtung.

//Was für eine einzigartige Bindung.//

„Worüber habt ihr euch unterhalten?", fragte Sebastian ruhig, während er das Tier lenkte und somit den Heimweg anvisierte. „Nichts Besonderes, nur über Kleinigkeiten... Sind da vorne nicht Manakim und Thalon?" Sebastian nickte. „Wir sollten sie überholen, findets du nicht?" „Huh? Die sind doch viel zu weit vorn." „Du solltest dich festhalten." Der Herrscher legte Ciels Hände, auf das Horn vor ihm, eher er über bestimmte Laute durch seine Stimme, ähnlich wie Kuss-Geräusche, Razor antrieb. Augenblicklich begann das Tier zu galoppieren und rannte im hohen Tempo auf die Beiden zu. Ciel krallte sich an dem Sattel fest. Würde man ihn dabei ansehen, konnte man seine Angst im Gesicht deutlich erkennen. „Stopp, du überrennst sie!" Sebastian schmunzelte und lenkte das Tier so, dass es locker an den Beiden vorbeiglitt und im inneren des Platzes der Stadt zum Stehen kommt. Ciels Atem ging schnell. Noch immer krallte er sich an dem Sattel fest, während der Herrscher das Tier grinsend lobte.

„Jag mir nie wieder so einen schrecken ein!"

Sebastian x CielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt