August 2013

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Der Fuchsbau war an diesem Nachmittag von einer friedlichen Stille erfüllt, die nur durch das leise Zwitschern der Vögel und das Summen der Bienen im Garten unterbrochen wurde. Der alte Weasley-Haushalt, ein Konstrukt aus Ziegeln, Holz und Magie, stand noch immer fest wie ein Denkmal vergangener Zeiten, trotz der vielen Jahre, die daran genagt hatten. Molly Weasley saß am Holztisch in der Küche, die Hände um eine dampfende Tasse Tee gelegt, die den vertrauten Duft von Kamille und Honig verströmte. Ein Sonnenstrahl fiel durch das leicht offene Fenster und erhellte die abgenutzte Tischplatte, auf der sich noch Spuren der Kindheit ihrer sieben Kinder befanden – ein Tintenklecks hier, ein kleiner Kratzer dort, der von Bills erstem Holzschnitzversuch stammte.


Mollys Blick wanderte von der alten Tischplatte zu den Regalen über dem Herd, die mit Erinnerungsstücken und selbstgemachten Marmeladengläsern gefüllt waren. Jedes Glas war ein kleines Kunstwerk, liebevoll beschriftet und sorgfältig in der Reihenfolge ihrer Herstellung angeordnet. Erdbeermarmelade von vor zwei Sommern stand neben dem Pflaumenmus des vergangenen Herbstes. Die Gläser reflektierten das Sonnenlicht in kleinen, schimmernden Punkten, die wie flüchtige Sterne über die Wände der Küche tanzten.


Ein Rascheln ließ Molly aufsehen. Arthur war von draußen hereingekommen, seine Wangen leicht gerötet von der Gartenarbeit und ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. In seinen Händen hielt er eine kleine mechanische Vorrichtung, deren Zahnräder und Drähte ihn als ihren Erfinder verrieten. Arthur war immer der Bastler gewesen, der Sammler von Muggel-Kleinigkeiten und Erfinder von Apparaten, die mal mehr und mal weniger sinnvoll waren.


„Schau, Molly", sagte er mit dieser jungenhaften Begeisterung, die sie so sehr liebte. „Ich habe es endlich geschafft, dass das Ding den Gesang der Amseln aus unserem Garten nachahmt." 


Er setzte sich zu ihr und drückte einen winzigen Schalter. Ein leises Zwitschern erfüllte die Luft, klar und fröhlich, und es war, als hätte der Garten selbst seine Stimme in die Küche getragen.

Mollys Lächeln vertiefte sich, und sie legte eine Hand auf seinen Arm. „Du und deine Spielereien, Arthur. Aber es ist wunderschön", sagte sie, ihre Stimme weich vor Zuneigung. 


Das Zwitschern erinnerte sie an die unzähligen Sommernachmittage, die sie mit den Kindern im Garten verbracht hatten, als das Haus von fröhlichem Lachen und eiligen Schritten erfüllt war. Sie ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Über dem Kamin hing noch immer das Familienfoto, das an Ginnys Hochzeit aufgenommen worden war. Die Kinder, längst erwachsen und mit eigenen Familien gesegnet, lächelten sie von dem vergilbten Papier an.

Arthur, der ihren Blick bemerkt hatte, legte seine Hand sanft auf ihre. „Wir haben eine Menge durchgemacht, Molly", sagte er, seine Stimme warm und tief. „Aber wir haben es geschafft. Unsere Familie ist stark geblieben, trotz allem."


Molly nickte, ihre Augen glitzerten leicht, während sie sich an die Höhen und Tiefen erinnerte. Der Krieg hatte ihnen so viel abverlangt, so viel genommen, aber auch das Leben bereichert. Sie dachten an Fred, dessen Lachen noch immer in den Fluren des Hauses widerhallte, wie ein Echo, das niemals verstummen würde. Und sie dachten an die Momente der Hoffnung, als neue Generationen geboren wurden und den Fuchsbau mit neuem Leben füllten.


„Ich denke manchmal, dass das Haus selbst sich an alles erinnert", sagte Molly leise und strich mit den Fingerspitzen über die Einkerbungen im Tisch, jede von ihnen eine Geschichte. „An die Spiele, die Streiche, die heimlichen Gespräche, die nächtlichen Märchenstunden."


Arthur lachte, ein tiefes, liebevolles Lachen, das ihre Brust warm werden ließ. „Oh, ich wette, wenn die Wände sprechen könnten, würden sie Geschichten erzählen, die selbst George erröten ließen." 

Er stand auf, nahm die kleine mechanische Amsel und stellte sie auf die Fensterbank, wo sie weiterhin ihr Lied sang und sich das Licht auf ihrem glänzenden Gehäuse spiegelte.

Ein Windhauch trug den Duft von Wildblumen in den Raum, und Molly zog ihn tief ein. Der Garten war voller Farben und summendem Leben. Schmetterlinge tanzten über den Lavendelsträuchern, und ein paar Marienkäfer krabbelten neugierig über die Blüten. Dort, wo früher die Kinder spielten und ihre unschuldigen Abenteuer erlebten, lag nun ein Teppich aus Gänseblümchen und Klee.


„Weißt du noch, wie Ginny ihren ersten Flugversuch gemacht hat?" fragte Molly plötzlich und lächelte bei der Erinnerung. „Sie war gerade mal drei Jahre alt und schnappte sich Bills alten Besen. Bevor ich eingreifen konnte, war sie schon einen Meter über dem Boden und schrie vor Freude."


Arthur setzte sich wieder, seine Augen funkelten vor Freude bei der Erinnerung. „Und Percy kam wie ein kleiner Erwachsener herbeigerannt, um ihr zu sagen, dass es gegen die Regeln war. Dabei zitterte er selbst vor Angst."


Das Paar lachte, und das Geräusch war ein Echo jener glücklichen Zeiten, in denen der Fuchsbau lebendig und voller Leben gewesen war. Jetzt war es ruhiger, doch die Stille war nicht unangenehm, sondern beruhigend, wie das Einatmen nach einem langen Tanz.

Ein leises Klopfen am Fenster ließ sie aufhorchen. Eine Eule mit goldenem Gefieder saß dort, den Kopf stolz erhoben und einen Brief im Schnabel. Arthur stand auf, öffnete das Fenster, und die Eule ließ den Brief in seine Hand fallen. Sie nickte kurz und flog davon, ihre Flügel streiften die Zweige des Lavendels, der unter dem Fenster blühte.


„Es ist von Ginny.", sagte Molly, als sie die Handschrift erkannte. Sie öffnete den Brief, und ihr Gesicht erhellte sich, während sie die Zeilen las. „Sie kommen nächste Woche zu Besuch. Harry, die Kinder... alle."


Arthur lehnte sich zurück, ein tiefes, zufriedenes Seufzen entkam ihm. „Das wird schön", sagte er. „Das Haus wird wieder von Leben erfüllt sein, so wie früher."


Molly legte den Brief auf den Tisch und schaute hinaus in den Garten. Die Abendsonne begann sich zu senken, und ein warmes, goldenes Licht breitete sich über das Land. Die Schatten wurden länger, und die Farben der Blumen glühten in der schwindenden Helligkeit. Sie nahm Arthurs Hand und drückte sie, das Gewicht der Jahre und der Liebe, die sie geteilt hatten, in dieser einfachen Geste enthalten.


„Ja, es wird schön.", antwortete sie leise. „Und solange wir hier sind, wird der Fuchsbau immer ein Zuhause für unsere Familie sein."


Und so saßen sie dort, während der Tag sich in die sanfte Umarmung der Nacht verwandelte, die Sterne am Himmel aufleuchteten und das leise Lied der Amsel wie ein Herzschlag im Hintergrund weiterklang – ein Herzschlag, der die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft in sich trug.

In den 19 Jahren dazwischen (Laufend)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt