Charlie seufzte tief, als er die Hände noch tiefer in die Taschen seines Wintermantels schob. Obwohl er einen dicken Schal trug, stiegen kleine Wölkchen aus seinem Mund auf und verblassten bereits nach wenigen Sekunden in der kalten Luft. Wenn es nach ihm ginge, wäre er jetzt zu Hause, vor dem warmen Feuer, am besten in eine Decke eingewickelt, aber er musste arbeiten.
Seit neuestem verfügten die Drachenforscher in Rumänien über ein Reservat, welches das Rumänische Langhorn beherbergte. Diese Drachenart gehörte zu den wenigen, die vom Aussterben bedroht waren, weswegen sie in der heutigen Zeit hauptsächlich in speziell für sie zugeschnittenen Reservaten gehalten wurden. Dies sorgte dafür, dass Leute wie Charlie sie besser beobachten konnten, ihnen beim Leben etwas unter die Arme greifen konnte und ihre Population im Auge behalten konnte. Je mehr Babys pro Jahr schlüpften, desto besser, denn wenn die Population der Drachen wieder groß genug war, konnten sie damit beginne, einige von ihnen wieder in die Wildnis zu entlassen. Fürs erste jedoch waren sie hier im Reservat am sichersten.
Auch Charlies Kollegen waren in der Gegend unterwegs, sie alle sahen einmal pro Tag nach den Drachen.
Charlie zog seinen Schal etwas höher ins Gesicht, bedeckte somit auch seine Nase und seine bereits geröteten Wangen. Der Frühling war nur langsam im Anmarsch, mann konnte kaum mit Temperaturen über 10 Grad Celsius rechnen und auch wenn die Winter in Rumänien noch kälter waren, fror der rothaarige Mann.
Endlich hatte sein langer Mensch ein Ende. Nicht weit von Charlie entfernt, entdeckte er zwei Drachen, bei genauerem Hinsehen stellte er fest, dass es eine Mutter und ihr etwas zwei Jahre altes Kind waren. Beide Drachen waren mit farbigen Bändchen an ihren Beinen markiert.
Charlie angelte sein Notizbuch aus der Jackentasche und blätterte hindurch. Hier irgendwo musste doch stehen, welche Drachen es waren.
„Huh, wo ist denn das Baby?", flüsterte er leise.
In seinen Notizen stand ganz deutlich, dass zu den beiden auch noch ein Baby gehörte, welches erst vor wenigen Wochen geschlüpft war.
Es wäre fatal, wenn dem Baby etwas passiert wäre.
„Wo ist das Baby?", Charlie zuckte zusammen, als er die Präsenz von Kiara neben sich spürte.
Er arbeitet bereits seit Jahren mit ihr zusammen und zwischen den beiden hatte sich eine enge Freundschaft gebildet.
„Ich weiß es nicht, das habe ich mich auch gefragt. Hoffentlich ist nichts passiert.", murmelte Charlie.
„Ja, das wäre wirklich furchtbar. Jedes Baby ist essentiell wichtig für das Fortbestehen dieser Art. Wir können es uns nicht leisten, ein Baby zu verlieren.", Kiara drückte sich etwas näher an Charlie, sie wollte sich weiter vorbeugen, um eine bessere Sicht auf das ganze zu haben.
Das Problem an Drachen war eben, dass sie nicht handzahm waren. Auch dann nicht, wenn man sie per Hand aufgezogen hatte, dass hatte die Vergangenheit bewiesen. Das Arbeiten mit ihnen war ein konstantes Risiko und man musste in ihrer Gegenwart immer extrem vorsichtig sein. Eine falsche Bewegung konnte einem das Leben kosten. Und dennoch liebten sowohl Charlie als auch Kiara ihren Job über alles.
„Da.", sagte Kiara plötzlich.
Charlie folgte der Richtung ihres Fingers und seine Augen weiteten sich.
erleichtert atmete er aus.
„Da ist es.", seufzte er.
Ein paar Meter von seiner Familie entfernt, saß ein winziger Drache, der interessiert an einem Busch schnüffelte. Das Baby sah gesund aus, Charlie konnte keine Verletzungen oder ähnliches erkennen, was ihn erneut aufatmen ließ.
„Bin ich froh, dass es dem kleinen Kerl gutgeht." Kiara zog sich wieder etwas zurück, sie war sich der Gefahr der Drachen eben nach wie vor bewusst und auch wenn sie die Gefahr an diesem Job liebte, wollte sie ungern ihr Leben dabei lassen.
Charlie legte einen Arm um sie, als sie sich noch enger zusammenpressten, um noch besser sehen zu können. Das Drachenbaby machte sich mit kleinen Hüpfern und gelegentlichen Flügelschlägen auf den Weg zu seiner Familie. Seine große Schwester bemerkte den kleinen Drachen als erstes, kam ihm entgegen und forderte ihn zum Spielen auf. Als Charlie das sah, musste er schmerzlich an zu Hause und an seine Geschwister denken. Er war von zu Hause weggegangen, als Ginny noch ganz klein, mittlerweile war sie verheiratete, hatte drei Kinder und auch seien anderen Geschwister hatten eine eigene Familie gegründet. Dieser Gedanke versetzte ihm mal wieder eigenen kleinen Stich. So viel hatte er verpasst, weil er nicht bei seiner Familie war, aber dafür hatte er auch so viel erlebt. Er würde jede Entscheidung wieder genauso treffen, wie er es damals getan hatte, denn er bereute nichts. Auch wenn er weit weg war, hielt er mit seiner Familie Kontakt und besuchte sie, so oft es ihm möglich war. Und wenn er manchmal so laß, welches Drama sich zu Hause schon wieder abspielte, war er noch etwas glücklicher darüber, dass er in Rumänien und nicht in England war.
„Charlie?", wie so oft war er so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er Kiara nicht gehört hatte.
„Entschuldigung, was hast du gesagt?"
Kiara lachte leise. „Wir sollten wieder nach Hause gehen. Den Drachen geht es offensichtlich gut und es wird auch nicht wärmer, je länger wir hier herumstehen. Wir kommen morgen wieder, okay?"
„Okay.", Charlie bot ihr seinen Arm an und sie harkte sich kopfschüttelnd bei ihm ein. Zusammen stapften sie wieder nach Hause zurück, wo bereits ein loderndes Feuer und eine heiße Tasse Kakao auf sie warteten.
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In den 19 Jahren dazwischen (Laufend)
FanfictionDer Krieg gegen Voldemort ist vorbei und Harry und seine Freunde versuchen wieder in ihren normalen Alltag zu kommen. Erlebt die Zeit zwischen dem Krieg und Albus' Einschulung in Hogwarts.