Juli 2012

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Dieses Kapitel ist auch @CharleenBorkowski27 gewidmet, aber man kann ja leider bekanntlich in der Widmung nur eine Person erwähnen.

An diesem Morgen fiel es Harry schwerer denn je, sich aus dem warmen Bett zu erheben und zur Arbeit zu gehen. So sehr er seinen Job auch liebte, es gab immer mal wieder Zeiten, in denen er einfach nicht mehr konnte. Gerade erst hatten sie zwei begabte Auroren verloren, sie waren bei einem Auftrag tödlich verunglückt und als Leiter der Abteilung gehörte es zu seinen traurigen Pflichten, es den Familien mitzuteilen. Verständlicherweise waren sie völlig am Boden zerstört gewesen. Vor zwei Tagen hatte er zusammen mit Ron an der Beerdigung seiner Kollegen teilgenommen, doch heute war Monatg und das Leben musste irgendwie weitergehen.
„Harry, hab einen schönen Tag. Versuch es wenigstens.", verabschiedete sich Ginny von ihrem Mann, als dieser wie jeden Morgen noch einmal ins Schlafzimmer kam, um ihr einen Kuss zu geben. Aufgesetztem
„Ich versuche es. Dir auch einen schönen Tag, spätestens zum Abendessen bin ich wieder zu Hause.", in dem Moment, in Harrys Lippen die seiner Frau berüherten, ging es ihm ein bisschen besser.
Dann richtete er sich wieder auf und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Als erstes apparierte Harry in eine leere Seitengasse nahe der roten Telefonzelle, die ihn schlussendlich ins Ministerium bringen würde. Nachdem er sich den Mantel etwas glattgestrichen hatte, trat er hinaus auf die Straße, steuerte auf die Telefonzelle zu und betrat sie schließlich. Er sah sich um, um sicherzustellen, dass wirklich keine Muggel in der Nähe waren, dann gab er die Nummer zum Ministerium ein.
62443.
Das Innere der Telefonzelle verschwand langsam im Boden und nahm den schwarzhaarige Mann mit sich. Harry schloss für einen kurzen Moment die Augen, versuchte noch kurz die Welt um sich herum auszublenden. Doch dann setzte die Telefonzelle mit einem sanften Ruckeln auf dem Boden auf und die vielen Stimmen drangen an seine Ohren. Harry verließ schweigend die Telefonzelle, schlängelte sich durch die Masse der Menschen hindurch, schaffte es, jedem Versuch eines Gespräches auszuweichen. Und auch wenn ihn jemand ansprach, bekam er es nur am Rand mit. Es war das Ministerium, hier arbeiteten die meisten Hexen und Zauberer und sie alle wollten etwas von ihm. Aber er hatte keinen Nerv dafür, sich das jetzt alles anzuhören.
So ähnlich schien es auch Ron zu gehen. Dieser tauchte plötzlich neben seinem besten Freund auf, genauso stumm und genauso niedergeschlagen.
Zusammen liefen die beiden bis zur Aurorenabteilung, die den größten Zweig des Ministeriums bildete. Dort verschwanden sie wie jeden morgen als allererstes in Harrys Büro.
„Wie geht es dir?", fragte Ron, nochbevor er sich gesetzt hatte.
Harry zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht so genau. Ich fühle mich ziemlich leer. Es ist immer schwer, Kollegen zu verlieren, es wird nicht einfacher."
„Da kann ich mich nur anschließen. Ich bin heute morgen kaum aus dem Bett gekommen."
Schweigend saßen die beiden da, bis die Memos mit den Aufträgen ins Büro geflogen kamen.
„Na dann lasse ich den Chef mal seine Arbeit verrichten. Du weißt wo du mich findest, falls du was brauchst.", Ron klopfte Harry mit einem aufgesetzten Lächeln auf die Schulter und verschwand dann aus dem Raum.
Harry seinerseits faltete die Memos auseinander, legte sie ordentlich übereinander und starrte dann für einen kurzen Moment einfach an die Wand. Dann nahm er sich den ersten Auftrag und legte ihn vor sich auf den Tisch. Es erforderte eine Lesezeit von etwa zehn Minuten, um den Auftrag völlig verstanden zu haben. Die nächsten zwei Stunden verbrachte Harry damit, die verschiedenen Aufträge zu lesen und zuzuordnen. Zuerst wurden sie nach Schwierigkeitsgrad sortiert und die Aufträge in die jeweiligen Mappen gelegt. Dann ging er alle Aufträge noch einmal durch und stellte dabei die Teams der Auroren zusammen, die den Fall bearbeiten würden. Schließlich klemmte er sich die Mappen unter den Arm und machte sich auf den Weg zu seinen Kollegen. Auf dem Weg wurde er von einigen freundlich begrüßt und angelächelt. Und tatsächlich hatte sich Harrys Laune genug gesteigert, das er in der Lage war ebenso freundliche Antworten zu geben. Sein Gang war ebenfalls dynamischer geworden. Es hatte ihm schlussendlich doch geholfen, heute zur Arbeit zu gehen und sich wieder dem normalen Alltag zu widmen.
„Jenkins, Ortega. Habt ihr mal einen Moment?", mit einer schnellen Handbewegung winkte er die beiden Männer zu sich heran.
„Was gibt's, Boss?"
„Ich habe einen neuen Auftrag für euch. Nichts schweres oder zeitaufwendiges dieses Mal. Die letzten beiden Fälle hatten es in sich, jetzt könnt ihr euch mal etwas entspannen.", Harry langte in eine der Mappen und reichte den beiden einen Zettel.
„Alles klar, wir kümmern uns darum.", Ortega nickte Harry zu und damit war ihre Konversation auch schon wieder beendet.
Harry setzte seinen Weg fort, suchte weitere Mitarbeiter auf, entweder traf er sie auf dem Gang oder er suchte sie in ihren Büros auf. Es dauerte etwas, bis er alle Aufträge verteilt hatte. Er versuchte immer darauf zu achten, dass er etwas Abwechslung in den Alltag seiner Leute brachte. Hatten sie zuvor mehrere schwere Missionen gehabt, die es teilweise auch erfordert hatten, ein paar Tage die Familie zu verlassen, so sorgte Harry nun dafür, dass sie kleinere Aufträge erhielten, die sie meist innerhalb weniger Tage abschließen konnten. Andersherum funktionierte es natürlich genauso. Nun hatte er nur noch einen einzigen Auftrag übrig. Und der war für die Spezialeinheit. Diese bestand aus den fähigsten Auroren, sie waren sozusagen die Besten auf ihrem Gebiet. Tatsächlich wurde diese Spezialtruppe auch etwas besser bezahlt als der durchschnittliche Auror, aber dafür standen sie fast konstant unter Stress und hatten sehr viel mehr anspruchsvolle Fälle, als die anderen. Einst hatten sowohl er Harry als auch Ron zu dieser Abteilung gehört, doch aufgrund ihrer Familien hatten sie sich vor ein paar Jahren aus der Abteilung zurückgezogen. Nun hatte Harry die Leitung der gesamten Aurorenabteilung inne und Ron agierte als sein Stellvertreter. Die beiden machten eigentlich nur noch Bürokram und zugegebenermaßen war es auch ganz angenehm, dass man feste Arbeitszeiten hatte und die meiste Zeit davon sogar auch noch seine Ruhe hatte. Ab und an gingen sie noch zusammen auf Einsätze, aber das hatte sich nach den Geburten der Kinder langsam geändert. Sie hatten beschlossen, dass sie mehr bei ihren Familien sein wollten und diese nicht ständig in Angst versetzen wollten. Außerdem hatten sie nun wirklich genug Abenteuer erlebt und genossen es daher, ein ganz normales Leben zu führen. Harry lächelte seinen vorbeikommenden Kollegen zu, dann öffnete er die Tür zur Spezialabteilung, um die letzten Aufträge für den Tag zu verteilen.

In den 19 Jahren dazwischen (Laufend)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt