Kapitel 8

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"Schönen Guten Morgen. Mein Name ist Penelope Silverstone und ich bin der Direktor dieser Schule." Eine hochgewachsene Frau in ihren Vierzigern stand auf einer riesigen Bühne und schwang ihre Reden. Alle neuen Schüler sollten sich hinter dem Internat versammeln und der Einführung lauschen. Die Frau selbst besaß platinblonde Haare und strahlend graue Augen. Ich hatte schon oft von der Familie der Silverstones gehört, da sie in Organisationen immer die Oberhand besaßen, aber gesehen hatte ich noch nie einen. "Dieses Jahr haben sich viele Werwölfe aus den verschiedensten Regionen versammelt und das auch aus allen Altersklassen. Diese Tatsache hat euch sicherlich verwundert, aber ihr werdet noch alle von euren Klassenlehrern aufgeklärt. Die Einteilung in eure Wohnhäuser werde ich übernehmen. Weiterhin werdet ihr dann gelehrt als Wölfe und Menschen parallel zu leben, aber das Besondere an diesem Internat ist vermutlich die Tatsache, dass es so viele verschiedene Wölfe gibt, dass ihr mit großer Wahrscheinlichkeit euren Seelenverwandten finden könntet."
Verwirrt sah ich auf. Niemand sonst schien wie ich zu reagieren, was mich sehr wunderte. Was sollen Seelenverwandte sein? Hab ich eine Bildungslücke? Verwirrt schaute ich zu meinem Bruder, aber Leon starrte nur schweigend grade aus. Scheinbar musste ich meine Familie später noch mal zur Rede stellen.
"Die nächsten Punkte wären die Regeln an unserer Schule." Ich zuckte zusammen und starrte zum Podium. Ich hatte überhaupt nicht aufgepasst. Ich hoffe, dass ich nichts wichtiges verpasst habe. "Als Werwölfe ist es euch nur erlaubt, euch im Unterricht zu verwandeln. Ihr dürft euch auch nicht gegenseitig angreifen oder verletzen. Ihr dürft während der Zeit hier keinen Kontakt Außerhalb pflegen und niemals ohne Erlaubnis das Gelände verlassen. Es gibt bestimmte Schlafenszeiten, aber das wird euch auch euer Klassenlehrer erklären. Na dann werde ich euch nicht weiter aufhalten und zur Einteilung kommen."
Und schon rief sie verschiedene Namen auf. Die angesprochenen Schüler erhoben sich und fanden sich am Rand der Bühne ein, wo ein Lehrer in schwarzer Robe auf sie wartete. Ich schenkte dem Geschehen kaum Beachtung, da Leon immer vor mir aufgerufen wird und ich dementsprechend reagieren kann. Es fiel nur stark auf, dass die meisten Schüler Namen hatten, die aus zwei Worten zusammengesetzt waren. Meistens aus einer Farbe und irgendeinem anderen Wort. Bei mir war es Black und Storm, es gab Silver und Stone, Green und Ville. Isabelles Name war etwas anders, da Reddinson nicht unbedingt in zwei Wörter aufgeteilt werden konnte, aber es gab auch einsilbige Nachnamen. Typischerweise hatten Werwölfe zwar diese langen Nachnamen, aber Maximilian und Auralia hießen Gray. Warum genau, wusste ich nicht. Es lag am Vater der Beiden, aber sie hatten nie darüber gesprochen. Wir wussten nur, dass ihre Eltern Abgesandte waren und nur Max das Werwolfgen geerbt hatte und Auralia keiner war. Nicht mehr viele Werwölfe trugen diese Nachnamen der alten Zeit, da sie sich nun mal sehr stark mit den Menschen vermischten und die menschlichen Nachnamen annahmen.
"Leonard Blackstorm!" Wie ein Schuss zerschnitt der Name meines Zwillingsbruders die Luft. Sofort stoppte jeder seine Gespräche und als sich mein Bruder von seinem Stuhl erhob, waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Ich hatte überhaupt nicht das Bedürfnis, mich auch in den Mittelpunkt zu begeben. Ich wusste, dass Thomas einer der renommiertesten Schüler auf diesem Internat war, viele Auszeichnungen erhielt und praktisch das Aushängeschild für diese Schule wurde. Er war eine Art lebende Legende und die Tatsache, dass er auch noch Alpha werden würde und dann auch noch des Blackstorm Rudels, machte es seinen Geschwistern nicht leicht, unauffällig zu bleiben. Jedoch ließ sich Leon nichts anmerken und lief eine freie Strecke entlang, um die Bühne zu erreichen. Scheinbar wurde am Anfang der Name seines Klassenlehrers genannt, aber ich hatte dem keinerlei Beachtung geschenkt und auch sonst waren alle ziemlich verblüfft von meinem Bruder. Er sah Thomas überhaupt nicht ähnlich und sein gesamtes Verhalten ließ ihn so mysteriös und unnahbar wirken, dass ich schon die kleinen Mädchen dahinschmelzen sah. Aber mein Bruder hatte nie Interesse an irgendwelchen Mädchen gezeigt.
"Olivia Blackstorm!" Sofort rissen alle ihren Kopf in meine Richtung und zögerlich erhob ich mich. Warum mussten mich jetzt alle so anstarren? Ja Hi it's me Olivia, was geht? Kein Grund mich so anzustarren. Zwillinge unter Werwölfen waren auch nicht seltener als bei Menschen. Ja, ich sehe meinem Bruder überhaupt nicht ähnlich, aber ist dieses Starren wirklich nötig?
Als ich fast mein Ziel erreichte, hörte ich die Stimmen immer deutlicher. "Schau sie dir an. Das ist eine Blackstorm. Sicher, dass der Andere ein Blackstorm ist? Er sieht gar nicht so aus.", "War ja klar, dass sie ohne Test in das Haus kommt." oder auch "Diese Alpha Kinder machen sich immer so wichtig.". Ich versuchte, alles zu ignorieren, auch wenn mich vieles daran verwirrte.
Schließlich kam ich bei den Anderen an und schaute mich um. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Isabelle vor mir aufgerufen wurde. Mein erster Reflex war es, auch nach Max zu suchen, bis mir einfiel, dass er ein Jahr älter als wir war. Er war dementsprechend auch ein Jahrgang über uns, was ich echt schade fand.
"Schade, dass Max nicht hier ist." Murmelte ich und erhielt sofort einen schockierten Blick von Isabelle.
"Nein wir sind froh darüber, denn ich könnte es nicht ertragen, mit ihm auf so engem Raum zusammenzuwohnen!" Panisch riss sie ihre Hände in die Luft und starrte mich eingehend an.
Ich drehte mich jedoch nur zu meinem Bruder, der stumm mit den Schultern zuckte. Als mein Blick sich wieder mit Isabelles blauen Augen kreuzte, sagte ich nur laut und deutlich: "Selbst wenn, würden wir in getrennten Zimmer wohnen."
Überrascht weiteten sich ihre Augen. "Du hat doch zu gehört?"
... wow, darauf konnte ich nicht antworten. Aber dazu hatte ich auch gar keine Möglichkeit, da unser Lehrer sich erhob und somit die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Er sagte nichts, aber wir wussten, dass wir ihm folgen sollten. Ich dachte erst, dass er uns nun zu unseren Wohnhäusern schicken würde, doch blieb er mitten auf dem Platz stehen.
"So ihr Scheißer, hört genau zu! Ich bin Professor Lighthallow und ihr werdet nicht meine Schüler sein." Professor Lighthallow hatte lange schwarze Haare, welche ordentlich zu einem Zopf gebunden waren. Seine grünen Augen stachen deutlich hervor und mich faszinierte diese Farbe, bis mir auffiel, dass er zwei verschiedene Augenfarben besaß. Eins war grün und das andere blau. Der Typ hatte echt Glück mit seinen Genen. Aber seine Worte brachten dennoch alle aus der Fassung. Warum sollten wir nicht seine Schüler werden? "Für den Fall, dass jemand sich zu fein war, Penelope zu zu hören, hier noch mal für sie eine Aufklärung. Dieses Internat wurde von sieben Familie gegründet. Von zwei Werwölfen und fünf weiteren Vertretern der anderen Familien. Nach ihren Nachnamen wurden die Häuser benannt und euer Haus sollte Blackstorm heißen, aber ob ich euch aufnehme, ist eine andere Sache." Was war denn mit dem und wieso schaffte er es nicht mal, uns in die Augen zu sehen? Warum wies er uns so ab? "Es gibt insgesamt zehn Jahrgänge, da man ab elf diesem Internat beitreten kann, wenn die Eltern sie nicht großziehen können. Für andere steht es ihnen frei, sich den Jahrgang seines Beitritts auszusuchen, aber mit 16 Jahren sollte man spätestens diese Schule besuchen, um ein Gleichgewicht für Mensch und Wolf zu finden. Aber ich nehme in meine Klasse nicht jeden auf, der es wünscht. Die Blackstorms waren eine der Gründerfamilien, aber selbst sie haben nicht das Privileg, mir ohne einen Test beizutreten, nur weil es eure DNA sagt."
"Moment mal! Wir haben schon einen Test gemacht, deshalb sind wir hier! Das ist unsere Klasse, ihr könnt nicht einfach über unseren Werdegang entscheiden!" Empört erhob sich ein Mädchen, das wie 13 wirkte. "Sie sind für uns alle zuständig und nicht nur für eine Klasse!"
"Falsch. Ich bin der Vertreter aller Lehrer. Mag zwar sein, dass du in die zweiter Klasse kommen solltest, aber ich werde darüber entscheiden, ob du überhaupt das Grundstück betreten darfst. Ich bin der Lehrer der 6. Klasse, daher werde ich da besonders penibel sein, aber ihr solltet euch nicht darauf ausruhen. Es gibt auch Jahre, in denen ich keinen neuen Schüler aufnehme." Schockiert zogen alle die Luft ein und verkrampften sich. Ich verstand, dass wir uns nun in einer ziemlich misslichen Lage befanden, aber irgendwie mochte ich den Kerl.
Genervt schaute er durch die Runde und mir schien, als würden seine Augen an mir hängenbleiben und sich zu Schlitzen verengen. Doch dieser Moment verschwand so schnell, wie er aufgetaucht war.
„Nun ihr Möchtegern Wölfe. Verwandelt euch und kämpft. Diejenigen, die nach fünf Minuten noch stehen und mindestens einen erledigt habt, dürfen weiter. Und los!" Und als seine Hände zusammentrafen und den Kampf starteten, verwandelten sich fast alle Schüler in Wölfe und setzten zum Kämpfen an.

If I hadn't met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt