Kapitel 15

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"OH, unsere Schüler kommen zurück!" Erfreut sprang Professor Murphy, der Mentor von Shang Wu, auf und zerrte an Professor Lighthallows Ärmel. Dieser zuckte nur müde zusammen und starrte auf seinen Arm. Er ist vermutlich eingeschlafen und hatte das Kommen der Anderen scheinbar nicht mitbekommen. Aber warum waren sie überhaupt schon so früh zurück? Ich wäre gerne mitgekommen, aber ich hätte keine Möglichkeit gehabt meiner Schwester eine Hilfe zu sein.
"Was macht ihr jetzt schon hier? Hättet ihr mir nicht weitere zehn Minuten geben können?" Erschöpft erhob sich unser müder Professor und ignorierte den Energieball zu seiner Linken.
"Wir haben reingeschissen. Xuezhang ist einfach zu gut. Wir haben verloren." Als wäre es eine Selbstverständlichkeit zuckte Livvy mit ihren Schultern. "Die eigentliche Frage ist eher, warum mein verehrter Bruder sich aus dem Unterricht geschlichen hat." Erwartungsvoll hob sie ihre Augenbrauen und die anderen Schüler sahen mich ebenso gespannt an außer Shang. Er drehte sich nur augenrollend weg und drückte die Hand seines Mentors vom Arm Professor Lighthallows, was ihn erleichtert ausatmen ließ.
Ich wusste nicht genau, wie ich diese Frage beantworten sollte. Ich wollte zwar immer ehrlich zu Livvy sein, aber das stellte sich als schwerer heraus als anfangs gedacht. Es gab Dinge, die sie noch nicht wusste oder verstehen würde. "Ich..." begann ich meinen Satz, aber einen richtigen Inhalt hatte ich noch nicht zusammen. Auch heute strahlte sie mich mit diesen wissbegierigen Augen an und es brach mir das Herz, ihr dieses Strahlen zu nehmen. "Ich kann dir das noch nicht erklären, aber ich werde nie den Lykanthropie-Unterricht mitmachen können. Shang wird immer einspringen müssen. Bitte nehmt es einfach so hin." Betreten schaute ich auf meine Füße, die plötzlich sehr interessant waren. Ich trug im Gegensatz zu meiner Schwester immer Schuhe und konnte nicht verstehen, dass ihre Füße durch den steinigen Waldboden nicht schon bluteten.
Ich sah, dass Livvy was sagen wollte, aber sie war nie die Art von Mensch, die weiterhin nachfragen wollte. Sie schwieg, wenn sie darum gebeten wurde, aber auch sie muss das ablegen. Isabelle war dagegen anders. Sie sagte sofort, was ihr durch den Kopf ging. "Bist du dir wirklich zu schade für deine Schwester? Sag es ihr doch einfach. Marco und ich können auch gehen." Aber ich schüttelte erneut nur den Kopf. Dieses Gespräch sollte einen anderen Tag geführt werden.
"Warum hast du dich mitten am Abgrund verwandelt? Das war viel zu gefährlich. Was hast du dir dabei gedacht?" Man merkte, wie sehr es Marco fertigmachte, dass Livvy so gehandelt hatte, aber ich selbst verstand die Situation auch nicht ganz, was Livvy bemerkte.
"Oh ja Leon, ich bin fast in einen Abgrund gerutscht, aber Marco und Shang haben mich gerettet." Für einen Moment dachte ich, dass mein Herz durch Livvys Erzählungen stehenbleiben würde und ich war Marco und Shang unglaublich dankbar, dass sie sie nicht fallen gelassen haben. Ich kann nicht Livvy verlieren. Sie ist das Einzige, was ich habe. "Und die Sache mit der Verwandlung... ich weiß auch nicht. Es war kein Anfall, ich hatte lediglich ein drängendes Gefühl in meinem Inneren, das mich dazu zwang. Es war, als hätte mich jemand beobachtet. Es ist ganz komisch. Die Augen haben sich aus irgendeinem Grund golden angefühlt."
"Als Werwolf oder Mensch?" Mein Kopf schoss in die Richtung der Stimme und ich sah Shang mit einem Handtuch, das er sich gegen die Brust drückte. Das gesamte Handtuch war rot und triefte bereits auf den Boden.
Livvy zuckte zusammen und ging schnell auf Shang zu. Wir folgten ihr langsam und ich sah, was ihr Plan war. Sie hatte eine riesige Bisswunde an der Halsbeuge und ich verspürte den dringenden Wunsch, dem Täter die Zähne herauszuprügeln.
"Mensch. Wieso?" Fragt Livvy, während sie sich ein weißes Handtuch gegen die Halsbeuge drückte und das Weiß sie schnell rot färbte.
"Das war bestimmt mein Alpha. Er ist einer der wenigen Menschen mit goldenen Augen. Werwölfe haben zwar in ihrer Wolfsform goldene Augen, aber er hat die in seiner Menschengestalt und besitzt die roten Augen eines Alphas. Er ist der Beste und um einiges kompetenter, als dein Bruder. Der war auch eine totale Katastrophe mit der Schürze. Mein Alpha dagegen-"
Isabelle hob die Hand und Shang stoppte fragend. "Schwärme später über deinen Alpha. Wir müssen euch erstmal verarzten. Nicht mal unser Senior kann mitdenken. Warum seid ihr alle so?" Erschöpft packte Isabelle Shang und Livvy und zog sie mit sich.
"Schnauze!" Rief Shang aus einer geringen Entfernung von uns direkt in Olivias Ohr, soweit ich die Situation beurteilen konnte.
"Halte du doch die Klappe, ich hab rein gar nichts gesagt, Xuezhang!" Rief Livvy empört und trat etwas ungeschickte nach seinem Bein.
"Nenn' mich nicht so, wenn du nicht mal normal laufen kannst!" Und mit diesen Worten trat auch Shang nach ihren Füßen, was Isabelle dazu veranlasste, beide an die Hand zunehmen, nachdem sie sie zusammengeschrieen hatte. Das war beängstigend.
"Er hat doch nicht von seinem Alpha auf die Weise geschwärmt. Das war was anderes! Ganz sicher. Er liebt seinen Alpha nicht auf diese Weise!" Den Rest verstand ich nicht genau, da sich Marcos Selbstgespräch in ein unverständliches Brabbeln untergang.
"Kommst du? Der Unterricht ist vorerst beendet, da wir den ersten Monat nur Lykanthropie machen." Müde stand unser Mentor auf, doch war so schlaftrunken, dass er das Gleichgewicht verlor und auf Professor Kouhei Murphys Schulter fiel.
"Oh willst du etwa doch ein Date? Baby, gib mir jederzeit bescheid. Ich werde mir für dich alle Zeit der Welt nehmen!" Lachend packte er unseren Professor, schob seine Hände unter seine Kniekehle und seinen Rücken und hob ihn wie eine Braut hoch.
"Halt die Klappe. Sei froh, dass mein letzter Schlaf ein Niesen letzten Donnerstag war, sonst wärst du jetzt tot!" Seine Worte sollten drohend klingen, aber er war dafür viel zu müde und als er sich auch noch an Professor Murphy heran schmiegte, sprach es nicht unbedingt für ihn.
Das war also meine neue Gruppe. Ein Mädchen mit Halluzinationen, ein Junge, der nur auf Streit aus war und ein Mädchen, das deswegen nur gestresst war, ein Junge, der Panikattacken hatte und nervös vor sich hinbrabbelte und ein Junge, der nicht reden konnte. Unterrichtet wurden sie von einem Schreihals, der nur ein Date wollte, und einem Lehrer mit Insomnia und einem starken Desinteresse an den Dates. Das konnte ja diesen Monat was werden.

"Hast du was gefunden?" Ich richtete mich auf und starrte Marcel fragend an. Der Alpha unseres Nachbarrudels fuhr sich über seinen kahl geschorenen Kopf und schüttelte nur den Kopf. Wir starrten schon seit Stunden auf alle Informationen, aber konnten nichts Auffälliges entdecken. Es war nun mal nur ein klassischer Mord ohne Hinweise, Drohungen oder sonst was, aber wir wussten, dass mehr dahinter steckte. Das Darach-Rudel hatte die besondere Angewohnheit, ihren Opfern den Rumpf aufzuschneiden und etwas in die Bauchdecke zu ritzen. Das Problem war nur, dass die letzten fünf Opfer zwar die aufgeschnittene Bauchdecke hatte, aber die keine Botschaft enthielten. Es waren manchmal Menschen und manchmal Gestaltwandler. Sie legten sich nicht fest oder hatten ein Muster. Die Leichen schienen nur ein Art Vermittlung darzustellen. Das war das Darach-Rudel, das Rudel der dunklen Druiden.
"Nun gut, lasst sie uns fragen, Thomas." Erwartungsvoll richtete sich Marcel auf und starrte mich an. Er war im gleichen Alter wie mein Vater und er hatte ihn oft besucht, als wir noch klein waren. Er wurde zu einer Art Onkel, da unsere Eltern selbst keine Geschwister hatten. Er war früher nur ein enger Freund meines Vaters, bis er sich die Alpha Kraft des Nachbarrudels aneignen konnte und selbst zum Alpha wurde. Er hätte theoretisch unser Beta werden können, aber war dies die Aufgabe seines besten Freundes, welchen wir seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Marcel meinte oft, dass sich mein Vater einfach einen Neuen suchen sollte, aber Peter sagte immer: Er oder keiner.
"Ist das wirklich nötig? Sie hat doch nichts damit zu tun und ihr alles zu erklären, wäre viel zu anstrengend." Etwas sagte mir wirklich nicht zu, dass die aktuellen Alphas sie in alles mit einweisen wollten.
"Ja, es ist nötig, da sie die Einzige ist, die irgendwie diesen Kontakt zum Darach-Rudel herstellen kann. Vergiss nicht, dass es hier um die Sicherheit von Liv und Leo geht." Marcel packte seine Notizen und warf sie irgendwie auf den Tisch. Wenn er nicht so unordentlich wäre, hätten wir vielleicht auch einen besseren Überblick.
"Ich versteh nicht ganz, warum spielt sie noch mal eine Rolle?" Verwirrt erhob sich Tyler Silverstone und trat ebenfalls an den Tisch heran. Da er der Bruder der Direktorin und ehemaliger Beta des Whitenight-Rudels war, hatte man ihn für diesen Fall als Vertretung der Whitenights geschickt, aber im Gegensatz zu seiner Schwester hatte er keinen Plan von nichts.
"Neben den Werwölfen gibt es noch fünf weitere übernatürliche Familien." Begann Marcel. Mir war bewusst, dass mit Tyler kein Gehör schenken würde, da ich um einiges jünger war als er und mir der Erbe der Silverstones keine Respekt zollen wollte. "Eine davon sind die Druiden. Sie sind Weisen der vergangenen Zeit und gelten als die klügsten Köpfe unserer Welt. Sie kenne sich mit jeder Art der Magie, der Heilkunde und weiteren Zaubern aus, aber neben den Duiden, die als Schutz der Familien arbeiten, gibt es auch Druiden, die sich der Dunkelheit verschrieben haben. Diese nennt man Darach. Es ist uns noch nicht ganz klar, warum sich dieses mörderische Rudel nach den dunklen Druiden benannt hat, aber eins ist klar: Sie sind sehr gefährlich und hinter den Blackstormkindern her."
Geduldig wartete Tyler ab und lauschte meinen Worten. "Also wollt ihr mir sagen, dass wir gegen einfache Druiden kämpfen müssen? Findet ihren Stützpunkt und greift sie an. Ein Angriff sollte sogar genügen, da sie neben ihrer Intelligenz und Magie keine übernatürliche Stärke besitzen." Es war für ihn wie eine Selbstverständlichkeit, dass wir sie einfach abschlachten sollten. Deshalb mochten ihn die meisten nicht und das galt ebenfalls für mich.
"Das ist das Problem, wir findet sie nicht. Sie sind zu gut versteckt, weshalb wir die Hilfe eines Druiden brauchen." Marcel konnte die Überzeugungen von Tyler nie verstehen oder tolerieren, weshalb seine Worte auch sehr scharf klangen.
"Na dann holt doch einen Druiden, worauf wartet ihr?"
"Darauf, dass sie den Tod ihrer Eltern verkraftet." Mein Vater betrat den Raum mit einer aufgelösten Auralia in den Armen. "Habe ein wenig Feingefühl und lass sie das verarbeiten."
Als ich auf meine Freundin zuging und sie in den Arm nehmen wollte, hörte ich nur ein empörtes Schnauben von Tyler. Scheinbar hielt er auch das nicht für wichtig.
Vorsichtig löste ich Auralia aus den Armen meines Vaters und schloss sie in meine. Sofort klammerte sie sich an mir fest, als sei ich ihr letzter Halt und es tat mir leid, dass ich sie in dieser Zeit, um solch einen großen Gefallen beten musste. "Babe, ich weiß, es ist schwer erst deinen Bruder gehen zu lassen und dann deine Eltern zu verlieren, aber wir brauchen deine Hilfe. Wenn wir das Darach-Rudel nicht finden, werden dein Bruder und meine Geschwister ebenfalls weiterhin in Lebensgefahr schweben. Das verstehst du doch, oder?" Sie nickte leicht gegen meine Brust, sagte aber nichts. "Dann bitte ich dich jetzt, finde die Abtrünnigen deiner Art. Auralia Gray, Erbe der Gründerfamilie Gray, Erbe der Vertreter deiner Art, Vertreter der Duiden, finde das Darach-Rudel und somit die finsteren Wesen deiner Art. Finde die dunklen Druiden für deine Familie und die Bewahrung des Friedens."

If I hadn't met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt