"Verdammt!" Fluchte Isabelle und wich einem Angreifer aus. Sie war viel agiler als die meisten Wölfe, da diese sich eher auf ihre Stärke verließen. Aber sie schien genauso wenig Lust darauf zu haben, gegen die Anderen zu kämpfen, wie mein Bruder und ich. Max und Thomas hatten uns nichts davon erzählt!
"Übrigens Kinder, solltet ihr euch zu fein für den Kampf sein, werdet ihr ebenfalls fliegen und die, die solche Faulenzer ausschalten, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit von mir akzeptiert zu werden." Rief Professor Lighthallow und ich hörte nur, wie Isabelle genervt schnaubte, bevor uns ein weiterer Haufen jüngerer Schüler angriff. Wieso musste er sie so anspornen, so viele Schüler wie möglich auszuschalten?
Sie griffen an, schlugen nach uns, versuchten uns zu beißen, aber trafen uns nicht ein einziges Mal. Sie schienen keinerlei Erfahrung vom Kämpfen zu haben, aber es waren zu viele Amateure. Leon blockte jeden Angriff und Isabelle konnte jedem ausweichen, aber ich hatte diese Begabungen nicht. Ich stand immer noch etwas abseits und beobachtete das Geschehen.
Plötzlich fühlte ich einen kalten Schauer. Verwirrt drehte ich mich um und merkte, dass mich jemand beobachtete. Zuerst dachte ich, dass mich Professor Lighthallow so anstarrte, aber seine grünen und blauen Augen waren auf meine Geschwister gerichtet, die sich erfolgreich gegen alle anderen wehren konnten.
Irgendwie fühlte sich dieses Gefühl anders an. Ich konnte es nicht so genau beschreiben. Panisch drehte ich meinen Kopf zur Seite. Was war das für ein Gefühl? Und dann trafen meine Augen auf Goldene. Sofort erfüllte es mich mit einem Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Sie strahlten nicht so stark wie Professor Lighthallows, doch waren sie immer noch deutlich hervorgehoben aus einem kantigem und relativ weißem Gesicht. Diese Augen gehörten einem jungen Mann, der definitiv älter als Max war. Er wirkte von weiten sehr groß und gut gebaut. Werwölfe hatten zwar von Natur aus einen kräftigen Körperbau doch war seiner noch viel definierter als von vielen anderen. Seine Haut wirkte wie Porzellan, was ihn kränklich wirken ließ und die Tatsache, dass er schneeweiße Haare besaß, trug nicht unbedingt dazu bei, dass seine Haut dunkler wirkte. Doch trotz alledem wirkte er sehr attraktiv, denn sein Blick wirkte so...
Ich konnte diesen Gedanken nicht zu Ende denken, da ein junger Wolf in meinem Alter schreiend auf mich zu gerannt kam. Ich riss schnell meinen Kopf zurück und starrte ihn an. Ich wusste nicht warum, aber er stoppte sofort in seinem Handeln und starrte mich an. "Verschwinde." Hauchte ich und spürte ein bedrohliches Kribbeln in mir aufkommen.
"Livvy!" Schrie Leon und rannte auf mich zu. Er sollte sich lieber um seinen Kampf kümmern, doch dachte er gar nicht daran, rannte mich um und drückte meinen Kopf an seine Brust. "Ganz ruhig." Flüsterte er mir immer wieder zu und ich merkte wie ich mich beruhigte. Wann hatte ich mich denn so verkrampft?
"Und Schluss!" Rief Professor Lighthallow. "Alle die liegen. Weg!"
Mein Herz blieb für einen Moment stehen. Ich wusste nicht warum, aber ich wollte nicht gehen. Ich hatte immer geglaubt, dass ich glücklich wäre, sollte ich nach Hause können, aber jetzt wollte ich hier bleiben. Und ich war nicht mal zwei Stunden hier.
Unmut breitete sich in der Menge aus und nach einigen Minuten standen nur noch zwei Schüler auf dem Platz. Es waren Isabelle und ein Junge mit platinblonden Haaren, die so aussahen wie die der Silverstones. Doch Leon bewegte sich nicht. Er lag immer noch auf mir und drückte mich an sich, als wäre ich seine Rettungsleine.
"Hey ihr Stinker, habt ihr nicht gehört? Ihr seid raus. Ihr habt es nicht geschafft. Verschwindet und geht mir aus den Augen." Professor Lighthallow trat an uns heran und beugte sich zu uns herunter. "Verschwindet."
Ich spürte, wie sich Leon verkrampfte, was ungewöhnlich für sein ruhiges Gemüt war.
"Professor... ihr kennt doch die Regeln. Wir können nicht." Leon sprach in einem so ernsten Ton, dass es mich schon einschüchterte an diesen Klang seiner Wörter zu denken. Aber was meinte er mit ‚wir können nicht.'? Wir können nicht was? Nach Hause gehen? Ich weiß noch nicht mal, was das hier für ein Ort ist!
Vorsichtig drückte ich ihn hoch und zuckte beim Blick des Professors zusammen. Er lächelte und es war sogar ein ehrliches und amüsiertes Lächeln. "Ihr erinnert mich an Thomas. Er war genauso widerspenstig. Kommt, eure Eltern warten am Wohnhaus. Ihr werdet zu viert im sechsten Jahrgang sein, also viel Spaß, ihr Idioten." Er erhob sich und schaute dann noch einmal zu uns, als ich Leon zu mir hoch zog. "Ihr seid ab heute meine Idioten.""Was zur Hölle ist denn mit dem los? Da denkt man mal, man sei diese verrückte Vögel los und dann bekommt man so einen Mentor." Entnervt warf Isabelle ihre Hände in die Luft und verschränkte sie hinter ihrem Kopf. Er hatte uns zwar gesagt, in welche Richtung wir gehen mussten, aber dennoch waren wir etwas verloren. Der vierte Schüler schien aber die Wege zu kennen. Vorgestellt hatte er sich jedenfalls noch nicht.
"Immerhin hat er mir und Leon erlaubt, hier zu bleiben. Aber irgendwie hat sich das alles ziemlich geplant angefühlt. Hätten wir auch so bestanden?" Unsicher drehte sich Livvy zu mir, doch ich wich ihrem Blick aus. Es gab Dinge, über die ich nicht mal mit meiner Schwester sprechen konnte oder eher grade mit ihr nicht besprechen durfte. Professor Lighthallow hätte sich das alles besser überlegen sollen, da er es doch wusste. Er hatte ihre Augen gesehen und er soll verdammt sein, sollte er es einem Dritten erzählen.
"Macht euch keine Gedanken, James ist nur sehr unsicher." Eine sehr tiefe Stimme zog die Aufmerksamkeit auf sich und wir starrten den Jungen mit den platinblonden Haaren an. James?
"Wer ist denn James?" Sprach Isabelle unsere gemeinsame Frage aus. "Oh Onkel James war der beste Freund meiner Mutter. Ich bin Marco Silverstone, der Neffe der Direktorin." Grinsend starrte uns der Junge an und man konnte sofort die Familienähnlichkeit sehen. Er hatte die selben hellen Haare wie seine Tante und die typisch grauen Augen der Silverstones, seine Haut wirkte nur dunkler als die der Direktorin. Er schien ein Mischling zu sein.
"Uhm... ja Hi, mein Name ist Isabelle Reddinson und das sind Olivia und Leon Blackstorm." Etwas verwirrt stellte Isabelle uns vor. Sie wusste scheinbar auch nicht, wie wir mit dem Neffen der Direktorin umgehen sollten.
"Das weiß ich doch. Meine Tante hat mir von eurem Kommen erzählt, was mich ziemlich überrascht hat." Marco lief weiter und wir folgten ihn noch etwas perplex.
"Was hat dich überrascht? Dass mein Bruder und ich kommen würde oder was?" Livvy trat an ihn heran und neben ihm wirkte sie wie sein komplettes Gegenteil. Das tiefschwarze Haare verschluckte sein helles platinblond förmlich, obwohl sie nur neben ihm lief, während Isabelles blonde Haare mit ihm zu verschmelzen schienen.
"Nein, dass sie mit uns geredet hat. Meine kleine Schwester und ich sind gleichzeitig an diese Schule gekommen und da hatte uns Tante Penny zu sich gerufen. Sie spricht eigentlich nicht mehr mit der Familie ihres Bruders, da wir kein gutes Verhältnis haben, aber vor einigen Wochen hatte sie uns einfach zu sich rufen lassen." Verträumt schaute er in den Himmel. "Wenn ich doch nur was gegen ihren Hass unternehmen könnte."
Keiner wagte danach noch ein Gespräch zu beginnen, aber da wir schon fast unser Wohnhaus erreichten, war das nicht allzu dramatisch.
Das Haus wirkte wie jedes alter Backsteingebäude, doch konnte man schon aus unserer Entfernung sehen, dass die Inneneinrichtung ziemlich modern war. Und vor dem Haus standen unsere Familien. Ich hatte damit gerechnet, dass mehr dort stehen würden, aber scheinbar wurde ihnen bereits die schlechte Nachricht überbracht, dass der unsichere Professor Lighthallow nicht mehr als vier Schüler seine Idioten nennen konnte.
Erfreut lief Isabelle aus unserer Gruppe und ich konnte sofort entdecken, weshalb sie so glücklich war. Ihr Mate Max stand an der Seite und erwartete sie bereits.
Isabelle hatte es Livvy noch nicht sagen dürfen, da sie noch nicht mal wusste, was Mates überhaupt sind. Noch nicht. Sie hatte mich bei der Versammlung schon so angesehen und würde sicherlich nicht zögern, unsere Eltern zur Rede zu stellen.
"Yo Eldies!" Rief sie sofort, als wir unsere Eltern erreichten. "Was sind Mates?"
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If I hadn't met you
WerewolfVerstehst du denn nicht, dass es die einzige Chance ist? Töte ihn und ich komme zurück. Töte ihn und ich kümmere mich um das Rudel. Töte ihn und wir werden diesen Feind ein für alle mal los. Es spielt jetzt auch keine Rolle mehr... auch wenn er dein...