Kapitel 47

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Ich starrte gegen die Decke meines Zimmers. Ich war zwar immer noch im Versteck von Jiaki und Tyra, aber sie überließen mir ein eigenes Zimmer, welches ich dankend annahm. Ich musste über alles nachdenken und meine Gedanken erstmal sortieren.
Die Gründer waren also nur zufällige Wesen, die die Ideale meines Vorfahren, Blackstorm, unterstützten und befürworteten. Als sie sich dann darauf einließen, wurden sie als Gründer bezeichnet und ihre Familie wurde zur Gründerfamilie erhoben. Whitenight hätte sich aber niemals Blackstorm untergeordnet, weshalb es zwei Gründerfamilien der Werwölfe gibt. Aus beiden resultierten aber Gene, die Mischlinge hervorbringen können. Die einen wurden aber unterdrückt durch reine Paarung mit anderen Wölfen und die anderen Mischlinge können nur als das eine geboren werden, da das Gen erst durch ein Ritual aktiviert wird.
Dieses Ritual wird mit mir ablaufen müssen und das ist auch der Grund, warum ich vor zehn Jahren entführt wurde. Sie brauchten mein Blut, aber anscheinend war das nicht genug. Das ist vermutlich auch der einzige Grund, warum ich es damals schaffte zu entkommen. Selbst wenn ich dageblieben wäre, hätten sie mit mir nichts machen können.
Jiaki konnte diesem Schicksal entgehen, da sie von unserer Großmutter, Chao-Xing, die ich nie kennengelernt habe, an die Jägerfamilie der Kyles verkauft wurde. Thomas ist sicher, da in seinen Adern kein Nagualblut fließt und Leon ist ein reiner Nagual, weshalb ich die erste Wahl bin. Vermutlich gehen auch alle davon aus, dass Jiaki tot sei.
Ich frage mich aber, was aus dem weisen Druiden von damals geworden ist und was Christopher damit zu tun hat. Weiß seine Familie davon? Weiß sein Vater, dass die Darachs planen, ihn und seinen Sohn als Waffe für die neue Welt zu nutzen?
Warum wollen die Darachs überhaupt die Hybriden in die Welt lassen? Wir leben in mehr oder weniger in Frieden durch die Einführung der Gründerfamilien. Warum sollte man das ändern wollen?
Ich drehte mich auf die Seite. Ich starrte schon seit Stunden an die Decke, aber konnte mir das einfach nicht erklären. Aber mich hielt auch die Frage wach, ob ich in der Lage wäre, meinen Vater zu töten.
Aber wenn ich die Kraft übernehmen würde, dann würde meine Schwester so sehr leiden. Dann würde sie der Schmerz in den Wahnsinn treiben. Kann ich das wirklich verantworten?
Was die anderen wohl gerade machen?

Erschöpft zog ich die Decke unter mein Kinn. Peter Blackstorm hatte heute wirklich eine Bombe fallen lassen. Nervös drehte ich mich um und musste mir den Mund zu halten, um nicht laut loszuschreien.
"Bin ich denn so schockierend?" Grinsend betrachtete mich Shang.
Ich schüttelte den Kopf. "Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dich in meinem Bett zu finden." Flüsterte ich zurück.
"Wir haben kaum Platz für all diese fremden Gäste, weshalb du mir jetzt mal aushelfen musst." Vorsichtig streckte er seine Hand aus und strich mir sanft über meine Wange. "Kannst du nicht schlafen?"
Wieder schüttelte ich den Kopf. "Heute ist einfach zu viel geschehen. Ich glaube nicht, dass ich in nächster Zeit schlafen kann."
Sachte packte Shang meine Schultern und zog mich an seine Brust. Überrascht hielt ich die Luft an und wartete einen Moment, ehe ich entspannt ausatmen konnte. Ich musste immer noch realisieren, dass er mich akzeptiert hatte. Shang Wu hatte mich als seinen Mate akzeptiert. Das war mehr, als ich mir hätte wünschen können. Ich war froh, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte, da ich knallrot anlief.
"Das kann ich verstehen. Wenn man mal darüber nachdenkt, hat sich eigentlich alles für uns geändert." Seine ruhige Atmung beruhigte mich und ich konnte entspannt gegen seine Brust nicken.
"Was hältst du von den anderen?" Ich wollte eigentlich über die ernsten Themen sprechen, aber es war alles noch viel zu frisch.
"Peter Blackstorm ist ein sehr schwieriger Mann. Ich kann verstehen, dass er sich nicht sonderlich mit Jason Whitenight versteht. Die beiden handeln und denken einfach viel zu ähnlich. Wenn sie einmal unterschiedliche Meinung haben sollte, endet das vermutlich in einer einzigen Katastrophe." Das Vibrieren seines Brustkorbs als er lachte, brachte mich zum Schmunzeln. Diese Vertrautheit werde ich ab heute mein Leben lang genießen können. Ich hatte ihn gefunden, meinen Seelenverwandten.
"Caliria ist aber eine wunderbare Frau. Sie ist so liebevoll und zuvorkommend, dass ich manchmal befürchte, sie könnte mir jeden Wunsch von den Lippen ablesen."
"Und Auralia und Thomas sind ebenfalls relativ nette Ansprechpartner. Sie sind so gebildet und ruhig, dass man nie einen unkontrollierten Gefühlsausbruch befürchten muss."
Ich lachte leicht. "Ich hatte am Anfang unglaublich Angst vor ihnen, aber jetzt habe ich sie sehr lieb gewonnen. Ich hoffe wirklich, dass sie Olivia finden."
Shangs Griff wurde fester. "Leon."
Ich stockte. Leonard und Shang sind im Laufe der Zeit zu sehr engen Freunden geworden, aber eine Minute hatte alles geändert. Nachdem uns Peter erklärt hatte, dass die Darachs hinter Olivia her sind und die Jäger ihm schon seine erste Tochter genommen hatten, wäre ich davon ausgegangen, dass es nicht schlimmer werden konnte. Aber Maximilian hatte seine Eltern verloren und das bevor er sich bei ihnen für sein kindisches Verhalten entschuldigen konnte. Es gab aber auch Lichtblicke, als Isabelle uns beichtete, dass sie eine Familie hatte. Sie ist die Tochter der verlorenen Whitenight. Isabelle ist die Cousine Christophers. Christopher...
Als wir versuchten all unsere neuen Informationen zu ordnen, platzte plötzlich meine Schwester in das Zimmer. Vollkommen durchnässt und aufgelöst starrte sie in die Runde und verließ uns sofort wieder. Aber nicht, ohne uns davor anzuschreien, dass sie wegen uns Leon verloren hätte, da er Olivia finden wollte. Ich verstand nicht, warum sie sich nicht an die Anweisungen der Lehrer gehalten hat oder was sie mit Leonard zu tun hat, aber das konnte sie auch keiner fragen. Als ich ihr versuchte zu folgen, war sie schon wieder weg und keiner wusste, warum oder was geschehen ist.
"Glaubst du, dass die Whitenights etwas damit zu tun haben?" Vorsichtig schaute ich nach oben und konnte Shangs Gesicht entdecken. Angespannt starrte er geradeaus und biss die Zähne zusammen.
"Ich weiß es nicht. Die Darachs scheinen sehr manipulativ zu sein, weshalb es mich nicht überraschen würde, wenn Jason und Christopher nichts davon wussten und sie nur ausgenutzt werden." Shang sprach zwar zähneknirschend, aber aus seiner Tonlage sprach Hoffnung.
Und auch ich hoffte, dass die beiden nichts damit zu tun haben. Auch ich hoffte, dass Christopher seinen eigenen Mate nicht solchen Monster ausliefern würde. Aber daran glaubte Peter nicht. Weil Christopher der Sohn Jasons ist, welcher ein Nachkomme der Whitenights ist, verachtet er sie und seine Beziehung mit Olivia.
Ich hoffe einfach nur, dass es ihr gut geht und Leon sich nichts dummes einfallen lässt. Die beiden zu verlieren, würde auch bedeuten, einen Teil meiner Familie zu verlieren und damit könnte ich nicht umgehen.

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