"Yako-Sama, sind sie sich sicher, dass ihr das machen wollt?" Usicher starrte mich der junge Bote an.
Genervt starrte ich zu dem kleinen Jungen, welcher nicht mal zwölf Jahr zählte. "Kleiner, ich habe selbs schon genug darüber nachgedacht. Deine Expertenmeinung brauche ich nicht mehr. Sag mir lieber, wo sich mein Bruder befindet."
Ich war es satt, den jungen Fuchs an meiner Seite zu ertragen. Es war zwar bewundernswert, dass so junge Leute, sich ihrer Aufgabe so bewusst waren, aber im Gegensatz zu mir, hat er nicht so viel Erfahrung mit irgendwas.
"Aber die Blackstroms haben immer noch nicht geantwortet. Was ist, wenn irgendwas passiert ist? Was ist, wenn es sie nicht mehr gibt? Können wir es wirklich riskieren, beide Watanabe nach Nalawe zu schicken?" Verzweifelt betrachtete mich der kleine Mann.
"Die Entscheidung wurde getroffen. Deine Worte haben auf den weiteren Verlauf keinen Einfluss. Jetzt verschwinde und nerv mich nicht." Ungeduldig drängelte ich mich an dem Jungen vorbei und versuchte aus dem Zimmer zu gelangen.
Doch das ließ er nicht zu. Als ich die Türschwelle meines Zimmers betrat, packte er meinen Arm, was mich stoppen ließ. "Yako-Sama, meine Aufgabe war es, ihnen diese Nachricht sicher zu überbringen."
"Und das hast du auch." Genervt packte ich seinen Arm und versuchte seine Hand zu lösen. Erst jetzt viel mir auf, wie vernarbt und rau seine Haut eigentlich war. Für einen jungen Fuchs war dieses Auftreten ziemlich ungewöhnlich, aber ich hatte ihm die letzten Wochen keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt, also warum sollte ich das nun ändern?
"Wenn sie und Hyaku-Sama nun gehen und das in ein Land, das sie beide nicht kennen, wen wird man dann verantworten, sollten sie sterben? Sie sind die einzigen Erben Watanabe-Donos. Euer Tod würde der Tod unserer Gründerfamilie bedeuten. Ich kann zwar verstehen, dass ihr den Blackstorms in Zeiten, wie diesen, helfen wollen, aber wir, die Kitsune, könnten genauso wenig, wie diese Blackstorm-Werwölf, den Verlust unserer Gründerfamilie verkraften." Der Junge hob den Kopf und starrte mich ernst an. Das war das erste Mal seit Wochen, dass ich diesem jungen Fuchs in die Augen sehen konnte.
Wir waren Kitsune. Im Gegensatz zu den anderen Gestaltwandlern, sind wir manifestierte Fuchsgeister. Wir waren nie aus dieser Welt und werden auch nie Teil dieser Welt sein. Aber es war trotzdem unser Heim, das es zu beschützen hieß. Wir konnten nicht in der Menschenwelt verweilen, da wir immer rote Augen besitzen, was Menschen verängstigte. Wir haben ein anderes Erscheinungsbild und müssen uns deshalb zurückziehen, damit wir nicht, wie die Nagual oder Wendigowak bis zum Aussterben gejagt werden. Doch das Rot dieses Jungen wirkte müde und erschöpft.
Ich verstand nicht, warum dieses Kind sich so quälte. Mein Bruder und ich sind Kitsune der Watanabe. Wir sind für unsere Weisheit und unser Wissen bekannt. Warum zweifelte er an meiner Entscheidung?
Die Blackstroms hatten vor Wochen nach Hilfe gerufen. Ein Krieg stand bevor und sie brauchten uns. Die Werwölfe haben uns vor Hunderten von Jahren vor den Menschen geschützt und uns damit vor dem Ausstarben bewahrt. Es war also die Pflicht der Erben, ihnen in Zeiten der Not beizustehen.
"Du musst diese Entscheidung nicht nachvollziehen können. Es ist nicht deine Aufgabe, dich in die Angelegenheiten der Watanabe einzumischen. Lass mich los oder du wirst es bereuen." Wieder zog ich an meinem Arm und ich hatte das Gefühl, er würde seinen Griff lockern, aber das tat er nicht. Er starrte mich nur entschlossener an, was meine Nerven immer weiter strapazierte. Wer war er, dass er mich einfach so berührte?
"Ist das eure finale Entscheidung? Werdet ihr zu den Blackstroms gehen, ohne zu wissen, ob sie sich noch in Nalawe befinden?" Müde senkte er die Schultern und seinen Kopf.
Er war zwar nicht sehr viel größer als ich, aber als er so erschöpft in sich zusammenfiel, konnte ich ganz einfach auf ihn herabstarren. "Das ist meine endgültige Entscheidung. Ich, Watanabe Yako, werde mit meinem großen Bruder, Watanabe Hyaku-Sama, von unserem Internat nach Nalawe, der Heimat der schwarzen Wölfe, reisen, um ihrer Bitte nach Hilfe und Unterstützung im Krieg nachzukommen, den sie alleine nicht bestehen könnten."
Langsam ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. "Sie sind das besten, was diesem Clan hätte passieren können. Es ist zwar eure Pflicht, den schwarzen Wölfen zu helfen, aber bitte versprecht mir, dass ihr wohlbehalten zurückkehrt."
"Wer bist du, dass du glaubst, mir Befehle geben können?" Prüfend hob ich eine Augenbraue und betrachtete ihn.
Doch er hob nur sein Gesicht und schenkte mir ein Lächeln, das niemals seine Augen erreicht hätte. Aber da er die Augen dabei schloss, erschaffte er die Illusion eines zuversichtlichen Jungen. Wir Kitsune waren für unsere Illusionen bekannt. Jahrhunderte lang überlebten wir als Geister in der Menschenwelt, da wir jede erdekliche Illusion erschaffen konnten. Doch diese Fähigkeit war viel zu koplex, als dass sie ein Fuchs in so jungen Jahren hätte meistern können. Aber ich beließ es dabei. Denn diese Illusion galt nicht mir, sondern ihm. Er wollte, dass wir leben, konnte sich aber nie sicher sein, dass wir unbeschadet zurückkehrten. Er wollte sich selbst einreden, dass wir es überlebten.
"Spielt das überhaupt eine Rolle?" Sein Lächeln gefror. "Ich folge euch schon seit Wochen, aber ihr habt mich nicht einmal direkt angesehen oder nach meinem Namen gefragt. Ich bin euch so fremd, wie am Anfang und daran wird sich nichts ändern. Aber auch ein fremder Fuchs kann sich um eure Sicherheit sorgen." Er kam auf mich zu und nahm meine Hand, die Augen immer noch geschlossen. "Versprecht mir einfach, dass ihr zurückkehren werdet. Mindestens einer von euch und sollten euch die schwarzen Wölfe verraten," er öffnete die Augen und schenkte mir einen intensiven Blick, der mich das Feuer in seinen Augen sehen ließ. "schlachtet sie bis zum letzten ab."
Und mit diesen Worten ließ er mich los und ging. Doch so konnte ich das nicht enden lassen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und erhob meine Stimme. "Kleiner Fuchs!" Verwundert blieb er stehen und drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung. "Verrate mir deinen Namen, wenn ich zurückkomme!"
Ein leichtes Lächeln erschien auf seinen Lippen und diesmal wirkte es ehrlich. Es war zwar nicht so breit und strahlend, wie die Illusion, aber diese kleine Bewegung seiner Lippen erwärmte mein Herz. Es war das ehrliche Lachen eines Kindes.
Und als er sich wieder umdrehte und ging, schaute ich ihm noch nach, ehe ich meine Sachen nahm und mein Zimmer abschloss. Dieses Heim werde ich die nächsten Monate nicht mehr wiedersehen. Ich fragte mich, ob mein wehrter Vater oder meine verehrte Mutter sich, wie dieser unbekannte Fuchs, sorgen werden.
Doch ich schüttelte den Kopf. Solch unwichtige Dinge spielten keine Rolle. Wir waren keine Menschen, die nach dieser Verbindung zu anderen Füchsen strebten. Wir waren Weise, Kämpfer, Füchse. Für uns spielte so etwas keine Rolle und sollte jemand etwas anderes behaupten, so war es nur eine liebliche Illusion.
Doch die Art und Weise, wie mich diese roten Augen gemustert hatten, ließ mich stutzig werden. Gab es doch Kitsune, die sich um andere sorgten und nicht nur für sich und ihre Illusionen kämpften?
Doch er hatte recht. Es war gefährlich. Aber er hatte auch recht, dass ich seinen Namen nicht kannte. Er hatte seine Aufgabe ernst genommen und ist uns all die Wochen gefolgt, aber wir hatten ihm nie gedankt oder nach seinem Namen gefragt, um ihm in irgendeiner Art und Weise unseren Respekt für dieses Pflichtbewusstsein zu zollen.
"Was tust du da?" Eine Stimme durchdrang meinen Gedankenstrom und ließ mich aufblicken. Vor mir stand mein Bruder. Seine schwarzen Haare hingen wirr an seinem Kopf herunter, was mich im ersten Moment stutzig machte. War das wirklich mein Bruder? Er war sonst immer so gepflegt und nobel gekleidet, aber in diesem Moment wirkte er, wie ein ganz gewöhnlicher Mensch in diesem Menschenalter von 25 Jahren. Der einzige Unterschied zu den Menschen bestand in seinen leuchtend roten Augen, die jede Kitsune von einem Menschen und Gestaltwandler unterschied.
"Ich habe nur den Boten fortgeschickt." Ich winkte meine Bedenken schnell ab und lief mit meinen Sachen in der Hand los. "Dann lass uns zu den schwarzen Wölfen nach Nalawe. Ich bin gespannt, wie es dort unten ist. Ich habe zuvor Japan nie verlassen. Habt ihr das schon mal getan, Nii-Sama?"
Ausdruckslos starrte er mich an, während ich eine Sonnenbrille packte und meine Augen verdeckte, damit uns die Menschen nicht fürchteten und wir ohne Komplikationen mit dem Flugzeug reisen können.
Doch als wir den Gang entlang gingen, schwieg er nur.
Aber was hätte ich auch anderes erwarten sollen? Mein Bruder war in den Augen unseres Vaters eine Schande der Kitsune und nun wurde ihm so eine wichtige Aufgabe übertragen, die sein Leben kosten könnte. Vermutlich war uns allen bewusst, dass Vater insgeheim nur auf seinen Tod auf dem Schlachtfeld hoffte. Es war eine Schande, da ich meinem Vater genauso wenig, wie dem jungen Boten, garantieren konnte, dass ich unbeschadet zuürckkehren würde. Und ein Tod beider Erbe würde den Tod unseres Clans bedeuten. Warum war Vater nur so?
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If I hadn't met you
WerewolfVerstehst du denn nicht, dass es die einzige Chance ist? Töte ihn und ich komme zurück. Töte ihn und ich kümmere mich um das Rudel. Töte ihn und wir werden diesen Feind ein für alle mal los. Es spielt jetzt auch keine Rolle mehr... auch wenn er dein...