Kapitel 40

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"Hey! Wer ist da?" Schnell beschleunigte ich meine Schritte und erreichte den Campus Lupus Lunas. Ich erinnere mich zu gut an jeden Ort dieses Geländes. Vor einem Jahr war das mein Zuhause und ich habe es und deren Mitmenschen geliebt, doch nun schwebte dieser Ort in Gefahr. Meine Geschwister schwebten in Gefahr und wir sind vielleicht sogar zu spät, sie zu retten.
Ich wollte wieder nach der Person rufen, die ich entdeckt hatte, doch ich stoppte, sobald ich den Pferdeschwanz meines ehemaligen Mentors erkannte. Sofort erfüllte Erleichterung meine Brust, doch irgendwas stimmte nicht. James stand dort mit einer weiteren Person und erst dachte ich, dass es Kouhei sei, aber Kouhei hatte keine weißen Haare. Sofort stoppte ich, da es nur einen Wolf mit diesen weißen Haaren und goldenen Augen gab.
"James, was hat das zu bedeuten? Haben wir euch nicht gesagt, dass ihr in den Häusern bleiben sollt? Es ist hier draußen viel zu gefährlich!" Sofort riss James seinen Kopf in meine Richtung und sein Blick ließ mich zusammenfahren. Irgendwas stimmte nicht.
"Es tut mir leid." Verwirrt schaute ich zu dem weißen Wolf, welcher langsam auf mich zukam und seinen Kopf senkte. "Ich suche sie schon seit Stunde, aber ich kann sie nicht finden. Es war meine Pflicht, sie zu beschützen, aber ich habe versagt."
Ich versteinerte. "Was ist mit meiner Schwester passiert?"
"Thomas, wir sollten lieber zum Blackstorm-Haus. Es ist hier nicht sicher genug." Vorsichtig ging James auf mich zu, aber ich wich ihm nur aus.
"WAS IST MIT MEINER SCHWESTER PASSIERT?" Ohne auf irgendjemanden Rücksicht zu nehmen, packte ich den jungen Whitenight am Kragen und riss ihn damit fast von den Füßen. "WILLST DU MIR ERKLÄREN, DASS IHR NICHT IN DER LAGE WART, SIE TROTZ UNSERER WARUNG ZU SCHÜTZEN!?"
Mir war durchaus bewusst, dass ich das auch gesittet hätte klären können, aber ich war es leid. Ich hatte schon Ki an diese Jäger verloren und jetzt auch noch Olivia zu verlieren, wäre zu viel für mich.
"Wo ist Max?" Völlig außer Atem erreichte mich Auralia. Auch wenn sie mein Mate ist, wollte ich sie in diesem Moment schlagen. Ich hatte meine Schwester verloren und sie dachte nur an ihren kleinen Bruder, der vermutlich in Sicherheit einen Tee trank.
"Folge mir." Ertönten nur die Worte Kouheis, der irgendwo gewartet hatte, wenn er so schnell darauf reagieren konnte. Und mit diesen Worten verschwanden beide, ehe ich sie packen und schlagen konnte.
"Du musst mir jetzt nicht so wütend kommen. Ich habe sie ebenfalls verloren. Glaubst du wirklich, ich habe Spaß daran, mitten in der Nacht, nach einem schwarzen Wolf zu suchen?" Genervt stieß mich Whitenight von sich.
"Warum sollte mich das beruhigen. Was hast du mit Livvy zu tun? Rein gar nichts!"
"Sie ist mein Mate."
Überrascht riss ich meinen Kopf in die Höhe. Ich hatte zwar davon gehört, dass es merkwürdige Zufälle geben soll, aber das war einfach nur lächerlich. Er war ein Whitenight. Es ist allgemein bekannt, dass Whitenights und Blackstorms kein gutes Verhältnis haben und eigentlich ein Vorzeigebeispiel für Familienfehden sind. Und nun sollten die Erben beider Familien Mates sein?
Doch ehe ich etwas darauf antworten konnte, landete schon eine Faust im Gesicht des junges Alphas. Mein Vater hatte anscheinend den Platz erreicht und das Gespräch mitbekommen. "Wage es nur, meine Tochter anzufassen und du verlierst deinen Kopf, du dreckiger Whitenight!"
"Glaubt ihr wirklich, dass das der richtige Moment für so was ist?" Aufgebracht starrte Whitenight vom Boden zu uns herauf. Der Schlag meines Vaters hatte ihn mit solcher Wucht getroffen, dass er zu Boden gegangen ist.
"Es ist immer der richtige Moment, Bastarde wie dich zu belehren!" Wieder wollte mein Vater ausholen, aber meine Mutter konnte ihn rechtzeitig aufhalten, was aber dazu führte, dass er sich die Schulter auskugelte. Das Knacken erfüllte die kühle Nachtluft und ließ mich zusammenzucken.
"Dein Name ist Christopher, oder?" Sachte ließ meine Mutter den ausgekugelten Arm los und ging auf Christopher Whitenight zu. Und als der Junge nickte, hockte sie sich neben ihn. "Wo sind meine Kinder?"
Und plötzlich veränderte sich der Ausdruck in seinen Augen. Schuld und Trauer glänzten in seinen Augen und er senkte den Kopf. "Als die Massenhysterie ausbrach, verlor ich eure Tochter. Euer Sohn kam dagegen nie zuhause an. Ich weiß nicht, wo sie sich befinden."
Ich hätte mir niemals vorstellen können, Whitenight am Boden und mit gesenktem Kopf vor jemandem zu sehen und dann auch noch vor meiner Mutter, die nicht mal ein Werwolf war. Einen Alpha sollte das in seiner Ehre und in seinem Stolz kränken, aber er scheute sich nicht davor, diese Schmach über sich ergehen zu lassen, was mich meinen Hass für einen Moment vergessen ließ.
"Glaubst du wirklich, dass das als Begründung ausreicht? Wo sind meine Kinder!?" Erneut wollte mein Vater auf ihn losgehen, aber diesmal war ich derjenige, der meinen Vater packte und zurückhielt.
"Wo ist meine andere Tochter?" Überrascht hob ich meinen Kopf und starrte auf meine Mutter herab. "Wo ist meine Isabelle?"
"Ist das dein Ernst? Olivia ist da draußen, schwebt in Gefahr und dir fällt nichts besseres ein, als nach diesem Bastard zu fragen?" Ich wusste nicht, was mich überkam. Aber als ich diese Worte meines Vaters hörte, konnte ich mich nicht zurückhalten. Mit einer ruckartigen Bewegung zog ich seine Arme noch weiter nach hinten, was seine Knochen zum Knacken brachte und ich wusste, dass ich meinem eigenen Vater die Schultern gebrochen hatte.
"Isabelle ist genauso meine Tochter wie Olivia. Wenn dir das nicht gefällt und wenn du nicht dankbar dafür sein kannst, dass es wenigstens einem unserer Kinder gut geht, dann bist du hier falsch." Mit einem schmerzverzerrtem Gesicht beobachtete mein Vater meine Mutter, wie sie sich langsam erhob und mit einem kalten Blick der Verachtung betrachtete. Ihre liebevollen blauen Augen waren verschwunden und hatten dem kalten Grün Platz gemacht, das sie nur ihren Feinden schenkte. Ein Grün, dass seit Jahrhunderten gefürchtet war. Ein Grün, dass beinahe vollständig ausgerottet wurde.
"Isabelle geht es den Umständen entsprechend gut." Nun erhob sich auch Whitenight und reichte meiner Mutter seine Hand. "Ich kann sie ihnen zeigen."
Dankend nahm meine Mutter seine Hand an und mit James im Schlepptau verließen sie den Platz. Ich wollte auch erst gehen, aber irgendwas stoppte mich.
"Du bist ein unmöglicher Vater." Ich war nicht rasend, aber meine Worte ließen meinen Vater trotzdem zögern.
"Sie ist nicht von meinem Blut. Ich versuche hier meine wahren Kinder zu retten." Sagte er dann schließlich und ich konnte hören, dass er von dieser Wahrheit überzeugt war. Isabelle war für ihn nur ein weiteres Kind im Hause und nicht ein Kind seines Hauses.
"Sie hat vermutlich Glück, nicht von dir abzustammen. Einen Vater wie dich wünsche ich niemandem." Ich drehte mich um und setzte zum Gehen an. "Manchmal bin ich froh, dass ihr Ki geopfert habt. Wenn dieses Kind, euch so erleben müsste, würden wir uns alle gemeinsam für dich schämen."
Und als ich den Platz verließ, hätte ich schwören können, etwas in meinem Vater brechen zu hören.

If I hadn't met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt