Unsicher halte umschlinge ich mit einer Hand mein Handgelenk, schaue Harry dabei zu, wie er Wasser in die Wanne fließen lässt, mich immer mal wieder besorgt ansieht. An schlafen kann keiner von uns beiden mehr denken und irgendwie hoffe ich mir, dass diese schlechte, angespannte Stimmung zwischen uns durch das gemeinsame Bad geklärt wird. Ich hoffe es mir so sehr, da ich mich immer noch grauenhaft und schmutzig fühle.
Seine Hand durch die Flüssigkeit gleitend testet er die Wärme, nickt dann zufrieden. Langsam dreht Harry sich zu mir um, meint: "Ich denke, dass es so angenehm für dich sein wird."
Er soll mit rein.
Ich will nicht alleine und nackt sein, hilflos in der Wanne gefangen, wenn er wahrscheinlich weit entfernt im Wohnzimmer hockt.
"Könntest du –also nur, wenn du willst- mit reinkommen?", frage ich ihn schüchtern, trete verlegen von einem nackten Fuß auf den anderen. Harry reagiert verwirrt, überrascht, nickt dann aber einverstanden und kommt auf mich zu.
Mit dem Wunsch, ihm einfach nur nah zu sein, schlinge ich meine Arme um seinen Torso, schließe müde, verletzt meine Augen. Mich festhaltend legt der Mann sein Kinn auf meinem Kopf ab, küsst sanft meinen Scheitel und flüstert leise: "Ich liebe dich, Honor, und es tut mir leid, dass du meinetwegen dadurch gehen musstest."
"Warum deinetwegen?" Seine Worte verwirren mich, geben mir ein komisches Stechen in meiner Brust. Er soll so etwas nicht denken, soll sich nicht die Schuld geben. Wir beide sind an dieser Situation schuld, doch ich will es vergessen und gleichzeitig, dass er und ich wieder wir sind.
Zwei junge Menschen, die sich bedingungslos lieben, ihre Probleme zusammen überwinden!
"Du bist hingegangen, weil ich ihm geschrie-"
Ich presse meine Lippen auf seine, nachdem ich mich auf die Zehenspitzen gestellt habe, den Lockenkopf an seinem Nacken dichter zu mir gezogen habe. "Menschen begehen Fehler, Harry. Wir beide sind nicht perfekt und Leo sorgte doch schon immer für einen kleinen Spalt zwischen uns." Kurz hole ich Luft, weil ich über meine Worte nachdenke, bitte ihn dann: "Gebe ihm nicht mehr die Chance und lass uns ein Pflaster drauf kleben."
All dies hauche ich gegen seine Lippen, die mir erst jetzt, wie für meine gemacht erscheinen. Sie sind ein Puzzlestück und meine sind das einzige Teil, das ran passt. So kommt es mir vor und bei diesem Gedanken beginne ich mit zitternden Händen, ein wenig schmunzelnd, ihm sein Shirt, das er sich vorhin überzog, nun auszuziehen.
"Metapher?", amüsiert er sich über das Wort Pflaster, worauf ich ihn nur warnend ansehe. Er sollte jetzt nicht auf meinen Nerven tanzen. "Okay. Wir kleben Schnellkleber drauf", lacht er dann entschuldigend, küsst erneut meine Stirn.
Die sanften, weichen Finger auf meiner Haut genießend seufze ich aus dem Bauch, lege entspannt den Kopf in den Nacken, als Harry den Bund meiner Hose greift, langsam nach unten zieht.
"Eine Frage", unterbricht er unwohl die Stille, schaut vom Boden, wo er kniet zu mir hinauf. „Du möchtest dir jetzt selber aber nichts beweisen, oder? Also, dass du keine Angst vor Berührungen und so besitzt, wegen –du weißt."
Kopfschüttelnd erkläre ich ihm meine Beweggründe hierfür, ziehe ihn an seinen Schultern auf meine Höhe. "Ich möchte einfach nur diesen Schmutz von mir waschen. Es fühlt sich zumindest so an, als sei ich in eine Schlammgrube gefallen. Und ich möchte diese Erinnerungen wegwaschen, wobei du mir helfen musst."
"Wie kann ich das?"
"Alles fühlt sich rau an, wo Leo mich berührte."
Er hebt unsicher eine Braue. "Honor, ich weiß nicht, ob ich dich-"
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...