"Ich geh duschen", hallen meine Worte laut durch den Flur, zu Harry, der bequem auf der Couch lungert, sich irgendeine Gameshow ansieht. Ein Handtuch und trockene Kleidung in meiner Hand, trete ich ins Badezimmer, lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
Erleichtert, da wir eine weitere Woche überstanden haben, entledige ich mich meiner Kleidung, seufze, weil ich mich nun endlich wieder etwas -zumindest für zwei Tage- entspannen kann. Kein Stress, keine Hausaufgaben, da ich alle gestern erledigte, und kein Leonard.
Seit einer Woche habe ich meine Ruhe vor ihm, doch ich habe irgendwie ein ganz schlechtes Gefühl in meinem Bauch, dass dies so bleiben wird.
Meine Unterwäsche befördere ich in den Wäschekorb, in dem sich ebenfalls die durchgeschwitzte Sportkleidung von Harry befindet. Er selber würdigt den Korb selten eines Blickes, weshalb auch ich diejenige war, die seine Shorts und das Shirt aus der stinkenden Sporttasche zog und in den Korb warf.
Nicht anders läuft es mit seinen Jeans, Socken, Boxers, Oberteilen und allen anderen Dingen, die er anzieht, ab.
Harry lässt es irgendwo liegen, ich hebe es auf und räume es zum Waschen weg.
Als ob ich seine Hausfrau wäre, die ihm den lieben langen Tag nur nachräumt.
Während ich mir meine Haare durchkämme, damit sie nach dem Waschen nicht so zerzaust sind, lasse ich das Wasser schon etwas warm werden, auch wenn es nicht so umweltfreundlich ist. Ich weiß. Aber manchmal bin ich eine Frostbeule und außerdem mag niemand kaltes Wasser, bei dem sich die eigenen Nackenhaare aufstellen.
Meine Augen besitzen leichte, dunkle Ringe, wegen dem langen Lernen von letzter Nacht. Wir schrieben heute einen Test in Pädagogik und ich habe mich sehr verrückt davor gemacht, weckte Harry um kurz vor eins, weil ich wollte, dass er mich unbedingt nochmal abfragt.
Und weil ich nicht alleine, wach in der Dunkelheit liegen wollte, lieber seine weichen Finger über meinen Arm streichen spürte. Es klingt egoistisch und gemein, aber ich darf das. Schließlich räume ich seine schmutzige Wäsche weg.
Wenn ich meine langen Haare so im Spiegel betrachte, mir ansehe, wie sie mir bis über die Brust hängen, stelle ich mir vor, wie es wohl aussehen würde, wenn ich sie etwas kürze. Sie stören und es wird langsam wieder wärmer, wo solch eine dicke Mähne wirklich stört. Dazu kommt, dass meine Spitzen schon etwas angeschlagen sind.
Vielleicht wären so ein, zwei Zentimeter weniger nicht schlecht.
Ob es Harry gefallen würde?
Mit dieser Frage, steige ich in die Dusche, schließe die Glastür hinter mir, hebe die Brause aus der das lauwarme Wasser schießt an, direkt über meinen Kopf, sodass mir die Tropfen übers Gesicht laufen. Meine Augen kneifen sich zusammen, mein Körper spannt sich etwas an.
Umso länger die reinigende Flüssigkeit über mein Gesicht rinnt, umso mehr vergesse ich meine Probleme der letzten Tage, den Unistress und Harrys Angst in der Uni, dass Leonard irgendwem etwas erzählt haben könnte.
Doch er machte sich nicht Gedanken um seinen Ruf, wenn alle denkt, er sei ein Mörder, sondern um mich. Sein Ruf interessiert ihn -so sagte er es- einen scheiß Dreck. Ihm geht es um mich, dass niemand über mich lästert, ich deswegen runtergemacht werde. Harry will nicht, dass andere mich in irgendeiner Art und Weise angreifen.
Darum ging es ihm und genau deswegen, wegen dieser Fürsorge, Selbstlosigkeit liebe ich ihn ebenfalls.
Den Mann kann man nur als perfekt, Meisterwerk ansehen.
Ich tue es auf jeden Fall.
Am Dienstag gingen wir beide zusammen zur Uni, wo er meine Hand fest bis zum Pädagogikgebäude umklammerte und mich gar nicht gehen lassen wollte. "Wenn einer was sagt, kannst du ja deine neuen Boxfähigkeiten testen", flüsterte er angespannt gegen meine Lippen, während einige wie Max an uns vorbei gingen, die wir nicht beachteten.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...