Wimmernd liege ich hier im Bett, neben Harry, der von allem keine Ahnung hat, nichts weiß, wahrscheinlich nichts ahnt. Bis ich mir sicher bin, dass er wirklich schläft, versuche ich so leise wie möglich zu sein, mich nicht zu bewegen, um ihn nicht aufzuwecken.
Doch dann kann ich all die Trauer, Angst und den Selbsthass in mir nicht mehr zurückhalten, beginne zu schluchzen, bitterlich zu weinen und immer wieder schluckartig die Luft einzuziehen. Mein gesamter Körper zittert, ebenso meine Hände mit denen ich versuche meine Laute durch das Kissen vor meinem Mund zu ersticken.
Mit einem total verschwommenen Blick drehe ich mich auf die andere Seite, schaue zu dem Fenster, durch das das Mondlicht fällt.
Noch nie, wirklich noch nie in meinem gesamten Leben habe ich mich so schrecklich gefühlt.
Noch nie pochte mein Herz so schnell. Nicht einmal an dem Tag, an dem Harry mich wegen Louis verließ. Es schmerzte noch nie so und ich kann es verstehen, da mir noch nie so etwas geschah.
Warum war ich so dumm, naiv und bin nicht abgehauen, als ich es konnte? Warum bin ich überhaupt gegangen?
Weil ich Harry zeigen wollte, dass er mir vertrauen kann, er sich keine Sorgen machen muss und nun... Ich konnte ihm gar nichts beweisen, bin so eine erbärmliche Versagerin, ein Loser.
Vielleicht waren wir beide nie füreinander bestimmt und es gab einen guten Grund, dass er mich vor vier Jahren nicht mochte, als Freak bezeichnete. Wahrscheinlich wusste das Schicksal einfach schon, welche Fehler ich begehen werde.
Und doch irgendwie... Was habe ich getan? Es ging von Leo aus! Alles kam von Leo, der mich stürmisch und zuerst küsste, damit überrumpelte.
Danach kam... Die dunkle Schlucht!
Immer schneller und in kürzeren Abständen fließen die Tränen über meine Wange, während gleichzeitig klägliche, schmerzhafte Geräusche meine bibbernde Lippe verlassen, ich kaum richtig effektiv atmen kann. Es geht nicht, da ich zu nervös, aufgeregt und traurig bin, mich nicht beruhigen kann.
So oft bin ich schüchtern und zurückhalten, wieso musste ich aber in diesem Augenblick trotzig und entschlossen sein? Wäre ich nicht so gewesen, dann hätte ich mich niemals mit Leo getroffen, da ich davor Harry nicht so angefahren hätte.
Dieses ganze, trostlose, verrückte Chaos trägt einzig und alleine meinen Namen, worauf ich kein bisschen stolz bin, mich schäme, am liebsten vor allen verstecken würde.
Man fühlt sich schlecht, wenn man die Lieblingsvase seiner Mutter zerstört, oder eine harte Arbeit seines Vaters ruiniert, wenn man seine Freunde enttäuscht, da man aus Versehen ein wichtiges Geheimnis ausgeplaudert hat, doch all dies ist eine kleine Fliege, ein Lufthauch, im Vergleich zu meinem Fehler.
So fühlt es sich für mich zumindest an!
Vielleicht übertreibe ich auch, weil ich es sofort beenden wollte, aber nicht konnte und es zu lange rauszögerte. Doch vielleicht tue ich es auch nicht, sondern untertreibe.
So unentschlossen, zerrissen war ich noch nie.
Weiterhin weinend, wische ich hilflos mit dem Stoff der Decke Tränen von meiner Wange, auf die aber schon neue folgen. Ich drehe mich wieder zurück auf die andere Seite, schluchze einmal laut, ganz tief aus dem verankerten Schmerz in meinem Bauch.
"Honor?"
Erschrocken, ängstlich halte ich die Luft an, starre in die Dunkelheit, als Harry meinen Namen erneut ausspricht. Man fühlt sich noch schlimmer und schrecklicher, wenn er mit seiner rauen, liebevollen Stimme deinen Namen so zärtlich sagt und nicht ahnt, wie scheußlich alles enden kann. "Was ist los?"
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...