Anne bemerkt augenblicklich, dass Harry mich anrufen muss, versucht sich jedoch normal zu verhalten. Liebevoll greift sie nach Olivias Hand, um diese abzulenken, reicht ihr einen Teller und geht mit dem Mädchen zum Buffet, wo sie sich alles erst einmal anschauen, ehe sie sich entscheiden.
Ich hingegen warte ungeduldig auf eine Antwort, atme unregelmäßig und stockend, während mein Kopf sich die schlimmsten Szenarien ausmalt. Mit wackligen Beinen, entscheide ich mich schnell dazu, auf die Toilette zu verschwinden, damit niemand mein Gespräch mithören kann.
Und auf dem ganzen Weg über, erhalte ich immer noch keine Antwort, weswegen ich erneut ein 'Hallo' in das Smartphone spreche, die Tür der Toilette hinter mir zuschließe.
Warum spricht er nicht? Warum ruft er überhaupt an?
Mit steigender Nervosität nehme ich zitternd auf dem Toilettendeckel Platz, fahre mir einmal mit meiner freien Hand verzweifelt durch meine Haare. Er muss doch endlich mal antworten!
"Harry, jetzt sag etwas!", bettele ich schon total genervt und fertig, höre meine eigenen Worte von den Fliesen der Badezimmerwände schallen. "Sofort!"
Plötzlich wird einfach aufgelegt, was mich vollkommen verrückt macht. Hysterisch tippe ich seine Nummer ein, bevor ich auf den grünen Hörer drücke und ungeduldig dem Piepen lausche, bis es am anderen Ende raschelt und ich zur Befreiung seine Stimme höre.
"Honor?", fragt der Mann ins Telefon, etwas erschöpft klingend.
"Ja, wer denn sonst? Harry, wieso rufst du an?", entgegne ich ihm sofort, leicht gereizt, da dieser Anruf schon jetzt mit meinen Nerven spielt.
Es macht mich fertig nicht in seiner Nähe sein zu können, ihn zu unterstützen und anzufeuern. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn ich genau wüsste was er macht, wie es ihm geht und was ihn noch erwartet.
"Ich wollte einfach nur deine Stimme hören", gibt er leise zu, darauf scharf die Luft einziehend. "Hier ist nichts los und Niall hätte fast schon für Ärger gesorgt", erzählt er dann weiter.
Erneut ertönt Rascheln, ehe ich den Iren höre, der mir ernst und selbstverteidigend erklärt: "Sein beschissener Vater hat sich wie eine Pussy aufgeführt, nur weil er mich nicht kennt. Wichser!"
Er regt sich ganz schön auf, was ich einfach mal so lasse, nur meine: "Gibst du mir wieder Harry?", bevor dieser auch schon wieder spricht. "Er meinte, dass er mich nach heute Abend nicht mehr benötigen wird."
Dies ist doch ein gutes Zeichen, oder?
Wenn sein Vater selber der Meinung ist, dass er Harry nie wieder braucht, ihn zu nichts mehr zwingt, dann heißt dies doch, dass wir ihn los sind, nie wieder etwas von ihm hören werden. Oder?
Weiterhin verspüre ich einfach dieses unwohle Gefühl in meinem Magen, wegen dem ich nun meine Beine anziehe, meine Füße auf den Klodeckel stelle. "Und warum klingst du so außer Atem?", frage ich nach, weil mir diese Tatsache schon bei seinem ersten Wort auffiel.
Er klingt, als sei er einen Marathon gelaufen.
"Weil sein verfickter Vater unbedingt wollte, dass er nochmal gegen so ein Muskelpaket zum Training kämpft, obwohl das heute Abend alles sowieso nur eine große Show wird", erklingt es von der anderen Seite, wieder von Niall, der sich offensichtlich das Telefon geschnappt hat.
"Jetzt gib mir meine Freundin verdammt nochmal wieder!", meckert Harry aus dem Hintergrund mit ihm, bis ich ihn wieder höre. "Wo befindet ihr euch gerade?"
"Bei einem Chinesen in der Stadt", antworte ich ihm. "Du hast mich beim Einkaufen in eine echt peinliche Situation gebracht, du Blödmann." Mir ist die Sache mit seiner Mom wieder eingefallen.
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Small Freaks
Fiksi Penggemar"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...