Vor Verlusten besaß ich immer eine große Angst.
Als Sky starb, traute ich mich nicht mehr aus dem Haus, weil ich dachte, dass ich ohne sie nicht weitermachen kann. Sie schenkte mir Kraft und brachte mich zum Lachen. Da fehlte einfach plötzlich etwas in mir. Meine beste Freundin, eine Person, die ich liebte.
Den Verlust von Sky kann man aber nicht mehr dem von Harry beschreiben, vor dem ich mich gerade so sehr fürchte.
Wenn er mich verlässt, ich alleine sein werde, dann fehlt mir alles. Jeglicher Antrieb.
Mir fehlt dann die Luft zum Atmen, die Energie, mein Blut. Mir würde mein Grund zum Leben fehlen. Harry würde fehlen.
"Miss Chapel, bitte setzen Sie sich", bittet der Arzt mich ruhig, der auf den Stuhl neben Niall deutet, der traurig aufsieht. Ein Klemmbrett hält er in seiner Hand und ein Stethoskop hängt um seinen Hals.
"Wo bringen Sie ihn hin?", frage ich nur hysterisch, verfolge wie ein paar Schwestern den im Bett schlafenden Mann in einen Raum schieben, dessen Tür sie hinter sich schließen. "Warum kann ich nicht zu ihm?"
"Sie können gleich zu ihm", beruhigt er mich. Der Mann wirkt gestresst, als habe er schon sehr viel hinter sich und ich kann es verstehen, wenn ich ihn nerve, er es lieber haben würde, wenn ich ruhig und abwartend hier hocke.
Jedoch geht es hier um Harry, den man gerade verletzt an mir vorbei geschoben hat.
"Dürfte ich nur vorher mit Ihnen über ein paar Dinge reden?"
Sofort nicke ich hektisch, schaue ihn neugierig an. Sein Gesichtsausdruck, der bekümmert und resigniert aussieht, gefällt mir nicht, der prüfende Blick auf das Klemmbrett noch viel weniger. Es wirkt so, als müsse er selber nochmal überprüfen, dass das, was auf dem Zettel steht, auch wirklich der Wahrheit entspricht.
"Mr. Styles besitzt zu diesem Augenblick einen Promillewert von Null Komma drei, was im Normalbereich liegt. Wir können uns deswegen nicht erklären, wie es passieren konnte, dass er hinfiel und sich den Kopf stieß", spricht er ernst auf mich ein, worauf ich fragend meinen Blick zu Niall drehe. Er war dabei, muss dies also doch erklären können.
"Er wurde geschubst", nuschelt der Ire leise, kaum verständlich.
"Von wem?", zische ich sofort energisch. "Und warum, Niall?"
Beschämt schaut er zu mir auf, beißt sich deprimiert auf seine Unterlippe. Dieses ganze Geschehen hier nimmt ihn mit.
"Wi-Willoughby kam in die Bar", beginnt er. Mein Magen dreht sich sofort um hundertachtzig Grad. "Er bemerkte Harrys Anwesenheit, kam zu unserem Tisch und... Harry wurde sofort wütend auf ihn, wozu er sich dann auch noch provozieren lassen hat."
Der Lockenkopf warnte mich schon am Sonntagabend, dass er sich nicht zurückhalten wird, wenn er Leonard nochmal begegnen sollte. Aus diesem Grund bin ich nicht wütend auf ihn, nur etwas traurig, dass er auf die billige Provokation eingegangen ist. Er ist viel schlauer.
Aber Leonard lernt auch nie. Womit rechnet er denn, wenn er Harry ärgert?
"Und weiter?", muss ich Niall etwas antreiben, da er nicht weiter sprach, sondern schwieg, was ich zum Nachdenken nutzte. "Niall, bitte!"
Flehend klammern meine Hände sich an seine, packen fest zu und drücken, um ihn zum Erzählen zu bringen.
"Die beiden... Sie sind in eine Rangelei geraten, wobei Harry schon einiges abbekam, auch wenn er gut austeilte", teilt er mir mit. Man erkennt in seinen Augen, ahnt, dass ihm das Nächste nicht gefällt. "Dann schubste Willoughby ihn aber, worauf er an den Tresen klatschte und sich den Kopf stieß."
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Small Freaks
Fanfic"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...