"Würdest du mir die Kartoffeln reichen, Schatz?"
Leicht träumend übergebe ich, weiterhin den Mann und das Mädchen draußen beobachtend, meiner Mom den Topf mit geschälten Kartoffeln. Sie will Kartoffelbrei und Fisch kochen, wozu ich mich als Hilfe anbot.
Eine große bin ich wahrscheinlich nicht, da ich immer wieder nach draußen blicke, dort Harry und Olivia zuschaue, die die Sonnenblumenkerne an der Stelle eingraben, an der es ihnen die Frau mit der Schürze erlaubt. Dass sie es ausgerechnet neben ihren heiligen Rosen gestattet, überraschte mich, doch freut mich gleichzeitig ebenso.
"Harry kümmert sich gut um sie", spricht Mom zu mir. Mit einem Lächeln legt sie ihre Hand mütterlich, liebevoll auf meine Schulter, lächelt leicht bei der Sicht nach draußen.
"Was man von ihrer Mutter nicht gerade behaupten kann." Dies für mich laut genug murmelnd, seufze ich tief und schwer ab, drehe mich der Frau neben mir zu. "Sie sagte zu Harry, dass wir mit Olivia ins Schwimmbad dürfen, verbietet es dann aber Olivia. Welcher Mensch tut so etwas?"
"Du kennst ihre Gründe nicht, Schatz", beruhigt meine Mutter mich, da ich aufgebrachter, alleine bei den Gedanken, werde. Ich verstehe nicht, wie jemand so etwas tun kann. Jemanden anlügen, der immer ohne Umschweife und mit der größten Selbstlosigkeit hilft.
"Das mag sein. Aber trotzdem finde ich es nicht akzeptabel. Sie hätte es uns sagen können, als sie Olivia brachte. Tat sie es?"
Mom schüttelt, den Mund verziehend, den Kopf, ehe sie sich wieder an ihre Arbeit macht, den Fisch in der Pfanne dreht und ein wenig Milch zu den Kartoffeln hinzu gibt. Sie versteht es wahrscheinlich auch nicht, doch sieht nie in anderen Menschen etwas Böses, besitzt immer Hoffnung. Auch nimmt sie es der Frau nicht so übel, da sie die Situation kennt. Zumindest die Anstrengung mit einem Kind, jedoch weiß ich, dass sie sich auch häufig ausmalte, wie es wohl sein würde, wäre mein Dad kein Zahnarzt.
"Holst du mir ein wenig Basilikum aus dem Garten?", zieht sie mich aus meinen Gedanken, an eine Frau, deren Verhalten ich trotzdem nicht begreifen möchte. Seit Olivias Unfall habe ich nicht mehr so ein großes Verständnis für sie, wie vorher und dies hat sie sich ein wenig selber zuzuschreiben.
Mit einem Nicken antwortend verlasse ich die Küche, zieh nur schnell meine Turnschuhe an, ehe ich die Haustür öffne. Ein kleiner, angenehmer Windzug kommt mir entgegen, weht durch meine offenen Haare und erfrischt mein Gesicht. Mir wurde langsam warm, auf Grund der vielen verzweifelten und unklaren Gedanken.
Es geschieht zurzeit einfach zu viel, das mich verwirrt.
Autos jagen vor unserem Haus vorbei, doch nicht viele. Eine Sache, die ich immer an diesem Standort mochte ist der geringe Verkehr. Dad und ich konnten ohne große Gefahr auf der Straße spielen. Wir taten dies zwar nicht oft, doch musste ich mir nie Sorgen um meinen Ball machen, wenn er mal über den Zaun flog -eher um Moms Blumen, wenn ich in die falsche Richtung schoss. Häufig tobte ich durch den Garten, schaukelte auf der roten, großen Schaukel, die aber vor einigen Jahren morsch wurde und deswegen abgerissen wurde. Ich spielte in meiner Sandkiste, wo ich mit vier einen Sandkuchen aß. Das Wort Kuchen nahm ich zu ernst.
Im Hintergarten höre ich schon Olivia dem schwitzenden Lockenkopf Anweisungen geben, der diese ohne Umschweife ausführt, nur ab und zu einen kleinen Tipp gibt, den das Mädchen annimmt. Die beiden ergänzen sich so grandios, arbeiten wie ein richtiges Team zusammen.
"Hier noch eine", schlägt die Blondine, einen Kern in ihrer Hand haltend, vor und deutet dabei auf die braune, auf geschaufelte Erde, in der sie das kleine braune, bohnenartige Ding versenkt, worauf Harry Erde drüber schippt. "Und Wasser."
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...