Vor Schmerz verzieht der Mann sein Gesicht, fährt kurz mit seiner eingepackten Hand an seine Stirn, ehe er wieder vernünftig steht, den Ringrichter deutet, dass es ihm gut geht. Doch ich glaube dies nicht ganz, da er sehr verbissen guckt, ich das Gefühl nicht loswerde, er würde etwas verheimlichen. Ihm kann es nicht gut gehen.
"Nathan, er ist verletzt", wende ich mich an meinen besten Freund, mit einer sehr quietschenden Stimme.
"Er hat dem Ringrichter gesagt, dass es ihm gut geht und solange wird der Kampf weitergehen", erklärt er mir, seine Hand mitfühlend auf meine Schulter legend. "Er muss seinen Gegner K.O. schlagen oder selber nicht mehr kampffähig sein, damit dass sofort beendet wird. Solange musst du leider warten, Princess."
Kopfschüttelnd raufe ich meine Haare. Wie soll ich es schaffen hier still rumzustehen, während Harry dort kämpft und leidet. Irgendwas muss er haben, da bin ich mir sicher. Aber er ist auch so ein Dickkopf und stur. Niemals würde er daraus kommen, nur um für sein eigenes Wohl zu sorgen.
"Können wir dichter zu seiner Ecke?", bettele ich, schon einen Schritt nach vorne setzend. "Bitte?"
Meine beiden Freunde überlegen lange, bis sie sich einverstanden erklären, jedoch jeder eine meiner Hände nimmt, nur damit ich nichts Unüberlegtes mache. Ein bisschen verstehe ich sie ja, komme mir trotzdem total doof vor.
Harry ist verletzt.
Der Kampf geht weiter und die beiden Boxer teilen immer wieder mal stärkere, mal schwächere Schläge aus. Mein Freund schafft es erneut seinen Gegner zu Boden zu bringen, welcher nach drei angezählten Sekunden wieder aufsteht und weiterkämpft. Total furchtlos blickt er böse in Harrys Augen, hebt seine Fäuste als Deckung wieder.
Sie boxen weiter und Harry beginnt sofort damit, von links und rechts, immer schön abwechselnd auf seinen Gegner einzuschlagen, wobei er mit seinen Füßen so arbeitet, wie er es mir einmal bei uns im Schlafzimmer zeigte. Am liebsten würde ich ihn anfeuern, jedoch befürchte ich, dass -wenn er meine Stimme aus allen anderen heraushören sollte- er sich sofort besorgt nach mir umdreht, was fatale Folgen haben könnte.
Ihm darf Nichts geschehen.
In mir spüre ich Angst und jedes Mal etwas stolz, wenn er seinen Konkurrenten trifft, was ihm bestimmt Punkte einbringt. Aber dann erinnere ich mich wieder daran, dass das alles nur Show von dem Russen und dem Vater des Lockenkopfs ist.
Mein Herz schlägt höher, wenn er zu seinem eigenen Schutz einen fiesen Schlag durch gute Deckung abwehren kann, und es gibt mir solche Schmerzen, wenn er getroffen wird. Jedes Mal setze ich einen Fuß vor, wenn er sich nur etwas in Gefahr befindet, will zu ihm laufen, um die Schmerzen auf mich zu nehmen, doch werde von Nathan streng zurückgehalten.
"Wenn du da jetzt einfach hingehst, dann werdet ihr niemals aus dieser Sache rauskommen", warnt er mich ehrlich, und hat Recht.
Wenn ich jetzt etwas Dummes mache, werden wir für immer in dieser Hölle, gefangen sein. Und das kann ich Harry nicht antun.
Er kämpft so stark für uns, geht durch all dies. Wenn ich jetzt loslaufe, würde er es mir wahrscheinlich niemals verzeihen, da wir so kurz vor dem Ende standen. Aber trotzdem muss immer noch etwas gegen seinen Vater unternommen werden.
"Ich geh nicht zu ihm", wende ich mich nun an Nathan, drehe dem Ring extra meinen Rücken zu, um einen klaren Kopf zu bewahren. "Aber Harry muss irgendwie von dem Plan seines Vaters erfahren."
Nachdenklich nickt Nathan, ehe er meine Hände in seine nimmt, leicht die Knie beugt und zu mir sagt, beruhigend spricht: "Du bleibst hier stehen und ich geh zu ihm."
DU LIEST GERADE
Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...