Etwas unwohl in dem Kleid mich in dem Spiegel betrachtend, streiche ich einmal über den Stoff, werfe meine Haare nach hinten und hole tief Luft. Meine Laune liegt am Tiefpunkt und meine Lust sowieso.
Silvester fand ich schon immer grauenhaft und nun feiern wir es unter Menschen, die sich nur halb leiden können.
Harry hatte Maja heute früh angerufen und sie dazu gezwungen sich zu entscheiden, weil er sonst Noah alles erzählen würde. Ich fand es nicht gut, ganz und gar nicht, dass er sie so unter Druck setzt, jedoch tat sie danach das Richtige und fällte eine Entscheidung.
Ihre Wahl fiel auf Noah.
Er war am Anfang ganz und gar nicht begeistert, saß für ein paar Stunden heute früh wütend und verletzt auf unserer Couch und machte uns beiden auch Vorwürfe, da wir ihm nie etwas verrieten. Doch irgendwann verstand er uns und ebenfalls Maja, die gegen elf heulend vor unserer Tür stand, da ihr Freund nicht zurück ins Studentenheim kam, sie deswegen dachte, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben will.
Die beiden sprachen sich in unserem Wohnzimmer aus, während wir beklommen in der Küche standen, uns gegenseitig ruhig ansahen und heimlich lauschten, falls sie sich anbrüllen sollten.
Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich überrascht, dass Noah Maja so schnell verzeiht, jedoch soll es seine Entscheidung bleiben und ich mische mich nicht ein. Wenn er es kann, dann soll er es tun.
Niall war nicht so begeistert, wie die zwei wieder Vereinten.
Harry bekam eine Hassnachricht in der stand, dass wir uns nie wieder bei ihm melden müssen, er uns hasst, wir keine Freunde sind und noch weitere Dinge.
"Er wird sich beruhigen", meinte der Lockenkopf zu mir, da ich panisch wurde, Niall nicht aus unserer Gruppe verlieren will. "Glaub mir, dass ist nur sein gebrochenes Herz."
Wir haben beschlossen, dass wir ihn für einige Tage in Ruhe lassen werden, er seine Zeit bekommt um alles zu verarbeiten. Aus diesem Grund kommen nur Ethan, Nathan und Maja, die Noah als Begleitung mitbringt.
Zu meinem Glück kocht Harry, womit ich schön aus dem Schneider bin, nichts versauen kann.
Er backt dieselben Silvesterpies, wie meine Mom es immer tat, doch den Brauch, unseren Nachbarn Kuchen zu bringen oder gemeinsam mit ihnen Wein zu trinken, lassen wir, nach langem Betteln von mir, ausfallen.
"Du bist eifersüchtig, wenn ich ihr helfe", neckte Harry mich heute früh beim Frühstück, wobei er sich, den letzten Bissen seines Brötchens, in den Mund schob. "Eifersüchtig auf eine dreißig Jahre ältere Frau, Schatz."
"Ich bin nicht eifersüchtig." Bei diesen Worten verschränkte ich meine Arme vor der Brust. "Ich mag es nur nicht, wenn du ihre Unterwäsche oder so siehst."
"Oder wenn sie mit mir versucht zu flirten, wobei man alle Falten auf ihrer Stirn sieht", konterte er, bevor der Mann, nur in seiner Jogginghose, aufstand und den Tisch abräumte.
"Alles in Ordnung, Honor?"
Erschrocken drehe ich mich zur Tür, an die gelehnt Harry mich leicht skeptisch beobachtet, ein Nicken von mir erhält. Er selber trägt ein blaues Hemd mit kleinen weißen Sternen drauf, was mir persönlich sehr gut gefällt. Und die stinknormalen schwarzen Hosen -wie immer.
"Ich war nur kurz in Gedanken", antworte ich ihm, als ich langsam auf ihn zu laufe und dann gähnend meine Arme um seinen Torso schlinge, auf seine blanke Brust starre, die man durch die geöffneten Knöpfe sieht. "Ja, sozusagen bei dir", füge ich dann noch schmunzelnd hinzu, vielleicht auch weil ich ihn beruhigen möchte, dass Leo nur noch einige Sekunden meiner Gedanken einnimmt.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...