Laute Fanfaren werden gespielt, dröhnen aus den großen Boxen, deren Musik von den geschmückten Wänden wiederhallt. Trommeln erklingen, schicken einen starken Bass direkt durch meinen Körper, der nur noch sehr mechanisch sich fort bewegt.
Der Gang, durch den wir gehen müssen, würde mit tausenden Blumen und Girlanden geschmückt, führt einmal zur Zuschauertribüne und auf der anderen Seite zu unseren Plätzen, von denen wir aber noch so weit entfernt sind.
Einige verließen uns in diesen vier Jahren -familiär, wie auch freundschaftlich. Wir alle haperten an einigen Aufgaben, die man uns stellte, wollten schon aufgeben. Es gab Tage, an denen keiner von uns mehr weitermachen wollte, an denen wir die ewigen Reden nicht mehr hören konnten und die, an denen wir uns noch längere Ferien wünschten. Wir lernten unentwegt, einige mehr, einige weniger, genossen unser Leben und lernten neue Freunde kennen, die uns in einigen Situationen halfen, aufbauten oder mit uns sehr großen Unfug anstellten.
Aber am wichtigsten, neben dem Finden von Freunden und anstrengenden, alten Professoren ist, dass wir uns -oder die meisten- selbst gefunden haben.
Jeder entwickelte sich weiter, lernte neue Stärken und Schwächen kennen, wobei er gegen die Schwächen arbeitete und vielleicht sogar schon besiegte. Einige von uns bemerkten, dass Alkohol nichts für sie ist, andere wiederum fanden heraus, dass ihnen ein Glas mehr auch nicht schaden würde.
Ob dieser Aspekt positiv oder negativ gesehen werden sollte, muss jeder selber entscheiden.
Vier Jahre lang erlebten wir Ups und Downs, verliebten uns, machten Schluss, knutschten wild irgendwo mit jemandem in einer Ecke herum, den wir am nächsten Morgen nicht mehr kannten. Wir schliefen manchmal bis halb zwei oder rannten im November durch den Regen, nur um Pünktlich bei Mathematik anzukommen, damit unser Professor nicht wütend wird.
Und wie ich so vor mir her, das Jahr revü passieren lasse, mich an so viele Dinge erinnere, verfasse ich einfach mal die Abschlussrede, welche ich halten könnte, würde ich diese Aufgabe nicht abgewendet haben. Bereuen tue ich es immer noch nicht, behalte diese Gedanken dann zum Schluss doch lieber für mich.
Es gibt Punkte, bei denen ich Trauer in mir verspüre, bei denen ich wütend werde oder sehr emotional. Harry zählt mit zu ihnen, da er mit zu meiner Zeit an dieser Universität gehört.
Mit seiner Hilfe fiel meine Wahl auf diese Uni. Durch ihn traute ich mich eine Menge hier, kam hier überhaupt an und wegen Harry, erlitt ich hier vieles. Charlotte schubste mich eine Treppe runter, da ich mit Harry zusammen war, worauf ich mir den Kopf stoß.
Und ihm passierte auch so vieles.
Leonards Verhalten allgemein brachte uns fast auseinander. Er schubste Harry gegen die Kante einer Bar, wodurch er hätte sterben können. Fast wäre ich ohne ihn gewesen, hätte ihn verloren -tat es dann aber irgendwie nur später. Wir stritten uns häufig wegen diesem kranken Mann, diskutierten eine Menge, doch fanden euch immer wieder zu einander.
Uns versuchte vieles an dieser Uni zu trennen, doch vieles schweißte uns zusammen.
"Aufpassen!"
Plötzlich greift Harry nach meinem Handgelenk, umklammert es fest und zieht an meinem Arm, worauf ich ihn erschrocken ansehe, bis mir auffällt, dass ich durch das Träumen schon zur Hälfte auf der ersten Stufe der Treppe gestolpert bin und nur dank ihm noch stehe, ohne dass jemand meinen Fehler mitbekommen hat.
"Danke", hauche ich, mit roten Wangen und diesem erdrückenden, peinlichen Gefühl in meiner Brust.
Langsam löst er seinen Griff um meinen Arm, räuspert sich kurz, um dieses unangenehme Gefühl zu zerstören. Wir steigen beide die Stufen nach oben, bis wir auf der Bühne ankommen, zu unseren Plätzen weitergehen, vor denen wir alle jedoch noch stehen bleiben müssen, bis die Musik endet.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...