273-Nicht lösbar

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"Mr. Styles", ruft Mr. Jones laut durch die Klasse, schaut wütend mit seinen dunklen Augen zu dem Jungen, der in der aller letzten Reihe neben Louis sitzt und amüsiert lacht. "Sie kommen jetzt bitte an die Tafel und zeigen uns, wie man eine Sinusfunktion zeichnet", fordert der Mann seinen störenden Schüler auf.

Harry und Louis warfen schon die ganze Zeit mit Papierkügelchen durch die Klasse. Viele davon liegen auf dem Boden des Matheraums verteilt oder befinden sich in den Haaren einiger Schüler, die sich mehr auf die beiden Jungs, als auf den Unterricht konzentrieren.

Zum Glück sitze ich vorne in der ersten Reihe.

Mädchen wie Charlotte und Emma himmeln Harry an, der nun schulterzuckend aufsteht, lacht und mit großen Schritten nach vorne an die Tafel kommt, wobei man die beiden weiblichen Geschöpfe verträumt seufzen hört. "Er sieht so gut aus", höre ich Charlotte säuseln, drehe mich kurz unauffällig um und sehe, wie sie ihren Kopf auf ihren Armen abstützt, wahrscheinlich sofort umkippt, sobald Harry nur die Kreide an die Tafel setzt, da er dann wunderschöne Geräusche von sich gibt.

Lautes Quietschen ertönt von der grässlichen Tafel, als der Lockenkopf die Kreide ansetzt und erst einmal das Koordinatensystem zeichnet.

Ängstlich, schüchtern schaue ich auf seine Hand, verfolge die Bewegungen, welche er ausführt, um Mr. Jones Aufgabe zu erledigen. Die Funktion zeichnet er schon einmal richtig, was mich aber auch nicht groß überrascht.

Harry mag es geheim halten wollen, doch scheitert sehr daran, diese Sache zu verheimlichen. Er tut immer so, als wenn er Mathe hassen würde, was ja sein kann, jedoch ist er nicht dumm und bekommt meistens sogar bessere Noten als ich. Charlotte, Emma und Louis erfahren davon nichts, weil der Lockenkopf seine Tests immer sofort in tausend Stücke reißt, sobald er das Papier erhielt, worauf die anderen denken, dass er eine schlechte Note bekam.

"Und nun rechnen Sie mir aus, wie groß die einzelnen Abstände sind, wenn Sinus X eins Komma fünf vier beträgt", fordert der Mann in dem braunen Anzug den Jungen auf, der seine Hände in der Hosentasche stecken hat und ein grimmiges Gesicht aufsetzt. "Im Abstand von Pi und minus drei Pi, bitte."

"Keine Lust", antwortet Harry monoton, schüttelt seinen Kopf.

Viele aus der Klasse kichern auf Grund seiner Antwort, während ich hart schlucke, unwohl auf meine Zunge beiße. Warum muss er sich immer so cool verhalten wollen?

"Tja, das finde ich sehr schade"; seufzt der Lehrer. "Miss Chapel, können Sie uns die Antwort verraten?"

"Klar, fragen Sie den Freak!", zischt Harry laut auf, haut plötzlich mit seiner Hand auf meinen Tisch, worauf ich mich sehr erschrecke, eingeschüchtert an der Lehne meines Stuhls ein Stück runter rutsche. "Komm Freak, verrat uns allen die Antwort."

"Gehen Sie weg von Ihrer Mitschülerin!" Wütend zieht Mr. Jones Harry von mir weg, hält ihn fest an seiner Schulter, damit er nicht nochmal auf mich zukommt.

Das Lachen der anderen schallt in meinen Ohren, tut weh und verletzt mich, da einige Freak rufen und ich die Finger auf mir spüre. "Freak, sag schon", ruft Louis, mit einer Papierkugel nach mir werfend.

"Mr. Tomlinson, seien Sie still!" Mein Lehrer kämpft mit der Lautstärke und dem sich nun wehrenden Jungen, der sich mit einem Mal losreißt, dem starken Griff entwischt und auf die Tür zu stürmt, welche er mit viel Schwung aufreißt. "Mr. Styles, bleiben Sie hier!"

"Vergessen Sie es!", zischt dieser. "Der Freak verrät Ihnen Ihre Antwort und alle sind zufrieden." Und dann knallt die Tür laut, mit Krach zu, sodass ich erneut erschrocken zusammenzucke.

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