Das Klappern meiner Schlüssel hallt im Hausflur wieder, als ich mit unkoordinierten Bewegungen versuche meine Haustür aufzuschließen, um endlich in das weiche, wenn auch kleine Bett fallen zu können. Dieser Abend muss einfach vergessen, aus meinem Kopf gelöscht werden.
Auch wenn die Tatsache, dass ich diese Nacht nicht mehr schlafen kann, schon fest steht und es kein Entkommen gibt, da alleine jetzt, wo ich in meinem Flur die schmutzigen Turnschuhe von meinen Füßen kicke, eine Illusion von Harry vor mir her in die Küche geht, worauf ich ihm folge.
Ich beobachte, angelehnt an den Türrahmen, wie er meinen Kühlschrank öffnet, diesen lange, auf Grund der Leere, durchsucht, bis er doch noch etwas Essbares findet, sich dann zu mir umdreht und breit grinst.
Seine Grübchen treten dabei zum Vorschein und die grünen Augen strahlen, während er locker an die Theke angelehnt dort steht, einen Bissen von der gekühlten Schokolade nimmt. Die Haare liegen lässig, durcheinander und trotzdem perfekt auf seinem Kopf. Einige seiner Tattoos kann man betrachten, da die Ärmel des dunkelblauen Hemdes hochgekrempelt und nur drei Knöpfe geschlossen sind. Die langen Beine stecken in einer schwarzen, engen Jeans enden in schwarzen Boots. An seinem Arm trägt er einige Bändchen, welche man meistens auf irgendwelchen Feiern hier erhält, aber meistens nach ein paar Wochen dann auch verliert, weil sie einfach kaputt gehen.
Er sieht, selbst in meiner Illusion so wunderschön und anziehend aus, dass ich langsam auf ihn zu schreite, wie hypnotisiert von einer Kraft angezogen werde, die mit einem Mal zerspringt.
"Endlich bist du da", ertönt es laut stöhnend hinter mir, worauf ich mich erschrocken umdrehe, Ethan anstarre, der in meine Küche gelaufen kommt, die Arme vor der Brust verschränkt. Wegen dem Schock pocht mein Herz stark gegen meinen Brustkorb. "Wir haben Stunden auf dich gewartet", meckert er weiter, mich dann fragend ansehen, da ich immer noch nicht antworte.
"Hast du einen Geist gesehen oder wieso siehst du so kreidebleich aus?", erkundigt der Braunschopf sich dann, wobei er seinen Kopf leicht schräg legt, mich skeptisch mustert. Sein Blick fällt auf meine Lippen, über die ich mir aus Reflex einmal lecke, worauf er mich verschmitzt dann fragt: "Sag schon, wen hast du geküsst?"
Was?
Verwirrt, überrascht und hektisch nach einer guten Ausrede suchend starre ich ihn an, bekomme keinen Ton hervor. Meine Wangen glühen jedoch schon, das spüre ich deutlich, und mein Herz pocht noch schneller, als schon vor ein paar Sekunden.
"Wieso soll ich jemanden geküsst haben?", entgegne ich. Zusätzlich verdrehe ich meine Augen, gebe ein amüsiertes 'Pfff' von mir, bevor ich vergeblich versuche vom Thema abzulenken: "Warum seid ihr überhaupt hier?", worauf er jedoch nicht einmal eingeht.
"Deine Lippen sind leicht angeschwollen und mega rot, genauso, wie deine Wangen", erklärt er mir frech, sowie feixend und sich sein blödes Grinsen nicht verkneifen können. "Also, Madame, wen haben wir abgeknutscht?"
"Ich hab niemanden abgeknutscht!"
Kopfschüttelnd drehe ich mich von ihm weg, um den abwartenden Blicken der blauen Augen aus dem Weg zu gehen. Den Kühlschrank öffnend, auf der Suche nach etwas zu Essen oder wenigstens zu Trinken, erinnere ich mich kurz daran, wie Harry plötzlich seine Lippen auf meine legte und ich mich auf einmal so frei fühlte.
All die Fächer sehen ziemlich leer aus. Nur an einigen Stellen befindet sich noch Essen. Ein paar restliche Erdbeeren liegen ganz oben und die Flasche Orangensaft ist zur Hälfte leer, die Butter steht wie immer da, obwohl ich sie in letzter Zeit wenig benötige. Mein Kühlschrank besteht mehr aus Luft als Essen, weil ich in den vergangenen Jahren kaum noch große Mahlzeiten zu mir nahm, eher mal einen Snack zwischendurch genoss.
![](https://img.wattpad.com/cover/99226800-288-k749228.jpg)
DU LIEST GERADE
Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...