Ungeduldig, nachdenklich hin und her laufend, starre ich auf den grellen Bildschirm meines Handys, hoffe darauf, dass der Mann mir endlich antwortet, meine Nachricht liest.
Harry? Der Fahrstuhl ist gerade stecken geblieben.
Und ich habe Angst.
Kaum Licht leuchtet, nur die Notbeleuchtung und das rote Licht des Schalters, mit dem man um Hilfe ruft. Mehr gibt es nicht. Dazu kommt die bedrückende Enge. Ich besitze keine Klaustrophobie, jedoch wird dieser Kasten nach einer Weile unangenehm.
Niemand möchte in einem Aufzug fest stecken und ohne zu wissen, wie lange man wohl in einem stickigen Kasten bleiben muss. Alleine, ohne eine Person, die einen vielleicht beruhigt. Oder mit in die komplette Panik zieht.
Mir geht es eigentlich recht gut, was aber auch nur daran liegt, dass ich mich über die Jahre hinweg an enge Räume gewöhnt habe und mir selber nun ständig sage, dass ich jedes Mal sicher raus gekommen bin. Sogar aus dem Chemielabor.
Zum ersten Mal helfen Harrys und Louis Gemeinheiten aus der Schulzeit mir, worüber ich nun ein wenig schmunzele.
Damals weinte ich, machte mich komplett verrückt und nun nehme ich gelassen auf dem Boden Platz, schaue auf den Hintergrund meines Handys.
Harry, wie er damals mit mir am See lag. Dieses Bild ist immer noch mein Lieblingsfoto von dem Mann. Er sieht glücklich und unbeschwert aus, lächelt in die Kamera, was man ja schon manchmal als Seltenheit bezeichnen kann, da er auch grimmig schauen kann.
So grimmig wie ein Faultier, das wie ein Hund knurrt.
Die Luft wird stickiger, weniger. Dies merke ich eindeutig an meinen Gedanken, weswegen ich eine weitere Nachricht eintippen will, als mein Handy in meiner Hand vibriert, der Name des Mannes erscheint. Hastig gehe ich ran, haspele sofort: "Harry?"
"Honor?"
"Ja, wer sonst?" Ich kann sogar ein Stück lachen, was ihn scheinbar beruhigt, denn er atmet etwas erleichtert aus.
"Geht es dir gut oder bist du irgendwie verletzt?", erkundigt er sich, während aus dem Hintergrund Stimmen zu hören sind, die von einem Hauptschalter und allem reden. Nachdem ich mit einem 'Alles gut' antwortete, fragt Harry mich: "Bist du allein?"
"Ja, aber das ist nicht schlimm", beruhige ich ihn, schaue mich um, da das Licht nun mehr wird.
"Es sollte etwas geschehen", spricht eine Stimme aus dem Hintergrund, die ich einem älteren Mann zuweise. "Das Licht wurde nur mehr, Harry", spreche ich durch mein Handy, was der Mann gleich den anderen Menschen mitteilt.
"Wieso passiert dir so etwas eigentlich immer?", lacht der Mann nun leicht. Sofort entgegne ich: "Karma!", gehe auf seine Provokation ein, mit der er mich nur ablenken will. Ich weiß es.
"Was in deinem Leben geschieht denn noch durch Karma?"
"Eine Menge offensichtlich", antworte ich, den Kopf gegen das Metall hinter mir legend. "Stell dir mal vor, wir beide wären mit dem Aufzug nach unten gefahren."
Harry lacht eindeutig, faucht aber auch jemanden an, dass er sich beeilen soll.
"Dann würde ich nur schlechtes Karma besitzen", meint er.
"Gutes ebenso."
"Wieso?"
"Weil du nicht alleine bist", erkläre ich. "Ich meine, mich stört es jetzt nicht alleine zu sein. Irgendwie kommt mir diese Situation nur bekannt vor, aber wir stecken geblieben wären, wäre es durch gutes und schlechtes Karma geschehen."
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...