"Vor allem die, die von euch mit drei bis fünf Jahre alten Kindern arbeiten möchten, tragen eine große Verantwortung, da in diesem Alter quasi vieles festgelegt wird", erzählt Gina uns, welche heute alleine vor uns steht, da Marks Kinder krank sind. "Wenn ihr auf einen Elfjährigen trefft, der Süßigkeiten nicht so gerne isst wie andere, dann könnt ihr schon fast davon ausgehen, dass er in dieser Altersspanne wenig Süßes erhielt."
"Zählt das für alle Bereiche?", mischt sich Maxim ein, der der Frau heute sehr auf die Nerven geht. Alle fünf Minuten unterbricht er sie mit einem frechen Kommentar.
"Fast alle", seufzt Gina. Sie nimmt schnell einen Schluck aus ihrer Wasserflasche, wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. Ob diese letzte Stunde jetzt noch lange verläuft kann ich an ihrer Mimik nicht erkennen.
"Dann war ich mit drei schon ein sehr guter Stecher."
Die Meisten von uns schütteln unfassbar ihre Köpfe, sehen den Mann mahnend an, während er dumm über seinen Spruch lacht. Er selber hält sich für den größten, doch die erste Testprüfung hat er nicht bestanden, was ich auf seine Haltung zurückführe. Maxim macht rein gar nichts für die Uni.
Harry mag ihn auch nicht sonderlich. Dies entschied er zumindest, nachdem er den Kerl ein einziges Mal traf, wo er sehr aufmüpfig und überheblich wirkte. Mir sagt der Mann deswegen auch immer, dass ich versuchen soll mit anderen zusammen zu arbeiten, wenn wir in Gruppen eingeteilt werden.
Zum Glück zieht Maja mich aber meistens immer gleich zu sich, als sei ich ihr eigener Besitzt.
"Okay, wir machen für heute Schluss", meint Gina nun, sieht dabei sehr gestresst aus. "Kinder müssen aus Fehlern lernen und so..." Sie säuselt den letzten Teil mehr vor sich hin, ehe sie sagt, wobei ich den Reißverschluss meines Rucksacks zu ziehe: "Deshalb erzählt uns Maxim morgen, was er tolles auf den Seiten vierhundertsechs bis vierhundertzwölf erfuhr. Ausführlich."
"Verdient", freut die Schwarzhaarige sich neben mir, die mich dann auch schon mit aus dem Raum zieht, worauf wir lachend die Treppen nach unten laufen. "Der Kerl geht mir in letzter Zeit so auf die Nerven."
"Wenn ich du wäre, Maja", ertönt es mit einem Mal hinter uns, wo ein verärgerter Maxim mit seinem Reißverschluss kämpft. "Dann würde ich mir lieber Gedanken über meinen Freund machen."
"Wieso?" Meine beste Freundin steigt auf die Provokation sofort ein, bleibt stehen und funkelt ihn böse an. Am liebsten würde ich sie wegziehen, da ich sehe wie der Mann sich über ihre Reaktion freut, doch ich umklammere nur ihren Unterarm.
"Naja, wenn ich er wäre, würde ich dich verlassen. Schließlich will ich nicht betrogen werden." Arrogant verschränkt er seine Arme vor der Brust, schaut stolz zu uns herab. "Ich hätte keinen Bock auf eine Schlampe, die gleich nach mir einen anderen fickte."
"Wenigstens muss ich nicht mit unechten Sex prahlen", zischt Maja zurück. "Als ob irgendjemand mit dir schlafen will. Niemand geht ein Risiko von Herpes oder einer Infektion ein."
Ohne weitere Worte an den Mann zu verschwenden, der verschmitzt grinst, zieht sie mich mit sich, weiter die Stufen nach unten. Aufgebracht schnaubend drückt sie mit viel Kraft die Tür aus dem alten Gebäude auf, bevor die Schwarzhaarige draußen tief Luft holt.
"Muss er solch eine Nervensäge sein?", beschwert sie sich. Es sieht aus, als würde sie sich bei Gott im Himmel beklagen. "Honor? Wieso haben die ihn überhaupt nochmal zugelassen?"
"Weil sie nette Pädagogen sind?" Unsicher zucke ich mit den Schulter, springe erschrocken auf, da die alte, morsche Tür hinter mir laut zu knallt, Maxim breit grinsend an uns vorbei, zu einem Auto läuft, das direkt vor der Tür parkt, mir jedoch erst jetzt auffällt.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...