Schluchzend renne ich schnellen Schrittes durch die dreckige Straße, will hier weg.
Weg von Harry, dem Haus, dieser versifften Straße. Einfach nur weg.
Irgendwohin, wo ich alleine bin, für mich weinen kann und mich schämen, da meine Mutter jedes Mal wusste, dass ich sie anlüge, wenn ich ihr etwas wegen dem Mann auftischte.
"Er muss arbeiten", tischte ich ihr häufig auf. "Leider hat er Unterricht", ebenso, ohne mit der Wimper zu zucken, oder: "Ich soll euch seine Grüße ausrichten und mitteilen, dass er leider nicht hier sein kann."
Sie wussten ganz genau, dass er nicht kommen wird. Jedes Mal wenn meine Mom mich anrief, wusste sie, dass ich alleine bin, wenn sie mich besuchten, kannten sie die Wahrheit, welche ich aus Scham vor ihnen verheimlichte.
Welches Elternteil würde so etwas von seinem Kind wollen? Wer wird gerne angelogen? Niemand! Und wie fühlt man sich dann erst, wenn man genau weiß, dass man Jahre lang belogen wird, noch extra Geschichten erfunden werden? Grauenhaft.
Ich zumindest würde mich so fühlen.
Selber spüre ich den Scharm, die Beschämung, Angst und Peinlichkeit, die Trauer. Eigentlich fühlte ich mich vor wenigen Minuten noch ziemlich glücklich, frei und wohl, bei Harry, in seinen Armen oder, wenn seine Lippen auf meinen lagen, doch nun verzweifle ich, schluchze und wische ständig meine Tränen weg.
Passanten mustern mich schief von der Seite, während ich hastig an ihnen vorbei gehe. Einige gucken mir nach und andere kümmern sich schon wieder um sich selber, schütteln nur kurz ihren Kopf, um mein scheußliches, schmerzhaftes Bild, von einem Menschen, zu vergessen.
Da existiert dieser Kloß in meinem Hals, der mir die Luft zum Atmen raubt, durch den ich schnauben muss. Da gibt es diese Last an meinen Füßen, die mir das Laufen schwer fallen lässt, meine Beine sich wie Blei fühlen lässt. Da herrscht diese Stimmung in mir, wegen der ich gerne schreien würde, laut auf brüllen und den Himmel fragen, wieso so etwas passieren muss.
Was musste geschehen, dass all dies passiert, Harry sich entscheidet den Brief zu schreiben, überhaupt erst mich zu verlassen, er meine Eltern anlügt und ich solche Schmerzen erleide, drei Jahre lang? Was lief da hinter meinem Rücken ab?
Er hätte es mir langsam erzählt, wahrscheinlich über den ganzen Tag verteilt, wobei ich ihm aufmerksam zu gehört hätte. Manchmal stelle ich ihm dabei vielleicht Fragen oder werde etwas aufbrausend, da Dinge enthüllt werden, die mir nicht so gefallen. Vielleicht wäre auch alles schnell, einfach und normal, ohne großen Stress verlaufen.
Wer weiß das schon?
Der Wind auf den Straßen wird mehr, der Himmel verdunkelt sich langsam, weil die großen, dunklen Wolken sich zusammen ziehen, die Sonne immer weiter verdecken. Mein Schritttempo erhöhe ich, aus Angst vor Regen oder gar einem Gewitter, schlinge meine Arme um meinen Körper.
Müde, in Gedanken versunken starre ich auf das Shirt an meinem Körper mit der Aufschrift und den Gedanken an Harry, wie er es mir mit seinem frechen Grinsen überreichte. Es sah so süß und lustig aus, wie seine Grübchen zu sehen waren, er sich darüber amüsierte, freute, mich nur in Unterwäsche und dem Shirt vor sich sitzen zu haben. Und mir gefiel alleine der Gedanke, bei der Erinnerung an alte Zeiten.
Alte Zeiten, in denen ich häufig morgens knapp bekleidet neben ihm aufwachte, mich an ihn kuschelte und es genoss, wenn er zärtlich über meinen Rücken strich. Die Morgende, an denen er nur seine Boxer trug oder eine Jogginghose und in der Küche am Herd stand, wo er das Frühstück vorbereitete, während ich ihm verträumt beobachtete.
Genau diese Gedanken kamen zurück und leiteten mich, durch die Sehnsucht nach dem Bekannten, der Vergangenheit. Aber auch nach der Zukunft, da diese wieder so werden könnte.
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Small Freaks
Fanfic"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...