279-auf einem Schimmel

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Schläfrig, da es doch später als geplant wurde, verabschiede ich mich langsam von meiner Familie, umarme Grandma, dann Grandpa, danach meinen Vater und dann meine Mutter. Und dann nochmals meine Großmutter, weil ihr der Abschied schwer fällt. Ebenso meine Mom erneut.

Die beiden Frauen umarmen mich häufig und bei unserer Umarmung murmelt meine Mutter leise flüsternd in mein Ohr: "Wir sind stolz auf dich und wissen, dass du und Harry dieses Problem überwinden werdet."

Schweigend summe ich nur leicht, antworte nicht sicher mit einem 'Ja' oder einem 'Nein'. Dieses Problem kenne ich nicht einmal mehr, weiß nur, dass es gefährlich sein soll, weswegen Harry mich schützen wollte. Mehr wurde mir in den vergangenen Stunden nicht erzählt.

Dass alles nur zu meinem Schutz geschieht, er mich liebt und meine Eltern länger, als ich selbst, von der Trennung wussten.

"Fahrt vorsichtig", verabschiede ich sie, meine Mom schon zum dritten Mal umarmend. "Und ruft vielleicht an, wenn ihr Zuhause angekommen seid", bitte ich sie, die Haustür öffnend. Dad und Grandpa treten an mir vorbei, unterhalten sich über die Wandfarbe des Flures, während Grandma zum letzten Mal einen Kuss auf meine Wange drückt und raunt: "Viel Glück mit deinem Prinzen", worauf ich rot anlaufe.

"Dann frage ich mich, wo er sein weißes Pferd versteckt", scherzt mein Großvater, der scheinbar die Worte meiner Großmutter hörte. "Oder er ist einer. Sag ihm, Honor, dass er endlich mit der Wahrheit rausrücken soll!"

Dann verschwindet er aus dem Hausflur, bis nur noch meine Mom mit mir vor der Haustür steht, mich musternd ansieht. Seufzend bittet sie mich: "Wenn du Hilfe benötigst, dann rufst du mich sofort an. Oder wenn etwas sein sollte."

"Mach ich!", versichere ich ihr.

"Honor, mit diesem Mensch ist nicht zu Spaßen. Halte dich an Harry und alles wird bestimmt gut." In ihren Augen erkennt man die Furcht, den Ernst. Sie sorgt sich, weswegen ich überlege, um was sich all dies wohl drehen mag.

"Ja, Mom. Ich bin vorsichtig", verspreche ich ihr, bevor sie mich zum nun schon vierten Mal umarmt, danach hastig den anderen nachjagt. Mit runter gehe ich nicht mehr, möchte diesen Abschied nicht schwer gestalten.

Wir konnten gerade so dieses Thema klären und ich Dad beim Mensch ärgere dich nicht schlagen, weshalb ich die Situation nicht weiter ausreizen will. Außerdem tut es weh, wenn ich mich daran erinnere, dass ich sie erst in ungefähr neun Wochen wiedersehen werde, sollten meine Pläne sich nicht ändern.

Seufzend gehe ich zurück in die Wohnung, hole tief Luft, ehe mir wieder die andere Enthüllung von Harry in den Sinn kommt.

Drei Jahre lang zahlte er weiterhin die Hälfte der Miete. Damit signalisierte er mir -wenn ich davon gewusst hätte- dass er mich irgendwie noch weiter unterstützen möchte oder ihm doch noch etwas an mir liegt. Wenn ich nur damals schon davon gewusst hätte, dann wären die Tage vielleicht manchmal nicht so schlimm geworden.

Jedoch die Tatsache, mit meinem Vermieter regt mich sehr auf. Der Kerl steckte sich einfach zweimal, Harrys und meine Miete ein und zusätzlich noch die, meiner Eltern. Wie gerissen muss man eigentlich sein? Er braucht auch nicht denken, damit davon zu kommen, weil ich eindeutig noch mit ihm reden werde!

Aber vielleicht lieber mit Unterstützung an meiner Seite.

Nathan könnte mich begleiten oder gleich er und Ethan, da dieser auch gerne Argumente hervorbringt, die einen manchmal schnell zum Schweigen bringen. Doch muss ich erst mit den beiden darüber reden, ob sie ebenfalls von der Trennung Bescheid wussten, ansonsten kann ich nicht -mit irgendwelchen verschleierten Vermutungen- mit ihnen normal reden. Das geht einfach nicht.

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