"Miss, bitte bleiben Sie ruhig", meint die Frau an dem Hörer und ich höre jemanden nach Sauerstoff brüllen, was mich komplett fertig macht. "In der Hose von Mr. Styles fanden wir sein Portmonee wo sich ein Zettel drin befand, auf dem Stand-" Kurz scheint sie diesen Zettel wirklich zu entfalten, bis sie laut vorliest: "Im Notfall benachrichtigen. Honor Chapel und Ihre Nummer."
Fassungslos, sprachlos kann ich gar nicht den Punkt verarbeiten, dass er meine Nummer in seinem Portmonee trägt, sondern frage sofort hysterisch in das Mikro: "Von wo rufen Sie mich an?"
"Aus dem Krankenhaus, Miss", erhalte ich als Antwort. "St. Marys Hospital."
"Ich bin unterwegs", verlassen die Worte nur noch hauchend meinen Mund, ehe ich auf den roten Hörer drücke, ins Schlafzimmer sprinte.
Dort reiße ich mir eine Hose aus dem Schrank in die ich irgendwie hüpfe, mich richtig rein zwänge, weil ich zu überstürzt bin. Irgendeinen Pulli greife ich mir, der sich als einer von Harrys rausstellt. Handy und Schlüssel, Ausweis und Geld werfe ich stürmisch in meinen Rucksack mit dem ich zurück in den Flur renne.
Noch nie haben mich die Schnüre meiner Schuhe so sehr gestört, wie jetzt, weil ich es nicht hin bekomme eine Schleife zu machen, weswegen ich irgendwann desinteressiert einen Knoten mache und die Enden in den Schuh stopfe. Es muss so funktionieren.
Wild, rasend und ängstlich pocht mein Herz in meinem Brustkorb, sorgt dafür, dass ich den Türgriff zitternd nach unten drücke. Im Treppenhaus fast fallend, überspringe ich einige Stufen, halte mich am Geländer fest. "Miss Chapel", höre ich unsere Nachbarin mir noch nachrufen, stoppe jedoch nicht, sondern laufe weiter.
Harry spielt gerade die einzig große Rolle, niemand anderes.
Draußen weht der Wind stark durch meine Haare, während ich Ausschau nach einem Taxi halte, ungeduldig warte. Weil kein kommt beginne ich einfach zu rennen, laufe keuchend, nach Luft schnaubend durch die Straßen, nur mit der Angst um Harry in meinem Kopf, Bildern, wie es ihm nun geht, was geschehen ist.
Wie konnte das passieren?
Immer wieder muss ich die Tränen zurückhalten, renne weiter, gegen den in mein Gesicht peitschenden Wind ankämpfend. Mein Ziel ist das St. Marys Hospital mit Harry, nichts anderes. Davon darf ich mich von nichts und niemanden abbringen lassen.
Ein Taxi kommt mir entgegen, fährt leider weiter, als ich meine Hand hebe, ihm fluchend nachrufe. Wieso muss ich jetzt Pech haben?
Mit einem Taxi wäre ich viel schneller bei Harry, könnte seine Hand halten, mich vergewissern, dass er gesund ist. Ich könnte ihm sagen, wie alles wieder gut wird und wie sehr ich ihn liebe, nicht böse auf ihn bin.
Aber gerade muss ich erst mal bei ihm ankommen, haste weiter, meine Beine kaum noch spürend. Als würde ich um mein eigenes Leben rennen, biege ich um eine Kurve, ramme fast eine alte Frau um, bei der ich mich nur spe entschuldige.
"Unverschämtheit diese Jugend", ruft sie mir erzürnt nach, den alten Holzstock bedrohlich hebend.
Doch nach kurzem verschwindet sie schon wieder aus meinem Blickfeld.
Sie interessiert mich nicht.
Auch der Mann und seine Frau, die wegen mir auseinander springen müssen, sind schnell vergessen, hören meine Entschuldigung wahrscheinlich gar nicht, da ich schon fünf Meter weiter bin.
Gegen Wind ankämpfend, meine schwindende Kraft und die Tränen in meinen Augen, schnappe ich nach kalter Luft für meine Lunge, überlege, wie weit ich noch laufen muss. Kurz stoppe ich, nur ganz kurz, stütze mich mit meinen Händen verzweifelt auf meinen Oberschenkeln nach vorne gebeugt ab.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...