"Also, wo hat der feine Herr uns einen Tisch reserviert?", frage ich laut, meine Hände bequem hinter meinen Kopf verschränkend und abwartend nach rechts blickend, wo Harry gerade das Lenkrad wegen einer Kurve nach Links zieht.
"Lass dich überraschen", antwortet er verschmitzt grinsend, bevor er hoch in den fünften Gang schaltet, meinen alten Wagen noch ein Stückchen mehr fordert. Alleine deswegen wollte ich fahren, da mein guter Begleiter der letzten drei Jahre nicht viel aushält und der Lockenkopf gerne mit Tempo fährt.
"Du jagst!", weise ich ihn deshalb drauf hin, werfe einen prüfenden Blick auf das Tacho, welches mir sechzig anzeigt. "Das ist hier eine fünfziger Zone."
Harry tritt noch mehr aufs Gas und es erscheint mir so, als wenn er dies mit Absicht machen würde. Knacken und Brummen ertönt schon vom Motor, was mir gar nicht gefällt. Ich bin doch erst vor kurzem wegen einem kaputten Motor liegen geblieben.
Die Sache muss Harry zwar nicht erfahren, aber man muss es auch nicht erneut herausfordern.
"Ich teste deine alte Karre nur ein Wenig."
"Teste deinen Wagen, aber lass meinen bitte in Ruhe", flehe ich, meine Hand bittend auf seinen Oberschenkel legend, in der Hoffnung, dass er durch meine flehende Berührung auf die Bremse drückt. "Bitte."
Seufzend nickt er einverstanden, drosselt die Geschwindigkeit auf vierzig herab, das Lenkrad ruhig haltend.
Die Gebäude draußen ziehen wieder langsamer an uns vorbei, die Lichter der Lampen sind klar zu erkennen und auch einige Menschen, die unterwegs sind, erkennt man nun klar. Im Auto herrscht Ruhe, wenn man mal von Olivias Geschmatze und Geklapper von ihrem Reißverschluss absieht. Sie probiert schon die ganze Zeit über die Jacke zu öffnen, die sie sich noch vor ein paar Minuten unbedingt anziehen wollte. Harry schweigt.
Zumindest kurz.
"Viel mehr hätte er sowieso nicht ausgehalten", meint er nämlich nun frech, verschmitzt grinsend und an der roten Ampel haltend.
"Ich verstehe ja, wenn du von deiner Karre mehr beeindruckt bist, aber solange du hinter meinem Steuer sitzt, wirst du dich bitte nicht beschweren", entgegne ich, leicht warnend. Meinen Blick richte ich aus dem Fenster, weg von ihm, bis mir noch ein Punkt einfällt, weswegen ich ihm meinen Kopf wieder zu drehe und keck feixe: "Außerdem zwingt dich ja niemand zum Fahren, wenn es dir nicht gefällt."
Nur kurz grinst der Mann, ehe er den Kopf schüttelt und wieder bei einer grünen Ampel startet.
Sich beschweren, aber trotzdem niemand anderen fahrenlassen wollen. Genauso kenne ich Harry, und nicht anders.
Vielleicht liebe ich aber genau dies. Diesen lustigen, verwirrten Trottel, der mich immer wieder zum Lachen bringt.
Nach einer Weile versuche ich es erneut, frage ihn: "Verrätst du mir jetzt wenigstens, wo wir hinfahren?" Als Antwort bekomme ich jedoch nur ein Kopfschütteln. Und ein schelmisches Grinsen.
"McDonalds?", ruft Olivia hysterisch fragend von hinten, wild auf ihrem Sitz rumzappelnd.
Mit einem Schulterzucken drehe ich mich zu ihr um, teile, ihr mit: "Ich weiß nicht, wo es hingeht. Da musst du Harry fragen."
Ihre Jacke hängt nun komisch an dem kleinen Körper runter, wirkt mit dem Gurt verknotet. Offensichtlich konnte sie den Reißverschluss nicht aufbekommen.
"Es geht nicht zu McDonalds", antwortet der Lockenkopf, spricht weiter: "Das hättest du dir auch denken können, Honor. Als ob ich so billig bin."
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...