Wir begegnen in unserem Leben ja immer wieder neuen, unbekannten Menschen, jedoch bin ich mir gerade nicht sicher, wo ich fest Harrys Hand halte, mich an ihn drücke und nachdenklich zu dem Mann schaue, ob ich diesen Herren in dem teuren Anzug genauer kennenlernen möchte. Dominierend, als seien wir ins sein Haus eingebrochen, sieht er zu mir, dann zu Harry.
Musternd gleitet sein Blick an der Kleidung meines Freundes herunter, der -wie man es nicht anders von ihm kennt- eine Jeans mit Löchern an den Knien und ein graues Shirt trägt. Dazu trug er gerade noch, die schwarzen Boots, welche ich ihn gestern ins Krankenaus brachte, da er vorher nur seine Turnschuhe da hatte. Mir gefällt sein Look, ich liebe ihn dafür und bewundere ihn auch, dass er solch einen Mut besitzt und mit diesen schon manchmal gewagten Schuhen stolz durch die Stadt läuft.
Dem Mann, der förmlich und wohlhabend gekleidet ist, scheint das Auftreten meines Freundes nicht zu gefallen.
Nun wirft er einen Blick auf mich, mustert das Loch in meiner Hose, welches aber ungewollt in den Stoff kam. Ich bin vorgestern hingefallen und dabei an der Tischkante hängen geblieben. Auf meinem blau-weißen Hemd befindet sich ein Colafleck und meine Haare sind zu einem unordentlichen Zopf gebunden. So als sei ich gerade aufgestanden oder durch einen Sturm gelaufen.
Die Uhr des Mannes, eine silberne Rolex schmückt das Handgelenk des Mannes und an seinem Finger trägt er einen goldenen Ehering. Sein Anzug sieht maßgeschneidert aus und die Krawatte so, als gehöre sie nur zu diesem einen Anzug. Die Haare wirken auch sehr kostspielig, da sie bestimmt schon ein paar Male getönt wurden und ordentlich zur Seite gekämmt.
Die Aktentasche kostete bestimmt auch nochmal ein paar tausend Pfund.
"Entschuldigen Sie meine Störung, Miss Chapel und Mr. Styles", spricht er, ruhig und gewählt. "Mir liegt jedoch sehr viel daran, dass ich dieses Gespräch mit Ihnen beiden führen konnte, weswegen ich so unmanierlich hier aufkreuzte. Mr. Horan war so freundlich mir Eintritt zu gewehren."
Er spricht schon fast geschwollen und irgendwie erinnert es mich an Romeo und Julia von Shakespear, in dem auch so vornehm gesprochen wurde, sodass ich nicht jedes Wort und den kompletten Sinn verstand. Deswegen höre ich dem Mann vor mir aufmerksam zu.
"Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen", entschuldigt er sich, schaut uns forschend an, doch scheint keine Antwort zu erwarten, da er kurz darauf weiterspricht: "Aber mir liegt dieser Fall sehr am Herzen, weswegen ich unbedingt persönlich vorbei schauen wollte. Eine schwere Körperverletzung und versuchte Vergewaltigung nimmt man nicht einfach auf die leichte Schulter."
"Sie sind Leos Vater", hauche ich mit einem Mal, fassungslos.
Mr. Willoughby nickt bejahend auf meine Worte, schmunzelt ein kleines bisschen. Um ehrlich zu sein, mir viel seine Ähnlichkeit zu einer mir bekannten Person schon auf, jedoch wurde es mir erst richtig bewusst, als ich seine Rolex genauer studierte und die Sonderanfertigung erkannte, welche Leonard ebenfalls besitzt.
"Was wollen Sie?" Unfreundlich und grimmig zischt Harry neben mir nun diese Frage, scheint nicht begeistert davon zu sein, dass Leos Vater zu uns kommt um mit uns zu reden.
"Ich möchte mit Ihnen über die Anzeige sprechen", antwortet der ältere Mann, bleibt ruhig und gelassen. Sein Sohn hätte schon längst aggressiver reagiert, weil er Harry auch einfach nicht mag.
Aber ich besitze die Annahme, dass sein Vater von anderer Natur ist.
"Da gibt es, in meinen Augen, nicht viel zu besprechen."
Etwas eingeschüchtert und nervös durch Harrys Haltung, verschränke ich meine Finger, womit ich versuche ihn ein Stück zu beruhigen. Er muss nicht so unfreundlich dem Mann gegenübertreten, wenn er ihn gar nicht kennt.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...