Ein Knallen gegen Glas.
Erneut fliegt etwas Hartes gegen eine Scheibe.
Und wieder ertönt das nur schwach gedämpfte Geräusch an meinem Ohr.
Zum vierten Mal nehme ich das Schlagen war, öffne nun meine Augen.
Nummer fünft erklingt.
Fragend lausche ich aufmerksam, bekomme Angst. Unsicher richte ich mich im Bett auf, entferne vorsichtig Harrys Hand von meinem Bauch, weil ich mir nicht sicher bin.
Ich könnte mich auch täuschen und würde ihn unnötig wecken, was ich nicht möchte.
Morgen haben wir wieder Montag, eine weitere Woche an der Uni beginnt und ich weiß, dass seine anstrengend wird. Er soll durch mich nicht belastet werden, wenn ich nur Wahnvorstellungen habe.
Aber ich höre zum sechsten Mal etwas poltern, gegen Glas schlagen.
Was wenn ich es mir nur vorstelle?
Im Schlaf träumte ich die verrücktesten Sachen, die auch nur meine Ängste darstellten. Ich könnte mich jetzt ebenfalls mit diesen Geräuschen täuschen und würde eine Panik umsonst...
Nummer sieben knallt laut und ich glaube es vom Fenster wahr zu nehmen, weshalb ich nun vorsichtig die Decke zur Seite schlage, mich achtsam von dem ruhig schlafenden Mann wegbewege.
Er sieht so friedlich und wunderschön im Schlaf aus, wie er sich jetzt fest an die Decke kuschelt, die meinen Platz einnimmt, wie er dort liegt, die sich sanft hebende und senkende Brust entblößt. Seine Mund gespaltet, der dazu verlockt, seine eigenen mit den weichen, rosa Lippen zu verbinden, den Mann liebevoll zu küssen und alle Gedanken, Gefühle durch einen einzigen Kuss auszudrücken.
Harry legt jedes Mal seine ganze Liebe in einen Kuss, geht sanft und gleichzeitig fordernd ran, was einen verrückt werden lässt. Oder mich.
Den Kuss im Regen liebe ich, vor allem aber den auf dem Parkplatz, weil er befreiend wirkte.
Die gesamte Zeit über wollte mein Unterbewusstsein ihn küssen, diese Entfernung zwischen und verkleinern und gehalten werden, was erst an einem dunklen Abend auf einem Parkplatz geschehen musste.
Er küsste mich sanft, zärtlich, so innig und ging vorsichtig vor, überforderte mich nicht sofort komplett. Und so möchte ich es für immer in meinem Kopf eingeprägt haben, festhalten.
Knall Nummer acht bringt mich aus den Gedanken, hält mich davon ab, dass ich mich neben Harry lege, die Decke zur Seite ziehe und ihn einfach wach küsse, bis wir wieder an dem Punkt sind, an dem Worte keine Rolle spielen, unnötig sind und wir uns dem anderen hingeben.
Aber auch Nummer neun lenkt mich wie sein Vorgänger ab und ich seufze tief auf. Das sind keine Halluzinationen.
Barfuß tapse ich leise zum Fenster, schiebe den Vorhang zur Seite, starre raus in die Dunkelheit. Mein Bauch, mein ganzer Körper will bei dem Anblick wieder zurück ins Bett, sich verkriechen, aber mein Kopf sagt mir, dass ich diese Sache jetzt beenden muss.
Deswegen greife ich mir einfach die ganz oben auf dem Stuhl liegende Hose, die ich mir anziehe. Harrys, stelle ich fest, lasse mich davon aber nicht abbringen.
Zum zweiten Mal schaue ich nach draußen und will diesen Anblick nicht wahr haben.
Leonard steht draußen, irgendein Text mit roter Farbe auf die Straße gespritzt und Steine an unsere Fensterscheibe werfend. Seine Worte sehen aus, als wurden sie mit Blut geschrieben, wofür das schwache Licht der Straßenlaterne sorgt. Der Mond steht hinter einer Wolke am dunklen Himmel, schenkt mir keine Hoffnung.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...