Kaum, dass wir die Wohnung betreten haben, deute ich Harry, leise zu sein, wozu ich einen Finger auf seine Lippen lege, welche sich wie immer weich anfühlen. Am liebsten würde ich ihn sofort küssen, all meinen Frust und Sorgen loswerden, doch dies geht nicht, da Olivia sich in seinen Armen befindet.
Das schlafende Mädchen befindet sich auf den Armen des Mannes, der sie sicher an seine Brust druckt, an der sie müde döst. Ihr Mund steht leicht geöffnet, während ihre Arme sich um den Hals des Lockenkopfs klammer. Sie sieht so süß und friedlich aus, wie sie dort an ihm hängt, mich an ein kleines Äffchen erinnert.
Ich bin mir sicher, dass ihr der Tag sehr gefiel und sie ihn genoss. Im Zoo strahlte sie ununterbrochen, rannte wild hin und her, spielte mit allen und beim Essen quasselte sie ohne Punkt und Komma von all den Tieren, welche sie unbedingt eines Tages nochmal besuchen möchte.
Harry und ich sind kaum zu Wort gekommen, mussten die Gelegenheit nutzen, wenn ihr Mund voll war. Auch wenn sie meistens trotz der Überladung redete und redete.
Es war richtig lustig mit ihr, was wir dann aber auch gerne beobachteten oder amüsiert drüber lachten.
Ihre Dinonuggets aß sie ordentlich, wenn auch sehr schleppend, auf. Sie nahm sich einen, sprach währenddessen von den Pinguinen, biss kurz ab, ehe wir eine Geschichte über Giraffen hörten und dabei häufig zusehen konnte, wie das Fleisch zerkleinert wurde. Und im Auto schlief sie dann nach wenigen Minuten ein, komplett fertig von diesem Tag, ihren Kopf hängen lassend. Schon sehr belustigend.
Leise und achtsam schließe ich hinter dem Mann die Haustür, bevor ich mich an ihm vorbei drücke, die Schleifen meiner Schuhe öffne. Harry steht irgendwie nur beholfen rum, weshalb ich frage: "Ziehst du deine Schuhe auch noch aus?"
Er grinst giftig zurück, mit einem Nicken auf das schlafende Kind deuten. "Soll ich sie auf den Boden fallen lassen, oder was?", entgegnet er, dann durch ins Wohnzimmer gehen, wohin ich ihm schweigend folge.
Ganz sachte, sowie liebevoll legt er sie auf die Couch, ihren kleinen Kopf bequem auf ein Kissen ablegend, ehe er ihr die Schuhe vorsichtig auszieht. Ohne Worte beobachte ich alles aus dem Türrahmen, beobachte, wie Harry Olivia einen Kuss auf die Stirn drückt, ihr zärtlich durch das blonde Haar streicht, bevor er sich seufzend aufrichtet.
Unsere Blicke treffen sich sofort, kaum dass er sich gedreht hat, und mir erscheint es so, als würde nur der Anblick der grünen Augen mir jegliche Luft rauben. Verlegen bearbeiten meine Zähne meine Unterlippe, meine Hände spielen unwohl mit dem Saum meines Shirts und meine Wange glühen.
Wahrscheinlich könnte man Spiegelei auf denen braten.
Meine Kehle fühlt sich zugeschnürt an, trocken. Schweiß bildet sich auf meinen Handflächen, ein unregelmäßiger Schlag in meinem Herzen. Harrys Wirkung verläuft über meinen ganzen Körper, der immer unfähiger wird. Unfähig sich zu bewegen oder gar mich kleines Lebewesen am Leben zu halten.
Es kommt mir so vor, als könnte ich jede Sekunde umkippen, entweder, da meine Wackelpuddingbeine mich nicht mehr halten können oder ich ganz einfach auf Grund von Sauerstoffmangel, Hyperventilieren und Schwäche umkippe, vor Harry auf den Boden, wie zusammengefaltet lande, Po in die Luft gereckt.
Ich bin ein Wrack, nur wegen einem einzigen Blick.
"Soll ich jetzt meine Schuhe ausziehen?", erkundigt er sich ruhig, einen Schritt auf mich zukommend, wobei er die Hand mit dem Kreuztattoo in seine Hosentasche steckt. Locker und gelassen blickt er tief in meine Augen, leise sprechend, um das Kind nicht aufzuwecken.
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Small Freaks
Fanfiction"Es fühlt sich an wie sterben!" Honor muss feststellen, dass auch sie sich in den Menschen aus ihrer Umgebung täuschen kann. Doch nicht nur sie schätze Menschen falsch ein, sondern auch Harry, der dadurch wütend wird, beginnt an einigem zu zweifeln...