Kapitel 143 - Selbstzweifel

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Es wunderte mich nicht wirklich, als ich zwei Stunden später die Stufen des Astronomie Turm hinunter schritt und Tom mit in den Manteltaschen vergrabenen Händen wie selbstverständlich auf mich wartete.

Elegant stand er am Fuße der Treppe und hielt mir nun höflich einen Arm entgegen, einige Stufen war ich noch von ihm entfernt und konnte von hier aus das funkeln in seinen Augen sehen.

Er wirkte zufrieden. Ganz anders als ich es war. Seufzend glitt ich den Rest hinunter und legte seine höfliche Geste ignorierend meine Arne um ihn und mein Gesicht gegen seine Brust.

"Welch stürmische Begrüßung" lies er verlauten und erwiderte die Umarmung, indem er seine Hände locker auf meiner Taille ablegte.

Das selbe dachte ich auch, da ich mich selbst mit dieser impulsiven Handlung überrumpelt hatte, doch ich würde mir eher die Zunge abbeißen als ihm das zu gestehen "was hast du gedacht als wir uns zum ersten Mal gesehen haben" ich musste mich ablenken, mein Inneres war so aufgewühlt, noch immer konnte ich das Geschehene kaum fassen

Tom schien zu überlegen, wahrscheinlich fragte er sich was bloß in mich gefahren war. Es blieb einige Zeit still "zuerst dachte ich, du musst ziemlich mutig sein, als du deinem Freund zur Hilfe geeilt warst, der von einer Horde Schüler eingekesselt war, du hast Clever und Ehrgeizig, sowie zu sehr von dir eingenommen gewirkt. Alles Charaktereigenschaften die dich interessant wirken ließen" machte er mir ein Kompliment und ich spürte wie er leicht seinen Daumen kreisen lies.

Als ich zu ihm aufsah, bemerkte ich seinen in die Ferne gerichteten Blick "als du dann jedoch bei der Fahrt über den See in das Wasser gefallen bist, hielt ich dich für recht dumm" stellte er dann fest und ein spöttisches Lächeln legte sich auf seine Lippen.

Hitze stieg mir in die Wangen. Wie er nun zu mir hinunter sah...

Der Moment hätte wirklich romantisch sein können, wahrscheinlich war er das auch. Doch in mir war dieser penetrante Gedanke daran, was ich getan hatte "wie geht es Dimitri" harkte ich nach. Es war falsch gewesen, einfach aus dem Raum zu flüchten, ich hätte bleiben sollen, ganz gleich wie unangenehm es mir gewesnen war, doch ihn einfach allein zu lassen, nach dem was ich ihm angetan hatte kam mir vor wie ein weiteres Verbrechen.

Eine Falte erschien auf seiner Stirn "Am Morgen dürfte er wieder wohlauf sein" berichtete er mir, mit merklich kühlerer Stimme.

Sofort verdichtete sich mein schlechtes Gewissen, erst am diesem Morgen hatte er den Krankenflügel verlassen und schon jetzt, hatte ich dafür gesorgt, dass er sich erneut in einem kränklichen Zustand befand. 

Ein widerliches Gefühl durchzog mich. Es hatte mir gefallen. Magie zu wirken war immer berauschend, ganz gleich ob nun dunkel oder hell. Es war etwas natürliches, sie setze Endorphine frei, ein Gefühl ähnlich Adrenalin durchflutete den Körper, erfreute und entzog gleichzeitig Kraft.

Dennoch war es nicht richtig gewesen, dieses so falsche Gefühl zu genießen. Es ließ mich an meinen Verstand zweifeln, obwohl ich wusste das es normal war, war es als würde etwas mit mir nicht stimmen.

Er nahm seine Hand von meiner Hüfte, fuhr mit den Fingerspitzen über meine Wangen "du bereust es" stellte er fest, dabei sah ich deutlich in seinen Augen, dass ihm diese Tatsache missfiel.

Wie sollte ich nicht? "Natürlich. Er ist immerhin wie ein Bruder für mich" murmelte ich, versuchte dem flauen, schmerzhaften Gefühl in meinem Magen Herr zu werden.

Überlegend neigte er seinen Kopf zur Seite "also liegt es nur daran wer er ist" harkte er, mit ehrlichem Interesse nach.

Um zu widersprechen öffnete ich meine Lippen, spürte deutlich Unwillen in mir, da diese Frage so absurd war. Doch dann hielt ich inne, war erschrocken von mir selbst da in meinen Gedanken keine sichere Antwort war "ich weiß es nicht" erwiderte ich flüsternd, am heutigen Abend schon das zweite Mal von mir selbst überrumpelt.

Seelenspiegel -Tom Riddle-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt