|128|백이십팔

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Am Montag schwänzte ich das erste mal die Schule ohne Taehyung... ich vegetierte in meinem Zimmer vor mich hin und bekam am Rande mit, dass wir Besuch bekamen. Meine Mutter.

"Liebling, wenn du eine Auszeit brauchts, komm nach Japan.", schlug sie vor und ich nickte einfach. Ich nickte zu allem. Ich nickte als Namjoon mir vorschlug eine Therapie zu machen, ich nickte zu dem Vorschlag meines Vaters eine Selbsthilfegruppe zu besuchen und ich nickte, als meine Mutter fragte, ob sie mich noch heute mitnehmen sollte.

Mich hielt hier nichts...

Am Dienstag war ich in Japan und lernte meine Stiefgeschwister kennen, was mich jedoch kalt ließ. Ich verzog mich in mein neues Zimmer, ließ mir einen Psychologen von meiner Mutter aufschwatzen und suchte mir auf Namjoons Rat hin, eine Selbsthilfegruppe. Hin ging ich erst nach einem Monat.

Solange dauerte es, bis ich atmen konnte ohne dass es brannte. Bis ich blinzeln konnte, ohne seinen toten Körper zu sehen, bis ich schlafen konnte ohne schreiend nachts aufzuwachen. Ich schlief die erste Nacht, ohne zu Träumen. Der Schmerz jedoch war mein täglicher Begleiter und ich spürte ihn ebenfalls, als ich die vollen Straßen durch Tokio lief.

Meine Selbsthilfegruppe war für Koreaner, die in Japan lebten und somit hatte ich auch kein Sprachproblem; mein japanisch war etwas eingerostet.

Wir trafen uns in einem Vorlesungsraum und waren etwa dreißig Leute; ich fühlte mich schon jetzt unglaublich unwohl. All diese Menschen, hatten Verluste erlitten und kamen her um darüber zu reden. Ich würde nun erstmal zuhören, ich war noch nicht bereit darüber zu reden.

Einen weiteren Monat später, kam ich schon zum zwölften mal zu den Treffen und kannte bereits die Gesichter der Gruppe, trotzdem war ich noch nicht vorne gewesen. Ich saß immer irgendwo in der hintersten Reihe und lauschte. Autounfälle, Hausbrände, Krankheiten. Die Menschen hatten auf jede erdenkliche Art Verluste erlitten und heute ging es um die, deren Verlust durch Selbstmord geschah.

"Jemand der beginnen möchte?", fragte die Frau am Pult und sah durch die ganzen Gesichter; ihr Blick hing an mir. "Du.", sagte sie plötzlich und erschrocken, starrte ich sie an. "Du bist bis jetzt bei jedem Treffen erschienen, doch hast uns noch nicht deine Geschichte mitgeteilt. Gebt dem Jungen doch mal ein bisschen Mut, sich uns mitzuteilen.", richtete sie sich an die Leute und sie begannen zu applaudieren; ich hielt es für unglaublich makaber, stand auf und wollte gehen.

Da kamen mir plötzlich wieder die Bilder in den Kopf; ich ballte meine Hände zu fäusten und drehte mich um. Die Frau lächelte mich freundlich an und hielt das Mikrofon in meine Richtung. Langsam lief ich auf das Pult zu und stellte mich neben sie; sie streichelte über meinen Rücken und flüsterte mir ins Ohr. "Fang doch mit deinem Namen an und erzähl etwas von deinen Freunden, das macht es leichter."

Sie lächelte ein letztes mal und setzte sich in die vorderster Reihe und sah mich erwartungsvoll an. Ich räusperte mich ein paar mal und begann zu erzählen. "Mein Name ist Jeon Jungkook, aber ihr könnt mich Kookie nennen; macht sowieso jeder. Ich bin Schüler an der Seoul High und hatte bis jetzt ein super angenehmes Leben. Ich trieb viel Sport, traf mich mit meinen Freunden und alles in allem ging es mir gut. Naja bis auf eine Sache...", begann ich ihnen allen die Geschichte zu erzählen, wie mein Leben durch die Liebe und die Drogen, den Bach runter ging...

do or dare ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt