Kapitel 103 (238) Bolschoi, Bugatti und Bentley Teil I

149 13 13
                                    


Dienstag, gegen 9:00 Uhr, 17.1.
Russland, Sankt Petersburg
Auf dem Stoijov-Kovoijky-Anwesen


Bolschoi, Bugatti und Bentley Teil I

Cevin war gerade nach unten gegangen, weil Wladimir nach ihm gerufen hatte, nachdem sie erst vor zwei Stunden mit Casey, Refil, Calvin und Wladimir gefrühstückt hatten, bevor die drei zu ihren Schulen gefahren worden waren. Nikolaij befand sich noch oben in ihrem Zimmer. Er wollte sich schnell rasieren, weil er es heute in der Früh nicht geschafft hatte. Er war zu spät aufgestanden und hatte nicht gewollt, dass seinetwegen jemand auf das Frühstück warten musste. So war sein Vater zwar nicht ganz so zufrieden mit seinem Auftritt gewesen, doch Refil hatte lachend gesagt: "Du schaust immer noch verboten gut aus mit Stoppeln!"

Cevin hatte dem ehemaligen Zimmergenossen seines Verlobten nur zustimmen können. Nikolaij war wirklich verboten heiß mit Stoppeln.

Nikolaij wusste nicht, was sein Vater von seinem Freund wollte, doch da Cevin ihm gesagt hatte er solle sich keine Sorgen machen versuchte er auch genau das.

Gerade als er den letzten Schnitt beendet hatte und sich den Rest des Rasierschaums von den Wangen wusch klingelte sein Handy.

Sich mit einem Handtuch abtrocknend ging er in sein Schlafzimmer und hob ungeachtet der fremden Nummer ab.

"Stoijov", sagte er und trocknete sich die Wangen dabei weiter.

"Andrejew, Vize-Direktor des Bolschoi Theaters. Spreche ich mit Nikolaij Stoijov?"

"Ja", antwortet er auf seiner Muttersprache, "Kann ich Ihnen helfen?"

"In der Tat! Das können Sie", sagte der Mann erfreut, "Ich würde Sie sehr gerne zu einem Kennenlernen einladen."

Nikolaij ließ das Handtuch sinken.

Entweder er hatte sich zuerst verhört und bildete sich nur ein mit einem Herrn Andrejew vom Bolschoi-Theater zu sprechen, weil er es sich schon lange wünschte, oder er hatte den zweiten Satz akustisch nicht verstanden. Aber irgendwas konnte hier nicht stimmen.

"Ähm, Verzeihung", sagte er, "Sind Sie sich sicher, sich nicht verwählt zu haben?"

"Sie sind doch Nikolaij Wladimirowitsch Stoijov oder?"

Wieder bejahte er.

"Der Sohn von Anita Nastassija Vladislava Stoijov und Wladimir Fjodorowitsch Kovoijky, richtig?"

"Ja", nickte Nikolaij, auch wenn sein Gesprächspartner das nicht sehen konnte.

"Dann bin ich absolut goldrichtig bei Ihnen. Ich habe mir Ihre Bewerbungsunterlagen angesehen und würde Sie – trotz der fehlenden Vorpraxis – liebend gerne kennen lernen."

"Ähm", war alles was er sagen konnte. Dann fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen: "Meine Bewerbungsunterlagen?"

"Aber ja doch. Ihr Butler hat sie für Sie abgegeben."

"Mein Butler?"

"Ja, ein sehr netter, junger, blonder Mann."

"Dmitrij", murmelte er leise.

"Wie meinen?"

"Nichts", sagte er schnell, "Wann war das?"

"Vorletzte Woche, am... Moment bitte", kurz raschelte es als würde der Mann Akten durchblättern oder Zettel auf einem Tisch herumschieben, dann meldete er sich wieder und sagte: "Am siebten Januar."

Nikolaij schloss die Augen.

'Cevin...', dachte er bei sich. Das hatte mit Sicherheit sein Freund eingefädelt, als sie das Theater besichtigt hatten und bevor sie von einem Söldner seines Vaters beschützt hatten werden müssen.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt