Kapitel 120 (255) Rehkitz

111 15 12
                                    

Montagabend, 23.1.
Russland, Sankt Petersburg
Auf Wladimirs Anwesen
Im, von einer Steinmauer umrundeten, Garten
Vor dem Haus

Rehkitz

Nikolaij, Cevin und er wollten draußen im Garten versuchen ein Iglu zu bauen. Sie hatten sich im Internet extra angesehen wie das gehen sollte.

Calvin freute sich schon sehr.

Er wollte Zeit mit den beiden verbringen und fand es schön, dass sie – statt alleine sein zu wollen – mit ihm etwas machen wollten. Dabei konnte er sich gut vorstellen, dass Kuscheln hundert Mal schöner wäre. Vielleicht freute er sich deswegen so sehr über ihre Gesellschaft. Denn ihm war klar, dass sie Schöneres zusammen machen könnten.

Allerdings merkte er mit einem Blick zu den beiden, dass sie zufrieden wirkten. Sie lachten sich an und unterhielten sich angeregt über die Internet-Iglu-Anleitung. Vielleicht war es ihnen also auch tatsächlich ein Anliegen mal etwas anderes zu tun, als nur im Bett zu liegen und Kalorien zu verbrennen. 

Nikolaij und Cevin schoben Schnee mit Schaufeln zusammen, er wollte auch gleich helfen, doch etwas Kleines im Schnee zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Er ging hin und blieb dann geschockt stehen.

"Nikolaij!" rief er, "Komm schnell!"

Nikolaij und dessen Verlobter, also sein zukünftiger Schwager, kamen angerannt und blieben auch neben ihm stehen.

"Ein Reh?", fragte Cevin und ging in die Knie.

Calvin kam zu ihm und Cevin sagte: "Nicht anfassen! Wenn das Kitz nach Menschen riecht nimmt es die Mama unter Umständen nicht mehr mit."

Calvin nickte und gehorchte, indem er dicht neben Cevin, an dessen rechter Seite, in den Schnee rutschte. Auch Nikolaij ging neben ihnen in seiner Skihose in dem Schnee nieder.

"Was machen wir denn jetzt mit ihm?", fragte Calvin traurig.

"Ihm ist bestimmt kalt", sagte Nikolaij, dann fragte er Cevin: "Wenn wir ihm eine Decke umlegen nimmt die Mama es dann auch nicht mit?"

"Ich weiß nicht."

Hinter ihnen erklangen Schritte im Schnee.

"Was habt ihr da?", fragte Wladimir, doch er musste nicht auf die Antwort warten, denn er gab sie sich selbst: "Baby von Reh?"

"Ja", sagte Cevin und sah zu ihm auf.

Nikolaij und Calvin, welche Cevin flankierten, taten es ihm gleich.

Das Rehkitz lag zusammengerollt vor ihnen und tat nichts außer zu zittern.

"Was sollen wir denn machen?", fragte Calvin.

"Nicht anfassen", sagte Wladimir, "Vielleicht ist krank!"

Er sah sich um und fuhr fort: "Vielleicht ist Mama irgendwo und wartet, dass wir gehen weg. Kommt Kinder. Wir gehen zu Haus zurück."

"Aber das Reh!", sagte Nikolaij.

"Nur um schauen ob Mama-Reh kommt. Wenn sie kommt nicht, wir rufen Tierarzt! Versprochen!"

Nikolaij und Cevin sahen sich, dann Calvin an.

Langsam nickten sie alle und erhoben sich.

Wladimir putzte ihnen allen den Schnee von den wasserabweisenden Sachen, dabei war er bei keinem von ihnen berührungsscheu, und scheuchte sie zum Haus. Wo Sebastian im Türrahmen stand und aufmerksam zu ihnen sah.

Sie stellten sich alle auf die Stufen, so nah an das Haus wie möglich, damit sie nicht zu offensichtlich im Lichtkegel standen, der vom Dachvorsprung herunterschien, sahen aber weiterhin zum Kitz.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt