Freitagnachmittag, 23.12.
In einer Limousine am Weg zum Dorf
Überraschungsbesucher... Teil III
"Freut Ihr Euch, Master?", fragte Sebastian und Wladimir sah zu ihm rüber, dann nickte er und nahm noch einen Zug von seiner Zigarre.
"Konrad hat die Tickets für den Rückflug storniert, Euren Söhnen aber nichts gesagt. Auch Greez weiß nichts."
Wieder nickte Wladimir, er war nicht aufgelegt zum Reden. Doch Sebastian gab ihm dennoch alle wichtigen Informationen die er brauchte oder die ihn zumindest interessieren sollten. Aber das Einzige was ihn momentan interessierte war mit seinem erstgeborenen Sohn ins Reine zu kommen. Und das nicht nur, weil er immer noch wollte, dass er erbte, denn mittlerweile hatte er eingesehen, dass Nikolaij nur mit Cevin nach Russland kommen würde und Wlad hatte die furchtbare Eingebung dass das hässlich enden würde. Dabei wäre er nicht einmal der Grund dafür. Dann doch eher die Regierung.
Aber, wenn Nikolaij dem Traum seiner Mutter folgen wollte, dann würde Wladimir dies nicht unterbinden. Dennoch, vielleicht könnte er diesen Traum in Russland verfolgen. Bei ihm. Mit Cevin an seiner Seite.
"Hast du alle Geschenke dabei?", fragte er seinen Butler und der nickte: "Ja, Master und sie sind alle eingepackt."
"Danke."
Sebastian sah ihn kurz verwundern an, dann lächelte er professionell: "Sehr gern."
Der ihnen schon bekannte Limousinen-Chauffeur fuhr das Ziel über Umwege und Schleichwege an und war schneller unterwegs als, wenn er die Hauptstraßen genommen hätte. Sie passierten die Grenze des Dorfes und Wladimir sah relativ unbeteiligt aus den getönten Heckscheiben.
Allerdings nur bis ihm ein kleiner Laden ins Auge stach.
"Stoppen Sie den Wagen!", sagte er schnell und der Chauffeur fuhr augenblicklich rechts ran. Dann sah er über die Lehne seines Sitzes und Sebastian wollte seinen Master fragen wieso sie stehen geblieben waren, doch da war Wladimir schon ausgestiegen und in dem Laden, vor dem sie geparkt hatten, verschwunden.
Sebastian bat den Chauffeur zu warten und stieg ebenfalls aus dem Wagen, hinter sich schloss er die Türe - die sein Herr achtlos offen gelassen hatte - und folgte ihm in den Laden. Sein Master war Zurzeit sehr zerstreut, beinahe verweichlicht. Ein Grund mehr auf ihn aufzupassen.
Manchmal kam sich Sebastian vor wie eine Nanny. Allerdings eine sehr gut bezahlte.
Der kleine Papierhandel war viel zu bunt für Sebastians Geschmack. Seinem Herrn allerdings schien dies wenig aufzufallen. Gezielt steuerte er auf ein Regal zu, in dem sich Fotoalben befanden.
"Kann ich behilflich sein?", fragte die Frau und Wladimir murrte Sebastian zu er solle etwas sagen, während er sich die Alben durchsah.
Doch Sebastian war der deutschen Sprache nicht mächtig, weswegen er versucht höflich lächelte, sich leicht verneigte und den Kopf beim Aufrichten wieder schüttelte.
Die Frau sah ihn kurz verwirrt an, dabei fand er nicht, dass es zu übersehen war, dass er ein Bediensteter dieses fein angezogenen, russischen Mannes war, der ihr Regal durchwühlte als befände sich ein Schatz darin von dem nur er wusste.
Die Dame ging und Sebastian fragte seinen Master: "Wonach sucht Ihr, Herr?"
"Fotoalbum", sagte er matt, dann griff er nach einem helllauen Buchrücken, zog ihn hervor und wischte über den glatten Einband, in dessen Mitte, auf dem himmelblauen Grund, ein großes, rotes Herz prangte, in das man – wie ihm schien – ein Foto einsetzen konnte.
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Russisches Ballett [BoyxBoy] Band II
RomanceDas kleine Dorf mit etwas mehr als 500 Einwohnern strotzt nur so vor Nationalitäten und Religionen. Engländer/Schotten, Iren, Amerikaner, Russen und Franzosen mischen sich mit den Einheimischen. Und so unterschiedlich wie die Nationen und Namen sin...