Kapitel 43 (178) Vaterfreuden Teil II

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Montagmittag, 26. 12
In dem kleinen Ort mit 514 Einwohnern
In James herrschaftlichen Haus auf dem Berg
Im Wohnzimmer


V
aterfreuden Teil II

Der gestrige Tag, dem ihm seine Kinder geschenkt hatten, war wundervoll gewesen. Er konnte mit Erika etwas länger in seinem Zimmer bleiben, führte sie dann zu einem romantischen Schneespaziergang aus und bekam ein beeindruckendes Essen seiner Kinder aufgetischt. Sie hatten sich unglaublich viel Mühe gegeben. Sie hatten ihnen eine dekorativ angerichtete Anti-Pasti-Platte hergerichtet. Zum Hauptgang gab es Spaghetti mit Garnelen, das war himmlisch. Und das Dessert war eine Pracht an Farben. Sie hatten ihnen zwei gestreifte Puddings serviert. Unten Schokolade, in der Mitte Vanille und ganz oben war Erdbeere, übergossen mit Himbeersirup.

James konnte noch etwas von der Kreativität seiner Kinder lernen. Das Dessert war großartig gewesen und da er wusste, dass noch etwas übrig war beschloss er aufzustehen und sich noch einen Pudding zu holen. Seine Jungs hatten die Puddings in kleine Schälchen gefüllt, die die Form einer Lilie gehabt hatten und dann ausgestülpt.

James ging gemächlich von der Couch seines Wohnzimmers in seine Küche. Heute hatte er noch frei. Er trug zwar dennoch seine Livree, allerdings mit einer bunten Fliege.

Erika hatte sich gestern sehr gefreut, dass er die lavendel-farbene Fliege zu seinem privaten Anzug getragen hatte. Das rosa Hemd, das er ihr gestern präsentiert hatte, hatte ihr sehr gut gefallen und er musste zugeben, dass es schön gewesen war wieder einmal einen bunten Dreiteiler zu tragen. Erika hatte ihn zur Abwechslung nicht mit den Augen ausgezogen. Wohl, weil der angezogene Anblick schicker war als das, was er alltäglich zu bieten hatte. Obwohl er seine schwarz-weiße Livree sehr schick fand. Aber ein grauer Dreiteiler, mit rosa Hemd und lavendel Fliege war dann doch etwas Feineres. Auch wenn die Sakko-Zipfel gefehlt hatten. Er war sich tatsächlich etwas unvollständig vorgekommen, ohne dem Gefühl der langen Sakko-Enden in den Kniekehlen.

Heute trug er die königsblaue Fliege zu seiner eleganten Livree.

In der Küche angekommen, öffnete James den schrankgroßen, doppeltürigen Kühlschrank, holte sich einen Pudding raus, stülpte ihn auf einem Teller um, goss Sirup darüber und betete zu Gott seine Blutzuckerwerte würden sich halten. Zufrieden setzte er sich an die Kücheninsel, nahm sich die Tageszeitung, die Dmitrij sicherlich vom Tor rauf geholt hatte und fing an sie durchzublättern.

Leise Schritte erklangen, kamen näher, traten durch den Türrahmen, gingen zum Kühlschrank, machten beide Flügeltüren auf und...

James kippte die Zeitung nach vorne und sah den Rücken einer seiner Söhne. Roben. Er stand stumm zwischen den Kühlschranktüren, die höher als er waren, sah in den Schrank hinein, schien zu überlegen, inspizierte alle Fächer – was bei der Größe des Geräts etwas dauerte -, legte den Kopf kurz einmal schief, trat einen Schritt zurück, schloss die beiden Türen wieder – und somit den Kühlschrank - und verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war.

James zog die Stirn kraus, schüttelte den Kopf, hob die Zeitung wieder an und las weiter. Nebenbei aß er genüsslich seinen Pudding.

Es dauerte nicht lange da ertönten erneut ruhige Schritte. James schielte über den Rand seiner Zeitung. Dieses Mal war es Nikolaij. Er sagte genauso wenig zu ihm wie Roben. Er stellte sich in exakt derselben Pose vor den Kühlschrank, legte die Hände um dieGriffe, zog die Türen auf, blickte hinein, brauchte dabei nicht so lange wie Roben um herauszufinden, dass anscheinend nichts Spannendes drinnen war und ging wieder.

James legte seine Zeitung dieses Mal nicht ab und aß genüsslich weiter. Sobald er fertig war räumte er seinen Teller weg und nahm wieder an seinem angewärmten Sessel Platz.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt