*Kapitel 74 (209) Ordnungszwang Teil I

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Dienstagabend, gegen 19:00 Uhr, 10.1.
In dem Ort mit 518 Einwohnern
In James herrschaftlichen Haus am Berg, umgeben vom Wald
Im Wohnzimmer

Ordnungszwang Teil I

Den Zauberwürfel, den er auch schon in Russland dabei gehabt hatte, versuchte er immer noch zu lösen. Er wusste genau, dass es nur um Mathematik ging und dass es sich für die Lösung nur um – vermutlich relativ simple – Zugabfolgen handelte. Doch er bekam es nicht hin. Seit Tagen quälte er sich damit, bekam diesen dämlichen Rubiks Cube aber auch nicht mehr aus seinen Gedanken. Allerdings war er nie ein Genie in Mathe gewesen. Er wollte ihn einmal lösen und dann wieder damit aufhören. Es störte ihn nur so unheimlich sehr, dass er durcheinander war, dass er den Zwang verspürte ihn zu richten.

Vielleicht war er deswegen gerne Butler-Schüler.

Allerdings war Dmitrij klar, dass das nicht der einzige Grund war, wieso er sich in so banale Dinge flüchtete. In Russland hatte er damit begonnen, weil er sich Sorgen um seine Master gemacht hatte. Russland war gefährliches Terrain für homosexuelle Beziehungen. Dabei war die Presse zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeflogen gewesen. Jetzt lenkte er sich mit dem lustigen, bunten Würfel davon ab, dass Erika und James nicht mehr hier waren und er somit – was die Hausordnung betraf – auf sich alleine gestellt war. Er musste kochen, putzen, die Alarmanlage bedienen, Chester ausführen – wenn es ihm erlaubt wurde – Betten machen, Zimmer putzen, aufräumen, die Wäsche waschen und für das allgemeine Wohl sorgen.

Neben Master Kovoijky hatte er die Aufsichtspflicht über die jungen Master und das Sagen über die drei russischen Butler. Die allesamt älter waren als er. 

Sebastian, Konrad und Greez waren zwar auch da, aber er war der jüngste von ihnen und auch wenn James und Erika ihm gesagt hatten, dass er über Greez und Konrad verfügen konnte traute er sich nicht auch nur einem der beiden eine Aufgabe zu erteilen. Außerdem würden sie es bestimmt nicht so erledigen wie er es wollte und nur so wie er es wollte, wollte es auch James. Denn von ihm hatte er gelernt, was er im Haushalt zu wollen hatte.

Von Sebastian ganz zu schweigen.

Er hatte das Gefühl, wenn dieser Mann einen Raum betrat, dass das Thermometer gefrieren wollte. Dabei war er ihm sonst nicht unsympathisch. Irgendetwas hatte der hellblonde Mann, das Dmitrij ein wenig verwirrte...

Mist...! Verdreht.

Jetzt war die weiße Fläche wieder kaputt.

Dmitrij lies kurz den Kopf hängen, dann lehnte er sich nach hinten an die Couchlehne und schloss die Lider. In seiner rechten Hand lag der Würfel, den er hin und herdrehte.

In letzter Zeit dachte er noch mehr an Laureen.

Was er niemandem gesagt hatte: Sie hatte ihm eine SMS geschrieben als er mit den jungen Mastern in Moskau gewesen war.

Nicht nur eine, wenn er ehrlich war.

Und die Worte darin hatten ihn mehr als nur verwirrt, er wusste nicht mehr was er wollen sollte.

Sie dürfte auch in der Stadt gewesen sein und hatte ihn gesehen, das wollte sie ihm berichten. Dann hatte sie ihn noch gefragt wieso er einen Frack trüge. Dabei durfte sie streng genommen nicht mit ihm SMS schreiben. Nicht nur, weil er ein Mann war, der sie eigentlich hätte heiraten sollen, sondern auch, weil er ein Ausgestoßener war.

Noch dazu schrieb sie ihm etwas wegen einer Freundin von ihr. Ljudmila, hieß sie. Laureen meinte, dass sie sehr nett war und ihn auch gesehen hatte und er ihr gefallen hatte.

Russisches Ballett [BoyxBoy] Band IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt