Der Aufbruch
Am nächsten Morgen erwachte ich aus einem tiefen, erholsamen, traumlosen, fast komatösen Schlaf. Ich schlug die Augen auf und war in Sekundenschnelle wach, stellte fest, dass es fast halb acht war und ich seit Monaten nicht mehr so lange durch geschlafen hatte. Leider kam auch gleich die Erkenntnis was gestern geschehen war und die Erinnerung an das, was mir jetzt wie ein schlechter, sehr makaberer Horrorfilm vorkam. War das wirklich passiert oder entsprang es meiner blühenden Fantasie?
Meine Hand fuhr tastend zu meiner linken Seite. Ich konnte den Verband fühlen, also doch kein Albtraum, eher albtraumhafte Realität! Prima, ganz prima. Ich war wirklich mit einem aus mir ragenden Messer durch die Gegend gelaufen und ich verdankte dem Professor mein Leben. Professor Severus Snape hatte mir mein Leben gerettet! Oh Göttin, ich wäre gestern fast gestorben, verdammt!
Wenn ich nicht seit Monaten trainieren würde, hätte ich die gestrige Attacke nicht überlebt.
Arrrrrrhhh, diese Erkenntnis, das war zum Haare ausreißen. Halt stopp, ich hatte die andere Seite verdrängt, ich wäre nicht nur fast gestorben, ich selbst hatte gestern getötet und ein Menschenleben genommen und das auf keine besonders schöne oder saubere Art, sondern richtig dreckig und schmutzig. Ich hob bebend ob dieser Offenbarung meine Hände vor mein Gesicht und betrachtete sie im Schein der sommerlichen Sonne, die durch die Gardinen des Fensters ins Innere des Zimmers fiel. Diese zierlichen, kleinen Hände hatten wirklich und tatsächlich gemordet. Sie waren immer noch schlank, lang und weiß, gestern waren sie voll rotem, getrocknetem Blut gewesen, besudelt. Aber jetzt waren sie wieder rein und sauber. Keiner würde sehen was ich getan hatte, zu was ich fähig war. Ich hatte es abgewaschen, aber war ich deswegen wirklich wieder sauber?
Aber so wie auch meine Hände besudelt waren, so war auch ich jetzt eine besudelte Person! Ich hatte kein reines Gewissen mehr. Ich hatte etwas getan was keiner meiner Freunde gutheißen würde, da es ja hieß, du sollst nicht töten. Aber zum Teufel, wenn ich es nicht getan hätte, könnten sie mich jetzt beerdigen. Wären sie wirklich in ihren vorgefassten Meinungen so hart in ihrem Urteil?
Alles Verbotene was ich bisher getan hatte, stehlen, einbrechen, erpressen, die Schulregeln brechen war dagegen ein Witz, aber nun hatte ich das absolut Verbotene getan und wie ich es getan hatte! Wie also fühlte ich mich, nun da ich diese Schuld gerechtfertigt oder nicht, mein Leben lang würde tragen müssen. Ich atmete bei dieser Überlegung tief ein, schloss die Augen und dachte nach, ging tief in mich: Ich war eine Mörderin!
Egal wie diese Geschichte ausgehen würde, ob die Helle oder die Dunkle Seite gewinnen würde, ich hatte schon verloren, denn ich würde nie mehr rein oder hell sein, dafür war schon zu viel passiert, zu viele Tabus waren gefallen. Dies trat mir mit einer brutalen Klarheit vor Augen. Ich hatte eine Entscheidung getroffen, die in ihrer Unendlichkeit nicht wieder umkehrbar war. Wie gesagt, ich hatte vor langer Zeit die Wahl gehabt wie ich werden wollte, wie ich durch das Leben gehen wollte, nun anzufangen darüber zu zweifeln oder mit dem Schicksal zu hadern wäre unfair, da ich sehenden Auges die Wahl getroffen hatte.
Ich würde damit lernen zu leben!
Was meine Freunde sagen würden, wenn sie es denn wüssten, konnte ich mir sehr gut ausmalen. Erstens würden sie mir es nie zutrauen, zweitens wären sie geschockt und drittens würden sie sich angewidert abwenden in ihrer gerecht-ungerechten Scheinheiligkeit. Dies würde wohl ein weiteres, düsteres Geheimnis der Hermione Granger sein, das Harry, Ron und alle anderen nicht erfahren durften. Ich musste aus meinem Herzen eine Mördergrube machen, eine noch tiefere als bisher schon. Und aus meinem Geist eine nicht einzunehmende Festung, denn auch Dumbledore durfte unter gar keinen Umständen misstrauisch werden. Ich kam zwar mit der Okklumentik gut voran, aber eine Meisterin war ich noch nicht, dies würde ich nun mit Hochdruck weiter betreiben. Das waren meine ersten, nach dem Schock durchwegs stringenten Gedanken an diesem Morgen.
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When Hermione Fights
FanfictionEs heißt, man hätte immer eine Wahl und ich hatte gewählt. Ich würde kämpfen! Ich war bereit, mich dem Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu stellen. Ich ging den Weg eines Kriegers. Nicht populär, aber notwendig, denn ich befand mich seit Jahren...