10. Wieder Gringotts

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10. Wieder Gringotts



Der nächste Tag begann wieder um kurz vor Sieben und genauso wie auch der Gestrige mit einem einstündigen Lauf durch den Park, danach wartete ich, bis meine Eltern zu ihrer Arbeit aufbrachen. Darauffolgend hatte ich mal ein paar Stunden, um mich um meine Tränke und Bücher zu kümmern und den Plan, den ich mit Mr. Rangok besprechen wollte, etwas auszuarbeiten. Anschließend begann ich mich wieder in meine Tarnidentität, Minna Cale, zu verwandeln. Um Punkt 13 Uhr stand ich vor Mr. Rangoks Tür in Gringotts.

„Ah, Miss Granger! Schön Sie zu sehen, kommen Sie doch und nehmen Sie Platz“, begrüßte er mich freundlich nach meiner Verbeugung und ich tat wie mir geheißen.

„Als erstes möchte ich Ihnen danken, denn Ihre Schutztruppe hat hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin mehr als zufrieden. Im Zuge dessen wollte ich Sie noch bitten die Zahlungsläufe vom Konto meines Vater für den Gärtner und die Zugehfrau auf mein Gringottskonto umzuleiten, damit ihm nicht auffällt, dass es das Haus jetzt nicht mehr gibt und gleichzeitig die Aufträge bei den betreffenden Firmen zu stornieren!“, wies ich geschäftig an und kam gleich zum Thema. Noch während ich geschäftig sprach, notierte er eifrig die Punkte auf einem Pergament, das, nachdem ich geendet hatte, mal wieder wie durch Zauberei verschwand.

„Sehr durchdacht, Miss Granger. Ich habe sofort alles, Ihren Wünschen entsprechen, veranlasst“, erwiderte er beflissentlich und sah mich typisch koboldartig an.

„Wunderbar, über Ihre Schnelligkeit kann ich nur immer erstaunt sein!“, sprach ich ein Kompliment aus, das mir leicht über die Lippen ging.

„Was schulde ich Ihnen noch für den Schutz meines Hauses?“, fragte ich gespannt nach.

„Aufgrund der Informationen, die mir Mr. Grophok gegeben hat, denke ich, dass 5.000 Galleonen für die eine Stunde angemessen wären, Miss Granger“, schnarrte es von dem kleinen Wesen.

Ich nickte und griff nach der Blutfeder, die auf dem Tisch lag. Ich würde es mir nicht mit Gringotts verscherzen und zu handeln beginnen. Schon schob mir Rangok das zu unterzeichnende Pergament zu.

„Eine Frage hätte ich noch. Beim letzten Mal haben Sie vergessen uns zu sagen, ob Sie wünschen, dass das Verlies, das von ihren Eltern für Sie eingerichtet worden ist weiter bestehen soll oder in Ihr Hochsicherheitsverlies übertragen werden soll. Einen Moment, Ihre Eltern zahlen seit 5 Jahren immer 2.500 Galleonen pro Jahr ein. Bisher haben Sie noch nicht viel entnommen, da das Guthaben auf dem Konto bei 10.000 Galleonen liegt“, führte er gewissenhaft aus, aber Geld ging den Kobolden über alles, da waren sie sehr genau.

„Lassen Sie dieses Standardverlies bestehen und arbeiten auch bitte mit dem Geld.“, wies ich ihn überlegt an.

„Nun zu einem etwas umfangreicheren Problem!“, begann ich. Der Kobold machte es sich, nach diesen Worten, in seinem Stuhl bequem und bedeutete mir interessiert fortzufahren.

„Sie wissen um die Thematik, dass der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf zurück ist und egal was der Tagesprophet oder das Ministerium verlauten lassen, ich glaube Harry Potter!“, fing ich ernst an Rangok meine Sicht der Dinge darzulegen. „Im Zuge dessen bauen meine ganzen Pläne auf diesem Wissen auf“, führte ich weiter aus.

„Deshalb plane ich in den nächsten Sommerferien, meine Eltern, mit einer neuen Identität ausgestattet, ins Ausland zu schicken, damit sie außerhalb der Reichweite der Death Eater sind, die mit Sicherheit hinter mir her sein werden, als sogenanntes Mudblood und beste Freundin von Harry Potter, lässt sich gar kein anderer Schluss zu!“, sagte ich aus tiefster Überzeugung.

„Ich werde meine Eltern nicht dieser Gefahr aussetzen und weigere mich, mich in eine Situation bringen zu lassen, in der man mich mit dem Leben meiner Eltern erpressen könnte“, erklärte ich weiter. Ich atmete einmal tief ein, wobei der Kobold vor mir ruhig aber auch abwartend verharrte, als er sich der Ernsthaftigkeit des Themas bewusst wurde.

„Da ich wie immer davon ausgehe das hier alles mit größter Geheimhaltung behandelt wird, erhoffe ich mir Ihre Unterstützung bei der Umsetzung meines Plans!“, ich fasste bei dieser Aussage Mr. Rangok scharf ins Auge und er schenke mir, mit einer aufmerksamen Miene, ein sachtes Nicken.

„Ich habe Australien ins Auge gefasst. Sie bräuchten neue Papiere, wie Pässe, Geburtsurkunden, Führerscheine usw. Einen neuen Namen etc. Die Praxis hier müsste veräußert werden und in Australien eine Neue gekauft werden. Des Weiteren müsste auch ein Haus gekauft werden. Die Konten müssten umgeschrieben werden. Auch müssten meine restlichen Konten, Bausparverträge und Sparbücher nach Gringotts abwandern“, kam ich mit meinen Ausführungen zum Ende. 

Nun hatte ich einen recht sprachlosen Kobold vor der Nase, der nicht mehr die typisch teuflischen, leicht hämischen Gesichtszüge zeigte, sondern nur noch Verblüffung. Er war in Gedanken anscheinend schon einen Schritt weiter und zeigte jetzt nur noch Sprachlosigkeit wegen seiner gewonnenen Erkenntnis.

„Ähm…“, krächzte er heiser. „ Gehe ich recht in der Annahme, dass ihre Eltern einem Obliviate unterzogen werden? Es kam für mich so rüber. Sie entschuldigen die Nachfrage, Miss Granger?“, fragte der Kobold ziemlich unsicher und machte große, ungläubige Augen.

„Ja, Sie gehen recht in der Annahme, dies ist meine Intention!“, sprach ich recht gefühlsarm und mit gerader Haltung, da ich mir der umfassenden Ausmaße meines zukünftigen Tuns durchaus bewusst war.

„Das kommt überraschend, Sie verstehen?! Ich denke nicht, dass ein so umfänglicher Vergessenszauber wieder rückgängig zu machen ist, möge derjenige auch noch so mächtig sein!“, wedelte der Kobold mit erregter Handgeste durch die Luft und ich wagte ein verhaltenes heben meiner Mundwinkel. Mr. Rangok sah mich eindringlich an. 

Anscheinend hatte Grophok ihn über die sichtbare, goldene Magiewelle beim Cottage informiert. Sie schien wohl doch nicht zu dem Ritual dazuzugehören, wie ich bisher angenommen hatte, sonst hätte er das jetzt nicht so mit dem mächtig betont. Ich verstand seine Botschaft hinter den Worten, aber erklären konnte ich sie mir auch nicht, denn bewusst hatte ich nichts getan.

„Mr. Rangok, Sie können davon ausgehen, dass ich weiß was ich tue. Ich habe alles genauestens recherchiert, also bin ich mir der Konsequenzen vollumfänglich bewusst, aber ich schätze den Nutzen, den alle Beteiligen aus dieser Aktion ziehen, höher ein, als die daraus entstehenden Verluste“, sagte ich sehr kalt, wissend, dass ich dem Kobold jetzt bis zu einem gewissen Grad Furcht einflößte. 

Den Kobold überkam ein kleines, sichtbares Erschauern seines Körpers, als ihm anscheinend gegenwärtig wurde, wie kaltblütig und gefühllos ich diese Sache anging. Nun, man sollte sich in mir nie täuschen. Ich war zu vielem fähig, denn wo andere vor den Konsequenzen zurückschreckten, stürzte ich erst los.

Ich glaube, ab heute gehörte Mr. Rangok zu den wenigen Personen, die mich nicht mehr unterschätzen würden. Eher in die Kategorie derer, die mir alles zutrauten, mir mit Angst und Schrecken entgegensahen und vieles dafür tun würden, mich nicht zu verärgern. Ich las so einige Gefühlsregungen von seinem scharfkantigen Gesicht, daher lächelte ich ihm schief zu, um ihm mein Vertrauen in ihn zu zeigen.

„Nicht, dass wir es vergessen, das Haus meiner Eltern in Chelsea soll nicht veräußert werden. Dieses soll nach ihrer Umsiedelung als erstes genauso gesichert werden, wie das „Rose Cottage“, da ich es zu behalten beabsichtige“, führte ich aus, mich wieder auf das Wesentliche besinnend. 

Dafür hing ich zu sehr an dem alten Haus, das aus der Familie meiner Mutter kam. Es war ein typisches Londoner Stadthaus, ein bisschen wie der Grimmauld Place, nur heller und freundlicher, aus hellbraunen Ziegelsteinen, mit weißen Sprossenfenstern, einer kleinen, weißen Treppe, die zur roten Eingangstür führte, die sich flankiert von zwei weißen Säulen präsentierte und in einer weißen Balkonbrüstung endete. Hinter dem Haus gab es unseren kleinen Garten, mit einer uralten Eiche. Es war ein Kleinod, das ich nicht aus den Händen geben würde.

„Können Sie mir, kann Gringotts mir in dieser Angelegenheit helfen?“, fragte ich jetzt höflich nach.
Der Kobold runzelte die Stirn. „Natürlich, dies sollte alles kein Problem sein. Zeitlich haben Sie uns mit fast einem Jahr Vorlaufzeit genügend Zeit zur Verfügung gestellt, so dass dies alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigt werden sollte.“ Er nickte wieder, während er sprach und schrieb dabei nebenher mit. Dieser Kobold war wirklich multitaskingfähig, grinste ich in mich hinein und er hatte es geschafft, seinen Schock schnell zu überwinden.

„Ja, dann bitte ich Sie, dies alles so umzusetzen.“

Ich verstummte. Indes reichte mir Rangok ab und zu geschäftig einzelne Blätter, die ich mir aufmerksam durchlas, während er emsig weiter schrieb. Ich unterzeichnete jedes einzelne mit meinem Blut. Als wir dies beendet hatten, redete ich weiter:

„Leider sind wir noch nicht fertig. Ich würde zu dem Zeitpunkt, wenn ich elternlos werde, in der magischen Welt in wenigen Wochen volljährig werden! Meine Überlegung dazu wäre, könnte Gringotts für diese zwei Monate meine Vormundschaft übernehmen, pro forma? Außerdem müsste zusätzlich eine einjährige Zeitreise meinem Alter angerechnet werden, aufgrund derer ich dann auch die vorzeitige Volljährigkeit schon lange erreicht hätte, genauer gesagt in zwei Monaten, wenn ich 16 werden würde, doch mit diesem Jahr Zeitreise, eigentlich schon 17.“

Jetzt hatte ich den Kobold soweit, dass seine Augäpfel dabei waren aus seinen Augen zu treten. 

„Oh, nicht was Sie denken, Mr. Rangok. Ich erhielt in meinem dritten Schuljahr einen Zeitumkehrer von Hogwarts, mit der Zustimmung des Ministeriums, da mein Stundenplan so voll war, dass er von der Zeit her nicht zu schaffen war“, führte ich lässig die damaligen Umstände aus.

Er schluckte sichtlich. 

„Wenn das so ist, Miss Granger, ist dies gar kein Problem. Ihr Alter kann ich mit einem einfachen Erkennungszauber belegen und an das Ministerium beglaubigt weiterleiten, damit Ihnen das Jahr auf Ihre Lebenszeit angerechnet wird.“ 

Während er betont neutral sprach, holte er mal wieder ein Dokument aus seiner Schublade und murmelte einige Sprüche, schob es mir rüber, um es zu unterzeichnen und legte das Stiletto vor mich. Das Papier war so verzaubert, dass, wenn mein Blut es berührte, meine Lebensjahre gezählt wurden und wie das Dokument offenbarte, war ich magisch eben tatsächlich ein Jahr älter. Lächelnd sah ich zu Rangok auf, denn es bestätigte mich. Er erwiderte es wohlwollend nickend, nahm das Dokument auf und verwahrte es in einer Akte.

„Das Vormundschaftsdokument habe ich ebenfalls schon vorbereitet, benötigt nur noch die Unterschrift Ihrer Eltern. Ich würde vorschlagen es Ihnen kurz vor dem Obliviate im nächsten Jahr zur Unterschrift vorzulegen“, meinte Rangok erstaunlich gleichgültig und da zeigte sich doch das Wesen dieser magischen Rasse.

„Ja, den Vorschlag finde ich sehr gelungen. So machen wir es. Dann gehen die beiden Dokumente erst nächstes Jahr ans Ministerium!“, bestimmte ich.

Rangok nickte, hob die Akte hoch und legte sie in einen Aktenschrank.

„Nun das nächste Problem. Ich bin dann zwar in der magischen Welt volljährig, gelte aber in der Welt der Muggel noch für ein Jahr als Kind, für meine Pläne inakzeptabel. Nun meine Frage, können Sie die Muggelunterlagen wie Pässe, Geburtsurkunde und Zeugnisse der Grundschule so verändern, dass ich dort schon 18jährig wäre?“, sprach ich einen spannenden und etwas heiklen Punkt an.

„Mhm, Fälschungen, an sich genauso kein Problem wie die neuen Identitäten Ihrer Eltern. Ich werde es veranlassen und Ihnen die Unterlagen dann nächstes Jahr übergeben“, beendete er seine Ausführungen knapp.

„Noch irgendwelche Pläne, deren Umsetzung wir planen sollen, Miss Granger?“ Aufgrund dieser sarkastischen Aussage Rangoks entkam mir ein kleines, ehrliches Lachen „Wie gut Sie mich doch inzwischen kennen, Mr. Rangok!“, sagte ich mit einem eindeutig amüsierten Timbre in der Stimme.

„Ich bin voll von Ideen und Plänen, aber leider immer sehr knapp an Zeit. Zu meinem Bedauern habe ich um 15 Uhr meinen nächsten Termin und es wäre zu umfangreich dies jetzt schon anzusprechen“, meinte ich entschuldigend zu dem Kobold.

„Wann darf ich Ihnen dann den nächsten Termin bei mir anbieten?“, kam es sehr diensteifrig von ihm.

„Was halten Sie von zwei Tage vor dem Ende der Ferien, um 13 Uhr, dann habe ich meine Ideen auch noch besser ausgearbeitet und weiß genau was ich von Ihnen verlange“, schlug ich vor und dieser Zeitpunkt würde perfekt in meine Planungen passen.

„Ist notiert, Miss Granger. Ich freue mich schon darauf Sie wieder begrüßen zu dürfen. Ach, da fällt mir noch ein, zur Verwaltung und Mehrung Ihres Geldes in Ihrem Verlies: In welchem zeitlichen Rahmen möchten Sie regelmäßig informiert werden?“, hörte er sich sehr gewichtig an.

„Je zum 1ten und zum 15ten eines Monats, beginnend ab Schulbeginn“, schoss es sofort aus mir raus.

Ein Nicken und schon war es notiert. Ich erhob mich und verabschiedete mich höflich von Rangok. Ich begab mich leicht gehetzt zum nächsten Apparationspunkt in der Winkelgasse, um in einer kleinen Seitengasse, in der Nähe der Kampfschule, wieder zu erscheinen, mit einem deutlichen Knallen. Also, daran muss ich noch arbeiten, überlegte ich mir leicht genervt, das war viel zu laut, wie ein explodierender Auspuff.

Sogleich lenkte ich meine Schritte zur Schule, denn ich hatte noch zehn Minuten um fix und fertig vor meinem Sensei zu erscheinen. Eine Ahnung ließ mich vermuten, dass er, bei einer Verspätung meinerseits, Professor Snape durchaus Konkurrenz machen könnte, also wollte ich es gar nicht testen.

Als ich schließlich um 19 Uhr in der Küche beim Herrichten des Salats stand, erinnerten mich meine schmerzenden Arme und Beine sehr deutlich an die Schläge und Tritte, die ich heute abbekommen hatte. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich mich an das tägliche Laufen und das Kampftraining gewöhnen würde können, denn am liebsten hätte ich es momentan geschmissen. Natürlich ließ mir mein unheimlich klarer Verstand keine wirkliche Wahl. Er sagte mir nämlich, mach weiter, dann wird’s schon besser, aber träumen war ja wohl noch erlaubt. Wem tat schon gerne jede Bewegung weh!? Spät nachts im Bett, rekapitulierte ich den Tag und plante die folgenden Tage.

So vergingen die ersten beiden Wochen sehr schnell

Joggen, lesen, lernen, Sprüche und Flüche üben, Tränke überprüfen und weiter brauen, Kampftraining, Essen kochen! Und dann wieder lesen, lernen, Sprüche und Flüche üben, auch die Apparation ohne Geräusche zu meistern, doch dies ließ sich im Schutz der Dunkelheit besser üben, abermals Tränke prüfen und weiter brauen!

Und irgendwann auch mal schlafen!

Dies war mein Tagesablauf, wenn es keine anderen wichtigen Punkte gab und ich kam gut voran.
Aufgrund dieses Trotts konnte ich mich jetzt der nächsten Herausforderung widmen.

When Hermione FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt