Gringotts

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Gringotts


Nun war ich in der Knockturn Alley fertig. Ich ließ mit meinem neuen Zauberstab die Uhrzeit vor mir erscheinen, fast 15 Uhr, das war spät. Ja, aber ich hatte schon viel geschafft, das musste man sagen. Jetzt führten mich meine Schritte um die Ecke in die Diagon Alley, ein Blick links und rechts, etwas im Schatten der Häuser und ich zog die Kapuze wieder zurück. 

Hier in der hellen Diagon Alley würde ich mit der Bedeckung meines Kopfes nur unnötige Aufmerksamkeit erregen, die ich nicht gebrauchen konnte und wollte. Alles war so hektisch wie als ich hier angekommen war. Schon erblickte ich das große, weiße, leicht schräge Gebäude von Gringotts. Ich schritt die blanken und in der Sonne glänzenden, weißen Treppen zum Eingang hoch. Durch das blankpolierte Bronzetor ging ich an den beiden Wachkobolds vorbei, die jeden Kunden, sich verbeugend in einer scharlachroten, goldbestickten Uniform begrüßten und trat in die beindruckende, marmorne Vorhalle der Bank.

Ich begab mich zu einem Schalter, hinter dem ein wenig attraktiver Kobold auf seinem Schemel saß und Unterlagen stempelte. Als er aufsah, trat ich näher an das Pult. „Guten Tag“, sagte ich und führte dabei meine Hand an meine Brust und neigte leicht meinen Kopf und Oberkörper in einer angedeuteten Verbeugung.

Erstaunt und mit misstrauisch geweiteten Augen, musterte mich der Kobold, als ich meinen Kopf wieder hob und meinen fordernden Blick auf ihn richtete. Im Allgemeinen waren Kobolde nicht gut auf uns Zauberer zu sprechen und dafür hatten sie, wie ich fand, gute Gründe. Ihr Misstrauen der Zaubererwelt gegenüber führte weit zurück, bis ins 14. Jahrhundert, als der Magische Rat versucht hatte, mit allen menschähnlichen und magischen Wesen eine politische Ordnung zu vereinbaren. 

Newt Scamander hatte in „Geschichte der Zauberei“ geschrieben: Die Kobolde wollten sich den Zauberern nicht unterordnen, denn sie empfanden es als unwürdig, als fremdbestimmte Zauberwesen bezeichnet und behandelt zu werden. Trotz des Boykotts der Kobolde gelang es dem Magischen Rat letztendlich recht erfolgreich eine hierarchische Rangordnung aller magischen Wesen durchzusetzen. Selbst die Koboldaufstände im 16. Jahrhundert halfen den Kobolden nicht, sich von der Entmündigung durch die Zauberer zu befreien, außerdem hatte der Magische Rat damals beschlossen, dass Zauberstäbe nur rein magischen Menschen zustehen sollten. 

Zwar brauchte ein Kobold keinen Zauberstab, um Magie zu vollführen, da sie diese über ihre langen Finger wirksam werden lassen konnten, aber trotzdem empfanden sie diesen Beschluss als Herabsetzung ihrer Art, was ja auch zu verständlich war. Sie waren auch Heute noch darauf angewiesen Zauberer als Fluchbrecher bei sich zu beschäftigen, weil sie trotz ihrer magischen Fähigkeiten nicht in der Lage waren an Schätze heranzukommen, die mit mächtigen Zaubern geschützt waren. 

Dass ich nun dieses über Jahrhunderte lange Misstrauen zu spüren bekam, wunderte mich nicht wirklich. Kobolde waren es nun mal nicht gewohnt von Zauberern mit dem nötigen Respekt, den meine Verbeugung darstellte, behandelt zu werden.

„Jaaaa…”, meinte er hämisch und schenkte mir nun einen verschlagenen Blick. Er schien sich aber doch recht schnell wieder gefangen zu haben.

„Ich bin in einer vertraulichen Angelegenheit hier und würde diese gern mit jemandem unter vier Augen besprechen!“, sagte ich bestimmt.

Der Kobold nickte und meinte: „Wie Sie wünschen Madam, dann folgen Sie mir bitte!” Er wuchtete sich von seinem hohen Schemel und ging mir vorweg zu einer Tür auf der linken Seite. Er hielt sie mir auf, wir gingen hindurch, dann befanden wir uns in einem schmucklosen Flur, von dem viele Türen wegführten. Er winkte mir ungeduldig mit seiner Hand ihm zu folgen und öffnete weiter hinten eine Tür. Ich hörte nur wie er etwas auf Koboldogack sagte und sich so wie ich vorhin verbeugte.

When Hermione FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt