Wieder Knockturn Alley

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Wieder Knockturn Alley

Ein enervierender, nerviger Piepton erweckte mich aus meinem wohlverdienten aber viel zu kurzen Schlaf. Reflexartig schnellte meine Hand in die Höhe und schlug auf das lärmende, blöde Ding ein, welches sofort verstummte. Manchmal hasste ich mich selbst. Stöhnend rieb ich mir die Sandkörner aus meinen müden, verklebten Augen. War ja selbst schuld, wenn ich mir anzutrainieren versuchte, mit fünf Stunden Schlaf auszukommen. Ich hatte dies recherchiert und das konnte man! 

Oh ja, war mir zwar noch schleierhaft wie, aber mit Disziplin und Kontinuität hoffte ich dies mit der Zeit zu erreichen. Napoleon und der Alte Fritz von Preußen, hatten das ja auch geschafft! Ich sollte nicht so viel lesen, dann kam ich nur auf so einen Blödsinn! Gut, ich hatte nie lang geschlafen, nur immer ca. acht Stunden, aber die drei Stunden, die ich mir seit drei Wochen versagte, spürte ich leider immer noch in den Knochen, aber ich war stur und starrköpfig und ließ mir selbst leider keine Schwäche durchgehen. Also genug im Selbstmitleid gebadet, hopp hopp raus aus den Federn, ein langer Tag mit neuen Aufgaben erwartete mich. Nach einer entspannenden Dusche, unter der sich meine Verkrampfungen in den Muskeln, nach dem harten Appariertraining in der Nacht, lösten, machte ich mich auf in die Küche, wo ich von meinen Eltern mit einem freundlichen „Hallo“ willkommen geheißen wurde. Dann wurde mir von Mum schon ein dampfender Becher mit herrlich schwarzem Kaffee gereicht, während ich auf den Stuhl sank. Ich inhalierte den wohlriechenden, würzigen Duft und nahm vorsichtig den ersten Schluck. Meine Lebensgeister gerieten danach so langsam in Fahrt.

Lächelnd sah ich auf „Danke”, hauchte ich dabei mehr in die Tasse.

„Aber immer doch, meine Kleine. Was hast du denn so vor heute?”, fragte Mum gut gelaunt und anscheinend gut ausgeschlafen, was nach der Dosis Schlafmittel auch kein Wunder war. Mich überkam ein klitzekleines bisschen Neid. Auch Dad senkte nun die Tageszeitung und schaute zu mir rüber. Ich sah nach den fünf Stunden Schlaf wohl nicht wirklich wie das blühende Leben aus, dachte ich sarkastisch, als er seine Augenbrauen fragend hob, während er meine Erscheinung musterte und sich Sorge in seinen gütigen, braunen Augen zeigte. Bevor er etwas sagen oder fragen konnte, antwortete ich schnell auf die Frage meiner Mutter.

„Nun, ich dachte mir ich fahre heute nach London und geh ein bisschen shoppen”, sagte ich betont fröhlich und trank noch einen Schluck von meinem Kaffee.

„Oh, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meine Termine anders gelegt und dich begleitet Kind, denn so etwas haben wir schon lange nicht mehr gemacht, aber warte, vielleicht. Ich müsste kurz…”, meinte Mum in einem traurigen Tonfall und wühlte aufgeregt in ihrer Tasche, die sie zu sich zog und nach ihrem Terminplaner griff. Ich sah sie schnell Entschuldigung heischend an, denn das würde mir so gar nicht in den Kram passen, wenn meine Mum sich mir heute aufdrängen würde.

„Sorry Mum, ein andermal gerne, aber ich wollte noch in die Portrait National Gallery schauen. Du weißt wie ich das liebe und wie ich die Bilder vermisst habe!”, säuselte ich vor mich hin, weil es stimmte, ich mochte die Portraits der alten Monarchen und wichtigen Persönlichkeiten Englands gerne. Sie hatten es mir früher wirklich angetan und bei jedem Ausflug nach London hatte ein Stopp in dem Museum sein müssen. Aber heutzutage, wo ich die sich bewegenden und sprechenden Portraits der dahingeschiedenen Personen in der magischen Welt kannte, konnte die Gallery nicht mehr mithalten! Aber dies wussten meine Eltern ja nicht, weil ich ihnen so gut wie keine relevanten Informationen aus der Welt der Zauberer hatte zukommen lassen. Das machte es mir leichter, wie auch jetzt, da ich wusste wie Mum auf so eine Aussage von mir reagieren würde und sie enttäuschte mich nicht.
Sie bekam große Augen. 

„Ah ja, aber natürlich, mein Liebes. Tja, wie schade, dass meine Patienten mich heute schon so ausgebucht haben, aber wie gesagt, dass nächste Mal würde ich mich freuen dich auf einen Stadtbummel zu begleiten.”

Sie stand auf und flüchtete sich hinter die Küchentheke, als könnte sie sich nichts Schlimmeres vorstellen als stundenlang vor Gemälden zu stehen, denn dies war überhaupt nicht die Welt meiner Mutter. Als ich aufsah, grinste mich mein Vater schelmisch an, ich grinste zurück. Es war doch zu herrlich wenn jemand so berechenbar war. Eine halbe Stunde später saß ich noch immer in der Küche mit meiner vierten Tasse Kaffee und fühlte mich wieder voll einsatzfähig, als meine Eltern fertig angezogen und hergerichtet für den Arbeitstag erschienen, um sich von mir zu verabschieden. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, wartete ich noch fünf Minuten, ob sie auch wirklich nicht zurückkommen würden.

Schnell erhob ich mich und lief in mein Zimmer im ersten Stock, dort öffnete ich meine Schranktür und nahm meine nachtschwarze Robe heraus, legte sie mir um und trat vor meinen Spiegel. Ich nahm meinen weißen Zauberstab aus der Innentasche und richtete ihn auf mein Haar und sprach einen Verwandlungszauber. Jetzt brauchte ich das blöde Haarteil nicht mehr. Meine Lockenmähne war aufgrund der Magie nun glatt und auf Kinnlänge gestutzt und einen weiteren Spruch später waren sie auch dunkelblond. Oh ja, ich blickte zufrieden in den Spiegel, denn das war schon eine Veränderung, aber auch das satte Braun meiner Augen wollte ich anpassen und sagte den Spruch um die Augenfarbe zu ändern. Nun schauten mir zwei wässrig blaue Augen entgegen, perfekt!

Meine Gesichtsformen wollte ich nicht ändern denn, da ich kein Metamorphmagus war, würde es höhere Magie voraussetzen. Nicht, dass ich das nicht könnte, aber das war mir zu kompliziert. Es sollte ja immer schnell gehen mich in meine Tarnpersönlichkeit zu verwandeln und wofür gab es Make-up. Dies ein bisschen dicker aufgetragen und keiner, wirklich keiner, würde mich erkennen.

Als ich fertig war, blickte mir eine andere Frau entgegen, denn wie eine 15jährige Schülerin sah ich nun wirklich nicht mehr aus. Ich muss sagen, ich gefiel mir. Ja, das konnte ich so lassen. Ich schoss mit der Digicam ein Foto, das ich schnell ausdruckte und in mein Strategiebuch klebte, daneben notierte ich die Sprüche, die ich für diese Erscheinung verwendet hatte und meinen Namen, den ich für diese Identität ausgesucht hatte: „Minna Cale”. Wenn, dann musste auch alles perfekt sein!

Ich begab mich ins Wohnzimmer, stellte mich in die Mitte und dachte an alles was ich mir gestern im Garten beigebracht hatte. Konzentration und ein Appare später stand ich vor der Wand hinter dem Tropfenden Kessel, die mich in die Diagon Alley entlassen würde.

Tiefe Befriedigung ergriff mich. Ich war ein klein wenig stolz auf mich, weil ich auch diese Entfernung geschafft hatte und alles wunderbar funktioniert hatte. Kein Schwindel und keine Übelkeit überfielen mich mehr. Wie es aussah hatte ich die Apparition gemeistert, ein Problem weniger. Zwar würde ich noch die weiten Strecken ein bisschen üben müssen, aber dazu erst später.

Schnell hob ich den Zauberstab und ließ ihn in der richtigen Reihenfolge die Steine berühren und schon öffnete sich das Tor. Zügig schritt ich in die so mittelalterlich angehauchte Gasse und ging im Fluss der Menge unter. Ich hatte noch so einige Besorgungen zu machen, während um mich herum das normale, bunte, fröhliche Chaos in der Diagon Alley herrschte, was ein Teil ihres Charmes war.
Niemand nahm die Warnungen ernst, dass er zurückgekehrt war.

Niemand wollte sehen, dass es wieder von vorne begann. Alle wollten dem Ministerium und Minister Fudge glauben, dass diese Behauptung eine Lüge von Harry und Dumbledore war, um sich wichtig zu machen. Damit spielten wir ihm in die Hände, aber die breite Masse war schon immer blind gewesen. Da hier alle so lustig und fröhlich waren, nahmen sie die Warnungen wirklich nicht ernst, wie ich jetzt live miterleben konnte.

Umso mehr, da die Eltern ihre Kinder dabei hatten, die aus Hogwarts zu Hause waren. Sie mussten in den Ferien schließlich beschäftigt werden. Vor dem Quidditchgeschäft drängten sie sich und drückten sich ihre Nasen platt, oder bevölkerten Fortunes Eissalon. Ich zog mir meine Kapuze ins Gesicht, da ich in wenigen Augenblicken zur Abzweigung in die Knockturn Alley kommen würde und niemand, na gut fast niemand, der so jung war wie ich und eine Frau noch dazu, würde freiwillig und ohne Begleitung hineingehen und dabei auch noch sein Gesicht zeigen.

Heute war auch in der Knockturn Alley mehr los als um Mitternacht, selbst in so einer schmuddeligen, heruntergekommenen Straße. Ich war erstaunt, hatte ich doch gedacht es sind alles Geschöpfe der Nacht! Aber in der Gasse war es so als würde schon die Nacht beginnen, denn diffuses, dämmriges Licht herrschte hier vor. Auch hier huschte ich in meiner dunkel verhüllten Gestalt zügig dahin, darauf bedacht vorsichtig zu sein und sah im Vorbeigehen die Auslagen der Geschäfte an. Ich ignorierte die Gestalten, die sich an den Wänden der Gebäude entlang drückten.

Ah, hier war der Zauberstabsladen. Nee, der sah kein bisschen sympathischer aus als in der Nacht. Gleich gegenüber lag mein erstes Ziel. Die schwarzmagische Apotheke für Zaubertrankzutaten. Als ich eintrat wehte mir ein rauchiger, leicht berauschender Geruch unterschiedlichster Gewürze entgegen. Es war sehr schummrig im Laden und mit der großen Anzahl von Regalen, die in mehreren Reihen aufgestellt waren, war der Laden zwar voll, aber auch von innen größer als man draußen vermutet hätte.

Die Regale waren gefüllt mit den unterschiedlichsten und ungewöhnlichsten Dingen, die man sich vorstellen konnte: Herzen, egal ob von Schlangen, Hühnern oder Drachen, vielleicht auch von Menschen. Igitt, wie ekelig! Ich wandte den Blick ab und er fiel auf Augen der verschiedensten Gattungen, ob eingelegt, getrocknet oder pur.

Florfliegen, Alraunen, Affodilwurzel, Dipdam, Flubberwurmschleim, Rattenmilz, aber auch solche Sachen wie ein gut sichtbar platziertes, verschlossenes Glas Einhornblut! Mir blieb die Spucke weg. Oder es gab solche Abscheulichkeiten wie Bestandteile aus dem Kadaver eines Thestrals, eben Dinge, die man nie und nimmer in der Diagon Alley erhalten würde.

Am liebsten hätte ich vor Freude über diese ganzen Schätze gejubelt. Es war hier wie im Paradies.
Und so war ich auch nicht erstaunt, als ich am Tresen den Inhaber des Ladens mit einem mir wohlbekannten Mann feilschen sah. Ich behielt ruhig Blut, da ich nicht aussah wie Miss-know-it-all, noch würde er, noch sonst wer, mich, Miss Granger, hier an diesem Ort erwarten.

Also nahm ich mir zielsicher und ziemlich kaltschnäuzig einen Korb und schritt seelenruhig die einzeln Regale ab, nahm mir hier und da ein Stück für die Tränke, die ich im Laufe dieser Ferien brauen würde und da einige von ihnen recht lange brauchen würden um fertig zu werden, musste ich so schnell wie möglich beginnen.

Im Hintergrund verfolgte ich das Gespräch der beiden Männer aufmerksam, leider immer wieder unterbrochen, so dass ich keinen zusammenhängenden Satz hätte verstehen können. Aus dem was ich so mitbekam, hatte ich heraus hören können, dass Snape die ehrenvolle Aufgabe erhalten hatte Tränke für ihn-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte zu brauen. Das verwunderte mich jetzt nicht wirklich, also zuckte ich innerlich mit meinen Schultern.

Tja, auch der Dark Lord war schnell, das musste man ihm lassen. Als ich damals den Professor aus dem Krankensaal zum Dark Lord hatte stürmen sehen, war mir klar gewesen, dass es jetzt losging, der Krieg. Erst mal so geführt wie der kalte Krieg der Muggel, Amerika gegen Russland, Ost gegen West.

Noch keine sofortigen, offenen Kämpfe, aber dafür das Taktieren im Hintergrund! Für alles andere war der Dark Lord zu schlau und er musste schließlich erst einmal wieder erstarken, aber die ersten Tendenzen einer Kaltfront waren zu spüren und wenn auch nur, dass ich hier Snape sah, der wie ein Wahnsinniger Zutaten kaufte, zu einem Spottpreis, wohlgemerkt! Hier waren halt das Dark Mark und der Name des Dunklen was wert, half anscheinend bei Drohungen immer. Kein Ladenbesitzer der Knockturn Alley vertraute dem Ministerium, aber den Death Eatern, ja an deren Rache glaubten sie sofort!

Fudge war ein solcher Idiot! Aber das war ja erst mal nicht mein Problem. Während dieser Gedanken zählte ich meine Florfliegen für den Vielsafttrank ab. Ich spürte plötzlich ein Kribbeln in meinem Nacken, dann fiel mir auf, ah ja, ich hörte keine Stimmen mehr. Das Gespräch war offenbar beendet und Snape schien sich umgedreht zu haben, um meine schwarze Gestalt über dem durchsichtigen Behältnis der Fliegen gebeugt stehen zu sehen. Sicher kannte er sich in dem Laden aus wie in seiner Westentasche, ging es mir gehässig durch den Kopf. Ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen und zählte einfach weiter. Geh, du miesepetriger, schmieriger Kerl, sagte ich zu mir in Gedanken.

So, fertig! Ich setzte den Deckel wieder auf, tat die Fliegen in die durchsichtige Tüte, legte sie in meinen Tragekorb und wandte mich um und sah mich bestätigt, denn zwei tiefdunkle Obsidiane saugten sich an mir fest. Sehen konnte er nicht viel, weil ich meine Kapuze nicht abgenommen hatte, aber sie zeigte gut die Hälfte meines Gesichts. Ich versuchte mich so anmutig und normal wie möglich weiter fortzubewegen. Mir und ihm mit Sicherheit war bewusst, dass es nicht viele Tränke gab, in denen man diese Zutat benötigte. Die Frage war, würde er sich aufdrängen und neugierig sein, oder ging es im am Allerwertesten vorbei, wie auch das was die Schüler in der Schule taten.

Ich schritt auf das nächste Regal zu und sah mir die Auslagen genauestens in allergrößter Ruhe an.
Nur nicht aus dem Konzept bringen lassen, denn das würde ihn auf den Plan rufen wie einen Jäger, der seine nervöse Beute wittern würde.

„Mr. Snape, wünschen Sie noch etwas? Es ist doch hoffentlich noch immer alles zu Ihrer Zufriedenheit?”, vernahm ich die schleimige, unterwürfige Stimme des Apothekers.

Ich blickte zu Snape, wie er im Gang stand in seiner ganzen, schwarzen Pracht, was ich gerade zynisch meinte, aber so wie er da stand, machte er keine schlechte Figur, imposant ja, das war das richtige Wort. Snape wandte sein Gesicht Richtung Stimme. „Nein, Mr. Sals alles in Ordnung!“, drehte sich so, dass sich seine Robe bei seinem dramatischen Abgang aufbauschte und entschwand.

Puh, Göttin sei Dank war er weg! Aber jetzt weiter im Text, ich suchte die Regale noch weitere zehn Minuten akribisch ab, bevor ich mich an den Apotheker wandte. Dieser hatte jede meiner Bewegungen ebenfalls mit Argusaugen verfolgt, aber seine Angst vor Dieben hätte ich auch nicht haben wollen.

„Na, was kann ich denn für Sie tun?”, sprach er mich auch schon an. Ich hievte gerade meinen Korb auf den Tresen. Aufgrund der Menge an Zutaten hatte er einen gewissen, gierigen Glanz in den Augen, musste wohl den Verlust ausgleichen, den ihm Snapes Einkauf eingebracht hatte.

„Dies… und wenn wir uns über den Preis einigen, vielleicht noch etwas mehr...”, sagte ich mit kühler, etwas tieferer Stimme als gewöhnlich.

Ich ließ meine Augen durch den Laden schweifen, während er die Zutaten abmaß, wog und verpackte. Nachdem er dies alles zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte, sah er von seinem Block auf und maß mich mit einem durchdringenden Blick seiner schlammig braunen Augen, deren weiß eher gelb war, als hätte er schon über einen längeren Zeitraum mehrfach dem Feuerwhiskey zugesprochen.

„Das wären dann 250 Galleonen, meine Dame!“, meinte er mit einem schleimigen Grinsen.
Ich ließ meine Kapuze leicht zurück gleiten, zog eine Augenbraue hoch und sah ihn skeptisch an. Dachte der ich war blöd? 

„Ja dieser Preis hört sich fair an…!”, sagte ich langsam und mit Stahl in meiner Stimme. Meine Mimik drückte dieselbe Unnachgiebigkeit aus, „… wenn Sie mir noch Baumschlangenhaut und das Horn eines Zweihorns, sowie eine Phiole Einhornblut drauf legen!” Man konnte richtig sehen wie sein Grinsen aus dem Gesicht wich, aber leid tat er mir nicht.

„Meine Dame, das… das geht nicht, das Horn und Baumschlangenhaut sind auf der schwarzen Liste, und außerdem wissen Sie wie teuer und selten dieses Blut ist, es ist mehr wert viel…”, ich unterbrach dieses wehleidige Gestotter, mit einer harschen Geste meiner Hand.

„Hören Sie guter Mann, ich weiß, dass Sie die beiden Zutaten haben, vielleicht sollte ich mal auf meinem Weg zurück ins Ministerium…”, ich machte eine Kunstpause und sah ihm direkt in die Augen, um ihm klar zu verstehen zu geben, dass ich meine unausgesprochen Drohung ernst meinte… „Entweder Sie gehen auf mein Angebot ein, oder Sie dürfen ihre Zutaten wieder einräumen…”, sagte ich mit gleichgültiger Stimme und trat einen Schritt zurück.

„Nee, nee, so warteten Sie doch, für 300 Galleonen wärs immer noch viel zu günstig, aber damit könnt ich leben”, klang er geknickt.

„275, mein letztes Wort!”, zischte ich mit wütender Stimme. Er wand sich sichtlich unwohl hin und her, doch ich verzog keine Miene und sah ihn kalt und abwartend an.
Nach Sekunden des Nachdenkens nickte er und begann widerwillig die Phiole zu füllen, ging in den Lagerraum und kam nach kurzer Zeit mit den nicht legalen Zutaten zurück.

Ich zückte meinen Beutel und begann das Geld zu zählen. Tja, da würde mein Gang nach Gringotts heute noch fällig werden. Mit gierigen Augen beäugte Mr. Sals die Münzen. Er reichte mir fast widerwillig die Tüte mit allen Zutaten und die äußerst wertvolle Phiole mit der silbrigen Flüssigkeit extra, diese steckte ich dann in meine Robeninnentasche, denn da war sie sicherer. Ich nickte ihm betont dankend zu und wand mich entschlossen ab.

„Einen schönen Tag noch, Madam!“, rief er mir zynisch hinterher, doch da war ich schon aus der Tür und ging zügig auf das Büchergeschäft zu. Hier hätte ich mich einquartieren können, alles in allem ließ ich mir viel Zeit all diese grauen und dunklen Bücher durchzugehen. Mein Stapel wurde auch schnell 
größer.

Oh ja, ich kannte mich in der Materie der schwarzen Magie ziemlich gut aus! Ach, was sage ich, ich konnte sie genauso gut wie die helle Magie. Nun fragen sich sicher einige woher, denn meine Freunde würden die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, wenn sie es wüssten, aber in meinem dritten Jahr auf Hogwarts, als ich den Zeitumkehrer hatte, hatte ich wahrlich nicht auf der faulen Haut gelegen. Ich nutzte dieses Jahr und das wertvolle Artefakt, wo es nur ging.

Ich wusste wenn sich mir eine einmalige Gelegenheit bot und dieses Jahr mit dem Zeitumkehrer, war einen einmalige Chance gewesen, die sich mir nie wieder so bieten würde. Da ich Strategin war, hatte ich damals schnell die allgemeine Bibliothek hinter mir gelassen, da sie mir immer offen stehen würde, aber die verbotene Abteilung, das war eine andere Geschichte. Also hatte ich die geborgte Zeit genutzt um die ganze, ja ich meine die ganze, Abteilung zu studieren. Alle in ihr befindlichen Bücher hatte ich gelesen und studiert. Dies hatte ich nach ca. einem halben Jahr erfolgreich erledigt und mich dann in intensiveren Studien den interessantesten Büchern dieser Abteilung gewidmet.

Seitdem würde ich mich als Schwarzmagiern bezeichnen! Nein, ich mochte immer noch nicht die Unverzeihlichen, aber anders als Dumbledore sah ich den Nutzen in Blut- oder Ritualmagie, und auch die Kraft und Stärke, die hinter diesen Zaubern steckte, so dass fast kein weißer Spruch an Kraft daran kam. Des Weiteren lag es meiner Ansicht nach immer noch am Zauberer selbst, für was er seine Sprüche nutzte. Selbst weiße Sprüche konnten verehrend in ihrer Wirkung sein und nein, niemand wusste von meiner Einstellung, wär ja noch schöner. Das war ein wohl behütetes Geheimnis von mir.

Ich lächelte versonnen, als ich an die Gesichter dachte, die McGonagall, Dumbledore, die Weasleys oder Harry machen würden, selbst Snape würde höchstwahrscheinlich seine Maske vertuschen und die Malfoys, ach welch lustiger Gedanke. Ich war jetzt seit fast zwei Stunden in dem Buchladen und hatte gut 20 Bücher gefunden, die ich noch nicht kannte und befand, dass dies jetzt erst mal reichte und trug sie zur Kasse. Die Bücher ließ ich mir von der buckligen Hexe verkleinern, um sie in einer Robentasche verschwinden zu lassen. Die Trankzutaten konnte ich so leider nicht behandeln, denn das würde ihnen nicht bekommen und dafür waren sie dann doch zu teuer gewesen.

Mein nächster Halt führte mich zu Burgin & Burkes. Von diesem Laden hatte mir Harry ausführlich in seinem zweiten Jahr erzählt, als er hier bei seiner ersten Kaminbenutzung unabsichtlich gelandet war und aus seiner Erzählung schloss ich, dass ich hier fündig werden würde.

„Was kann ich für Sie tun?”, fragte ein weißhaariger Mann forsch, nachdem sich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Ich ließ die Kapuze wieder etwas zurückfallen, so dass er mir ins Gesicht sehen konnte. „Ich suche Messer”, meinte ich kurz und bündig. Ich wurde durchleuchtet, denn Vertrauen gab es hier nicht, tat ich ja auch nicht, also wars nicht schlimm.

„Ja, natürlich hab ich sowas, aber was suchen Sie genau?”, fragte er gedehnt und zog dabei eine Augenbraue taxierend hoch.

„Aus Silber, vielleicht zwei Stück, leicht in der Hand… zeigen Sie mir was!”, befahl ich bestimmt, um nicht zu sagen arrogant.

„Natürlich, natürlich, Madam, wie Sie wünschen!”, sagte er diensteifrig und zog unter dem Verkaufstresen ein Stück Stoff hervor, das er mit Schwung der Länge nach ausrollte. Auf dem dunkelgrünen Samt lag so aufgereiht eine Reihe mit silbrigen, scharfen, spitzen Messern, manche breiter, manche länger, einige verziert, andere ganz schlicht. Ein bösartiges Lächeln zeigte sich auf den Zügen des Mannes. 

„Hübsch, die kleinen, nicht wahr… diese könnte ich empfehlen! Für wen wärs denn? Ein Geschenk?”, fragte er neugierig, kam dabei allerdings sehr schleimig rüber. Ich antwortete nicht sofort und ignorierte ihn absichtlich, ließ mir Zeit und betrachtete jedes Exemplar genau, denn ich hatte meine Vorstellungen. Die Ersten verwarf ich gleich, viel zu klobige Messer. Ich hatte kleine Hände und so wanderte meine Hand zielsicher zu einem hübschen paar Dolche. Ich strich über den goldfarbenen Griff.

„Oh ja, eine gute Wahl der Horusdolch 37 cm lang. Eine leichte Klinge. Sie ist aus Silber mit Glyphen verziert, ein wunderschönes Stück. Die Klinge ist so verzaubert, das sie nie stumpf wird, der goldene Griff zeigt den Kopf eines Horus. Er liegt wunderbar in einer kleinen Hand, denn er ist ein leichter, handlicher Dolch!”, sprach's vor Verzückung, dabei wurde er richtig überschwänglich in seiner Art.

Wenn ich es mir gestattet hätte, würde ich jetzt schmunzeln. Nach dieser Ausführung griff ich beherzt nach einem der Dolche. Oh ja, ich spürte es wenn einem Gegenstand Magie innewohnte, denn man spürte so intuitiv, ob etwas zu einem passte oder nicht. Der Horusgriff, passte sich perfekt meiner Hand an. Er erwärmte sich leicht in ihr. Ich griff noch zum zweiten Horusdolch und hatte nun beide in der Hand. Ja, es fühlte sich sehr richtig an und sie erfüllten alle Voraussetzungen. Ich nickte und legte beide Dolche wieder auf den Tresen.

„Wie viel?”, fragte ich schlicht.

„50 Galleonen für jeden, aber Moment...”, er bückte sich runter „… mit der jeweils dazugehörigen Lederscheide, die hier werden unsichtbar, wenn Sie sie anlegen, sehr wertvoll!”, sagte er und steckte die zwei Dolche in die Scheiden.

Ich nickte. „Ja gut!“, zückte wieder meinen merklich leichter gewordenen Beutel und begann die 100 Galleonen zu zählen. Ich konnte mein Glück nicht fassen, an die unsichtbaren Halter hatte ich nicht gedacht. Die abgezählten Galleonen schob ich zu Mr. Borgin, dann schlug ich meinen Mantel auf und legte mir beide Lederriemenscheiden mit den Dolchen um meine Oberschenkel und ließ meine Robe wieder darüber gleiten.

Ich sah kurz auf, nickte Mr. Borgin zu und verschwand geschwind aus seinem gewöhnungsbedürftigen Laden.

When Hermione FightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt