Kapitel 299

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Benno

Carlo knallte die Tür zu und stampfte wütend die Treppen runter. Ich sah wieder zu Hannah, die mit Tränen in den Augen dasaß. Ich setzte mich neben sie. ,,Warum hast du nie was gesagt?" fragte ich mit zitternder Stimme. ,,Ich weiß nicht, ich... wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht und..." ,,Du hattest nie vor, es uns zu sagen, oder?" unterbrach ich sie. ,,Ich hätte es euch gesagt. Sobald ich gemerkt hätte, dass es schlimmer wird, ehrlich. Ich dachte, wenn es zu einer Transplantation kommt, wäre es besser, es einfach zu verschweigen. Keiner hätte auch nur irgendwas mitbekommen und alles wäre gut." ,,Ja und was wenn nicht?" rief ich. ,,Was wäre, wenn du einfach gestorben wärst, hm? Was wäre dann?" ,,Ich dachte eben, man merkt wenn man stirbt!" schrie sie zurück. ,,Nicht unbedingt." schaltete sich Lilly leise ein. ,,Es kann auch sein, dass du einen Herzinfarkt bekommen hättest und dann... einfach umgekippt wärst." ,,Echt? Das... wusste ich nicht." sagte sie und sah auf den Boden. ,,Aber du gehst doch noch zu den Kontrollen, oder?" fragte ich alamiert. ,,Ja, natürlich. Die sagen mir doch eh immer das gleiche." ,,Und... wann hast du es erfahren?" Sie schluckte. ,,Um ehrlich zu sein... damals, bei der Mello-Tour. Als ich für ein paar Tage bei dir war, erinnerst du dich?" ,,Du... du warst bei mir, als du es erfahren hast? Und du hast nicht ein Wort darüber verloren?! Ich dachte das wäre nur eine ganz normale Kontrolle!" Ich war mit der Situation grad komplett überfordert. ,,Woher wisst ihr das überhaupt?" fragte Hannah mittlerweile sauer. ,,Ich fürchte, das ist meine Schuld." meldete sich Lilly vorsichtig zu Wort. Wir beide sahen sie an. ,,Ich weiß, ich darf das nicht. Aber als ich deinen Namen auf der Akte gesehen habe, war ich einfach neugierig und hab reingesehen. Tut mir leid." ,,Schön dass sich manche Menschen einfach so in mein Leben einmischen!" rief Hannah angepisst und stand auf. ,,Ach ja? Weißt du was, ich bin froh dass sie es getan hat! Du hättest niemals auch nur ein Wort darüber verloren! Wie kann ich dir eigentlich je wieder vertrauen?" rief ich ihr hinterher. ,,Solltest du jetzt nicht eigentlich auf Bali sein?" erwiderte sie. ,,Red nicht von Vertrauen, wenn man es bei dir nicht kann!" ,,Hätte Carlo mich nicht angerufen, hätte ich von all dem Scheiß nichts mitbekommen. Also Entschuldigung wenn mir meine Familie wichtiger ist als irgend ein scheiß Urlaub!" schrie ich sie an. Sie lief die Treppen runter. ,,Ja, hau nur ab. Das kannst du ja am besten!" Ich spürte eine unglaubliche Wut, gemischt mit Enttäuschung, Angst und noch einem Gefühl, das ich nicht ganz deuten konnte. Unten hörte man die Haustür. ,,Ich hab echt Scheiße gebaut..." murmelte Lilly. ,,Nein, ganz und gar nicht. Du hast alles richtig gemacht. Die einzige, die hier Mist gebaut hat, ist Hannah. Und das alles nur wegen ihrer kack Art, alles mit sich selbst regeln zu wollen." knurrte ich und wollte ebenfalls gehen, doch Lilly hielt mich auf. ,,Ihr solltet euch nicht streiten." meinte sie ruhig. ,,Ihr solltet Hannah verstehen und vor allem für sie da sein. Sie lebt doch noch. Und das seit Jahren. Ich weiß nicht wirklich, wie es um sie steht, aber ich weiß, dass sie laut der Diagnose schon lange hätte tot sein sollen. Freut euch doch lieber, dass es nicht so ist. Mehr als warten können wir auch nicht." ,,Worauf sollen wir denn bitte warten?!" zickte ich. ,,Entweder auf das Spenderherz, oder..." Sie sprach nicht weiter, aber ich wusste, dass sie den Tod meinte. Und irgendwo hatte sie ja auch recht.

The story of my life Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt