Wenig später stand ich bei Carlo auf der großen Bühne. Ich sah ihm zu, wie er mit den anderen einen Song durchprobte und dann immer wieder abbrach, um ein paar Dinge zu klären. Freddy stand daneben und filmte ab und zu für Instagram. Plötzlich wurde ich von jemandem auf den Boden gerissen. Eine Sekunde später krachte ein riesiger Scheinwerfer neben mich auf den Boden, an die Stelle, an der ich eben noch gestanden habe. „Alles okay bei dir?" fragte Freddy, der mich weggeschubst hat. Ich zitterte am ganzen Körper und stand langsam auf. Alles war still. Ich sah rüber zu Carlo, der mich starr vor Schreck ansah. Ich spürte, wie ich hochgehoben wurde. Freddy trug mich hinter die Bühne und legte mich auf ein Sofa. Ich hatte immer noch nicht ganz realisiert, was da gerade passiert ist. Die anderen kamen ebenfalls in den großen Vorraum. Carlo lief direkt zu mir und riss sich die Maske vom Gesicht. Er war blass und hatte Tränen in den Augen. „Alles okay? Geht's dir gut?" fragte er aufgelöst und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Finger zitterten. Ich konnte einfach nur da liegen und ihn anstarren. Ich spürte nichts mehr, nicht mal seine Berührungen auf meiner Haut. Ich nahm generell kaum noch etwas wahr. Dann wurde mir plötzlich schwarz vor Augen.
Als ich aufwachte, lag ich im Krankenhaus. Carlo saß weinend an meinem Bett und hielt meine Hand. Ich war an irgendwelchen Geräten angeschlossen, die ein regelmäßiges Piepen von sich gaben, was echt nervtötend war. „Carlo?" flüsterte ich. Er sah zu mir und wischte sich schnell die Tränen weg. Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber er drückte mich wieder runter. „Bleib bitte liegen." flehte er. „Was ist passiert?" fragte ich heiser. „Du bist umgekippt. Ich dachte erst, das käme vom Schock, aber..." Er kämpfte weiter mit den Tränen. „Du hattest einen Herzinfarkt." brachte er mühsam heraus und erneut liefen ihm Tränen aus den Augen. „W-was?" flüsterte ich überfordert. „Ich hatte so Angst um dich." weinte er. „Ich dachte du... du schaffst es nicht." Ich schluckte und drückte seine Hand. „Was ist eigentlich genau passiert?" Er schniefte und wischte sich die Tränen weg. „Das Seil eines Scheinwerfers ist gerissen und er ist runter gefallen und... wäre Freddy nicht gewesen, dann... wärst du jetzt... tot." schluchzte er und drückte sein Gesicht in meine Bettdecke. Ich strich ihm vorsichtig über die Haare. „Shh. Ist doch alles gut. Freddy war ja da." sagte ich beruhigend und gleichzeitig wurde in mir alles durcheinander geworfen. Ich bin also knapp dem Tod entkommen... Nach einiger Zeit schaffte es Carlo wirklich, sich zu beruhigen. Es war still zwischen uns, bis Carlo's Handy die Stille unterbrach. Wir zuckten gleichzeitig zusammen. Er sah auf den Display, seufzte, stand auf und ging auf den an das Zimmer anschließenden Balkon. Ich hörte ihn sich räuspern, ehe er ranging. Was er besprach, konnte ich dann nicht mehr hören, da er die Tür hinter sich schloss. Nach kurzer Zeit kam kam er wieder rein. ,,Hannah?" ,,Hm?" ,,Das war... Sabotage."