-5 Monate später-
Carlo
Nervös ging ich auf und ab. Dieses Warten machte mich wahnsinnig! Ich wahr ohnehin kein geduldiger Mensch, aber das hier war reine Folter. Ich spürte dieses Flackern im Bauch und mein klopfendes Herz. Die letzten Monate sind an mir vorbeigezogen wie ein Traum. Ich hatte endlich wieder mehr Freizeit und weniger Druck, hatte Zeit um runter zu kommen und fand endlich wieder die positive Seite am Leben. Ich bin nach all der langen Zeit endlich wieder glücklich geworden! Ein unglaublich gutes Gefühl. Und jetzt war ich nur noch wenige Stunden vom wohl größten Glück meines Lebens entfernt. Heute war es so weit, heute wurde ich endlich Vater! Ich konnte es kaum erwarten. Die letzten Wochen haben Lilly und ich damit verbracht, alles vorzubereiten. Wir haben ein Kinderzimmer eingerichtet, Babymöbel angeschafft und auch schon einen Maxicosi im Flur bereit gestellt. Ich blieb kurz stehen und sah auf die Uhr. Man, wie lange sollte das denn noch dauern? Eine Hebamme und eine Krankenschwester waren gerade dabei, Lilly zu untersuchen. Es sollte übrigens ein Mädchen werden. Unsere eigene kleine Tochter... ich lächelte bei dem Gedanken daran. Okay Carlo, die letzten paar Stunden, in denen du noch kinderlos bist. Das stehst du durch. Was sind schon die paar Stunden im Vergleich zu all den glücklichen Jahren, die noch vor dir liegen? Trotzdem war ich immer noch aufgeregt. Den Gedanken, dass etwas schief gehen könnte, hatte ich schon lange aus meinem Kopf verbannt. ,,Herr Waibel?" Ich drehte mich aufgeregt um. ,,Ja?" Meine Stimme bebte. ,,Wir sind so weit. Wir bringen Ihre Freundin jetzt in den Entbindungsraum. Kommen Sie mit?" Ich nickte und folgte der Krankenschwester. Sie führte mich durch eine Glastür zum Kreißsaal und dann in einen Raum. In der Mitte stand eine Art Zahnarztstuhl, auf dem Lilly lag. Als ich zu ihr ging, lächelte sie mich an. Ich nahm ihre Hand und drückte sie fest. ,,Bist du auch so aufgeregt wie ich?" fragte sie und ihre Augen strahlten. Ich nickte. ,,Wenn nicht sogar noch aufgeregter! Hast du Angst?" ,,Nur vor den Schmerzen. Aber ich freue mich auch darauf." Ich strich über ihre Wange. ,,Keine Sorge, ich bleibe bei dir." Sie strahlte mich an. Die ersten Wehen bekam sie vor einer Stunde. Wir sind sofort ins Krankenhaus gefahren, wo sie für die Geburt vorbereitet wurde. Jetzt war es bald so weit. ,,Ich hoffe es geht schnell." ,,Ich auch. Das ganze Warten macht mich echt nervös." gab ich zu. Sie schlug mich leicht gegen den Arm. ,,Du musst aber auch nicht diese Schmerzen ertragen!" ,,Ich verspreche dir, sobald du das hier überstanden hast, geb ich dir ein Eis aus." Sie lachte. ,,Na dann ist das ganze ja nur halb so schlimm." Plötzlich verzog sie das Gesicht und verkrampfte sich. Sie zerquetschte fast meine Hand und gab einen Schmerzenslaut von sich. Besorgt strich ich über ihren Handrücken. ,,Du schaffst das." sagte ich beruhigend zu ihr. ,,Bald wird all das hier vergessen sein." Die Hebamme gab ihr ein paar Anweisungen und Tipps, während eine andere Helferin ein Glas Wasser besorgte. Kurz darauf war alles wieder vorbei. ,,Du schaffst das." sagte ich noch einmal und küsste ihre Stirn. Sie gab nur ein Jammern von sich. Von Stunde zu Stunde wurden die Wehen immer heftiger, bis die Hebamme plötzlich ,,Pressen!" befahl. Ich schluckte und gleichzeitig wurde mein Mund ganz trocken. Ich hatte das hier schon einmal erlebt, aber damals ging es daneben. Würde es dieses mal klappen? ,,Da ist ihr Kopf! Sie haben es gleich!" rief die Hebamme. Mein Herz schlug. Lilly schrie vor Schmerzen und quetschte mir jegliches Blut aus meiner linken Hand. Plötzlich war ein weiterer Schrei zu hören. Von einem Baby! Lilly zitterte am ganzen Körper, während ich mit offenem Mund zusah, wie die Hebamme ein kleines Wesen in den Armen hielt und es Lilly vorsichtig übergab. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Das da war meine kleine Tochter. Ich bin Vater geworden! Überwältigt vom Glück fing ich an zu lachen und küsste Lilly liebevoll, welche bereits dabei war, die Kleine zu stillen. ,,Willst du sie mal halten?" fragte Lilly. Ich nickte, immer noch überwältigt. Sie übergab sie mir vorsichtig in die Arme und zeigte mir, wie ich sie richtig halten sollte. Sie war so klein, so zerbrechlich! ,,Hey." sagte ich leise. ,,Na du. Ich bin dein Papa." Ich hatte Tränen in den Augen vor Glück. Mit dem Zeigefinger strich ich ihr zärtlich über die Wange, während mir gleichzeitig eine Träne das Gesicht herunterlief. Ich strahlte Lilly an, die erschöpft lächelte. Dann übergab ich die Kleine wieder der Mutter. Schließlich kam ein Arzt rein und überprüfte unser Kind gründlich auf alles mögliche. Nach zwanzig Minuten war alles durchgestanden und unsere Tochter kerngesund. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich hatte eine Tochter! Ich war Vater! Wenn das hier nur ein Traum sein sollte, dann lasst mich bitte nie mehr aufwachen.
Endlich lagen wir in einem ganz normalen Krankenzimmer. Lilly und ich lagen nebeneinander, während Malia auf Lilly lag. Beide schliefen erschöpft von der Geburt und ich beobachtete sie dabei. Für mich gab es gerade nichts süßeres als diesen Anblick. Heimlich schoss ich ein paar Fotos, dann fielen auch mir irgendwann die Augen zu.