Mein Herz schlug bis zum Hals und meine schwitzigen Finger zitterten leicht. Ich sah aus dem Fenster des großen schwarzen Autos, in dem wir saßen und zur Halle gefahren wurden. Freddy saß vorne, Carlo und ich hinten. Ich sah runter auf meine roten Stöckelschuhe, wobei meine Ohrringe wackelten. Ich trug eine schwarze Schlaghose mit einem dunkelroten Oberteil, das knapp bauchfrei war. Da es heute relativ kalt war, hatte ich noch eine ebenfalls schwarze Jacke drübergezogen. Meine Haare fielen mir in leichten Locken über die Schultern und meine Nägel waren dunkelrot lakiert. ,,Okay pass auf." raunte Carlo mir zu und beugte sich zu mir rüber. ,,Wir fahren jetzt zum roten Teppich. Versuch einfach, die Kameras und Blitzlicher zu ignorieren, ja? Und warte, bis ich dir die Tür geöffnet habe." Entgeistert sah ich ihn an. ,,Wir fahren zum roten Teppich?! Warum hast du mich nicht vorgewarnt?" ,,Weil ich wusste, dass du dann erst recht nein sagen wirst." Gequält sah ich aus dem Fenster. ,,Ja, aus gutem Grund!" ,,Keine Sorge, so schlimm ist das nicht. Wir werden auch keine Interviews führen müssen, versprochen. Wir gehen nur kurz ein mal drüber und dann hast du das auch hinter dir. Du kannst gerne meine Hand nehmen, wenn du dir unsicher bist." Er zwinkerte mir zu, woraufhin ich die Augen verdrehte. ,,Ich werde das schon irgendwie überleben." brummte ich. ,,Denk einfach dran, nicht die Tür zu öffnen, ja?" Ich nickte wiederwillig. ,,Als ob ich keine Tür alleine öffnen kann." schimpfte ich leise vor mich hin. ,,Nur weil ich ein Mädchen bin?!" ,,Darum geht es doch gar nicht! Tu einfach was ich sage."
Viel zu schnell waren wir da. ,,Planänderung!" kam es von Freddy. ,,Ich mache Carlo die Tür auf, dann kletterst du einfach hinterher." Es klappte tatsächlich und ich schaffte es, nicht zu stolpern oder mich sonst wie zu blamieren. Wir wurden von Blitzlicht empfangen, während uns die Fotografen etwas zuriefen. Carlo ignorierte sie und lief einfach ganz lässig an ihnen vorbei. Ich folgte ihm mit Unbehagen. ,,Entspann dich." raunte er mir ins Ohr, als er sich wieder mal hingestellt hat, um zu posen. ,,Mach dich locker und lächel mal was." Ich nickte, lächelte ihn an, atmete tief durch und tatsächlich half es. Ich wusste nicht ganz, wo ich hinsehen sollte, aber Carlo schien einfach an all dem vorbeizusehen. Also machte ich es ihm nach und fixierte einen Punkt über den Fotografen und Journalisten. Trotzdem machte mir das alles Angst. Ich merkte, dass das hier einfach nicht meine Welt war und fühlte mich unwohl. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen und das Getuschel, das losging als wir an den Fotografen vorbeigingen, verunsicherte mich. Ich tastete nach Carlos Hand und umklammerte sie ängstlich. Er drückte sie leicht, woraufhin die Rufe nur lauter wurden. Einige wollten uns interviewen, aber Carlo ging einfach vorbei. Er hielt wenigstens sein Versprechen. Ich war ihm mehr als dankbar dafür. Schon war das Ende in Sicht. Ich war noch nie so erleichtert, etwas hinter mir gelassen zu haben, wie jetzt. ,,Du bist froh, dass es vorbei ist, nicht wahr?" Ich sah sein Grinsen unter der Maske. ,,Ja und wie. Warum?" ,,Merkt man." ,,War ich wirklich so schlecht?" Er stellte sich vor mich. ,,Schlecht warst du nicht. Aber man hat gemerkt, dass das dein erstes mal auf dem roten Teppich ist und dass du die ganze Aufmerksamkeit weder gewohnt bist, noch unbedingt haben willst." Ich versuchte ein Lachen. ,,Wenigstens haben die jetzt was zu berichten." Freddy empfing uns und gemeinsam liefen wir ein wenig herum, bis es so weit war und alle dazu aufgerufen wurden, sich in den Innenraum zu begeben. Wir liefen zu unseren Plätzen und setzten uns, während ich mich langsam wieder entspannte. ,,Ignorier die Kameras einfach und sieh an ihnen vorbei. Tu so, als wären sie gar nicht da. So wie vorhin einfach." Ich nickte ein wenig angespannt. Die Kameras hier im Saal hatte ich völlig vergessen!