Kapitel 364

15 0 0
                                    

Ich fiel ihm in die Arme, während mir mein heftiges Schluchzen jede Luft zum Atmen nahm. ,,Carlo, hey... ganz ruhig." hörte ich Jojo sagen, aber genau das Gegenteil traf ein. Es wurde nur noch schlimmer. Ich spürte, wie mich jemand von hinten umarmte und von Benno wegzog. ,,Carlo, beruhig dich." Ich sank zu Boden. ,,Ihr geht es bestimmt gut. Sie wird wieder." meinte jetzt auch Benno, aber ich schüttelte den Kopf. Diesmal war es anders, das spürte ich. Diesmal wurde gar nichts wieder gut. Ich rang nach Luft, aber es brachte einfach nichts. ,,Carlo verdammt, du musst atmen!" rief Benno panisch und rüttelte an mir. Ich versuchte es, aber der Kloß in meinem Hals schnürte mir jegliche Luft ab. Benno hielt mir eine Flasche Wasser hin, die ich in einem Zug herunterstürzte. Aber es half. Es half gegen die Tränen, gegen den Kloß, gegen diese Atemnot. Langsam stand ich wieder auf, wobei ich fast das Gleichgewicht verlor. ,,Lasst uns reingehen." sagte Benno leise und wir folgten ihm in das große Gebäude. Benno führte uns durch ein paar Gänge und ließ sich dann in einem auf einen Stuhl fallen. Jojo und ich taten es ihm gleich. ,,Wir müssen warten bis ein Arzt kommt. Ich weiß auch noch nichts." So saßen wir schweigend nebeneinander und starrten den Boden an. ,,Habt ihr eine Ahnung, wie das passieren konnte?" fragte Jojo irgendwann zögernd. Ich hatte keine Lust zu antworten und sah Benno an, aber der starrte weiterhin abwesend vor sich hin. Also musste ich es ihm sagen. ,,Es musste passieren. Eigentlich schon vor Jahren..." ,,Aber warum denn? Ich dachte es wäre alles gut? Sie nimmt doch Tabletten." ,,Ja, das haben wir auch immer gedacht. Aber vor zwei Jahren haben wir erfahren, dass sie seit vier Jahren ein Spenderherz braucht und irgendwie... ist nie eins gekommen." ,,Du meinst, sie... sie wird..." Ich mied seinen Blick und seufzte nur schwermütig. Jetzt war also der Tag gekommen. Der Tag, den wir schon so lange fürchteten und am liebsten für immer weggeschoben hätten. Doch jetzt war er da. Listig wie eine Raubkatze hat er ohne Vorwarnung einfach zugeschlagen und Hannah von uns weggerissen, ohne dass wir es vorher wissen konnten. Ich habe heute so wenig mit ihr gemacht. Warum? Warum genoss ich nicht jede Sekunde mit ihr, wie ich es mir schon so oft vorgenommen habe? Auf der anderen Seite... egal wie sehr ich die Zeit mit ihr genutzt und genossen hätte, dadurch wurde sie immer noch nicht mehr. Das Ende kam trotzdem. Und jetzt war es da. Ich wusste selbst nicht so genau, was mich da so sicher machte, aber ich wusste es einfach. Ich wusste es. Und das machte die Situation nicht gerade leichter für mich. Eine Ärztin kam aus einer Tür und ging auf uns zu. Sie war nicht die erste in der letzten Stunde und ich sah sie auch eigentlich kaum an, da sie eh weitergehen würde. Doch zu meiner Überraschung blieb sie vor uns stehen. ,,Familie Waibel?" Wir nickten, sogar Jojo. ,,Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber es steht sehr schlecht um sie." Ich spürte wieder Tränen in den Augen, drängte sie aber energisch weg. ,,Dürfen wir zu ihr?" fragte Jojo, der als einziger Kraft zum Reden hatte. Sie nickte und führte uns in eins der Zimmer.

The story of my life Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt